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blockbusters!

Ich werde "Der Untergang" im Kino nicht mehr sehen, obwohl ich inzwischen schon sehr, SEHR viel darüber gelesen habe.
In "The door in the floor" gehe ich sofort, obzwar ich bisher nur eine Radiokritik gehört und die Liste der Darsteller gelesen habe. Das reicht: Appetit.
Was will uns das sagen?

Die Lektüre macht mir den "Untergang" nicht schmackhafter, und jedesmal, wenn ich ins Kino gehe, fällt mir was besseres ein, was meine Zeit wert ist. Ich finde, ich kann es mir leisten, Kino nicht zur Pflichtveranstaltung werden zu lassen, um an irgendwelchen Diskursen teilnehmen zu können. Und folgen kann ich denen in diesem Fall auch so - es sollen ja schon ganze Filmkritiken ohne Sichtung der Primärquelle entstanden sein, so munkelt man.
Ich halte dann an einem lauschigen Winterabend vorm Fernseher ein Streichholz an den Leichnam.

Wie schade. Meine Erwartungen waren so hoch. AI – ein Meisterwerk. Strahlend, kristallklar, visionär. Minority Report. Atemberaubend, schweißtreibend, visionär. Und soweit ich das beurteilen kann der Idee Philip K. Dicks nicht völlig untreu. Über den großartigen Tom Cruise gilt es ohnehin nochmal was zu schreiben. Und dann diese Perle Catch Me if You Can. Ein Film der seine Geschichte vollständig visuell erzählt. Der die Lüge, den Betrug mit leuchtenden Bildern einfängt, um die Desillusionierung, den Einbruch der Realität nicht erzählerisch sondern vor allem visuell zu schildern. Der Film hat mich schon im Kino begeistert, bei der erneuten Sichtung auf DVD dann schier umgehauen. Und nun The Terminal. Wieviel sagt es über einen Film aus, wenn man sagen muss, dass der Abspann das beste gewesen ist. Eine hinreißende Idee, schlicht und bezwingend. Ein manifestes Thema aufgreifend und ein verborgenes anklingen lassend. Diese Subtilität hätte ich mir vom ganzen Fim gewünscht, der so sehr vieles Richtige will und beinahe alles falsch macht. Erstaunlicherweise verspielt er dabei nicht alle Sympathien. Man, bzw. ich habe ständig das mögliche mitgedacht. Und das ist auch hier wieder: Fabelhaft. Individualität! plus Zusammenhalt in der Gruppe. Genau auf diese Kombination will The Terminal hinaus und das löst der Abspann mit seinen Unterschriften ideal ein. Aber die in Catch Me if You Can gezügelten visuellen Exzesse (gibt es sowas?) wenden sich hier gegen den Film, weil sie keinem visuellen Konzept entsprechen, weil sie lediglich dem momentanen Wollen entspringen. Man mag da aufstöhnen und sagen „wIe großartig“, aber es ist halt nur Kunsthandwerk. Wenn Tom Hanks und Catherine Zeta-Jones im Gegenlicht ertrinken bei ihrem Kuss und der Brunnen doch anspringt, dann sage ich zum Drehbuch vielleicht ja, in der Inszenierung ist es eine Katastrophe. Und wenn ein Inder sich der Auslieferung stellt – ihn erwartet in der Heimat ein Mordprozess – nur um Tom Hanks einen Kurzbesuch in New York zu ermöglichen – die erzählerischen Volten, die dazu führen, mag ich gar nicht beschreiben – dann ist das an sich schon scheiße. Wenn es aber nur dazu benutzt wird, um ein ultrakitschiges, in keiner Weise uneigentliches oder reflektiertes Bild zu präsentieren, wie dieses, dass ein kleiner Mann mit einem Wischmop ein großes Flugzeug zum Stehen bringt, dann ist auch moralisch ruinös. Pro bono cotra malum funktioniert halt nicht um jeden Preis. So gibt es vieles, was mir daran missfallen hat. Entsetzlich vor allem der idiotische Hang zum Slapstick. Fürchterlich auch, wie der Film ununterbrochen seine eigenen erzählerischen Voraussetzungen mit Füßen tritt. Und auch nicht so schön fand ich die Performance des Inders beim Hanks-Zeta-Jones-Dinner, das ganz offensichtlich dem The-Royal-Tenenbaums-Criterion-Collection-Bonusmaterial abgeschaut ist – das allein ist ja noch nicht schlimm – das aber vor allem als Gag hineingezwungen erscheint – völlig unbeiläufig, wo doch Beiläufigkeit hier eine Grundvoraussetzung gewesen wäre. Außerdem ist das symptomatisch für den ganzen Film, der uns ständig mit Niedlichkeit zu ködern versucht, ein Rückfall in überwunden geglaubte Hook- und Jurassic Park-Zeiten, wo uns vermeintlich niedliche Kinder mehr entnervten als verzauberten. Man merkt also die ganze Zeit, worauf der Film hinauswill, vor allem , indem er es einem um die Ohren haut. Aber – jetzt kommts – der Film bleibt sehenswert. 1. Stanley Tucci, 2. Officer Torres, 3. Catherine Zeta-Jones 4. Tom Hanks, der jede noch so doofe Rolle und noch so verfehlte Performance mit einem unwiderstehlichen menschlichen Touch versieht und vor allem 5. der geniale Abspann.

Ich bin mir fast sicher, dass Tom Cruise in " Collateral" sein Haar grau trägt, um das letzte Bild, das man von ihm sieht, aber auch absolut stimmen zu lassen: Ein verlassener Mann in einer leeren, kalten U-Bahn. Micheal Mann versteht was von Farben. Und er versteht was von den großen Dingen, von denen seine Filme Handeln, von der Bestimmung etwa. Und so nach und nach macht ihn das zu einem ganz großen im US-Kino. Er kann erzählen, er lässt es gut aussehen. Und er baut ein großes Ding, um das der Film kreist, dahinter. Und dieses Ding, die Bestimmung hier, das Kreuzen der Fäden, die Tragik, zusammen mit diesem Look, diesem ruhigen Schick, macht ihn zu einem Verwandten der Hong-Kong-Leute, John Woo den frühen gerade, mit westlicher Schwere natürlich, soweit ich das beurteilen kann.

Er erzählt uns eine Geschichte, wie ich sie lange nicht gesehen habe. Auf den ersten Blick eine fast normale Kino-Thriller-Dramaturgie, der Film erzählt sich ohne große Widerstände in die großen Kinosäle hinein. Da ist der faszinierende Psychopath, der symphatische Normalo, der widerstrebend zum held wird, der Polizist, der entgegen der schnellgefassten Meinung seiner desinteressierten Kollegen an seine (richtige) Hypothese des Falls glaubt und auf eigene Fauust weitermacht.

Doch eigentlich ist alles nur ein Traum, denn: Am Anfang steht Maxx, der etwas traurige Held, und er hat nichts: Nur Träume, die kaum etwas wert sind, Träume vom guten Leben, vom Erfolg, von einer schönen Frau. Er klemmt sie hinter seine Sonnenblende und lässt sie da, und es wird klar, und später explizit: Er ist ein mutloser, der nichts tut, der sich nicht traut, nach dem Leben zu greifen, sich nicht traut, anzurufen. Am Ende hat er gehandelt: Er ist verwandelt, er hat die Frau angerufen.
Dazwischen: Mord und Totschlag, ein Killer der das Böse will und ihn zum Guten treibt. Warum bringt er ihn nicht einfach um? Max ist renitent, er stört, er versucht zu entkommen, schon am Anfang wird klar, dass Vincent mit Max ein Risiko eingeht. (sie werden wegen der zerborstenen Frontscheibe angehalten, Vincent bleibt trotzdem im taxi, obwohl ein Wagenwechsel angeraten wäre.)
Die Frage wird gestellt, aber nicht beantwortet. Das scheint mir die Bruchstelle zu sein, durch die die eigentliche geschichte durchschimmern SOLL. Notdürftig wird auf der Krimihandlungsbene motiviert, warum Vincent an Max festhält, doch überzeugend eigentlich nicht. Und das soll es wohl auch nicht. Hier geht es um Bedeutung. Vincent will aus einem anderem Grund bei Max bleiben, einem Grund, der nichts mit seinem Killer-Auftrag zu tun hat.
Klar wird es in dem Moment, in dem Mann die konventionelle Dramaturgie aufgibt, und den rettenden Drogenfahnder, dessen Rolle er bis dahin lehrbuchmäßig aufgebaut hat, nicht zum Ende kommen lässt, sondern ihn aus der Geschichte stößt.

Max soll nicht den einfachen Weg gehen, nein, es ist eine Education brutale. Vincent will ihn bis zum äußersten treiben, und das äußerste - das sind die Schüsse in der U-Bahn. Danach hat Vincent ausgedient. Er bleibt zurück. Ein namenloser, alter Mann in der U-Bahn, der niemanden etwas bedeutet. Er war ein Geist, und seine Bestimmung war es, Vincent wachzuküssen. Mit einem Todeskuss.

Es ist ein Traum, geträumt am Steuer eines Taxis, in einer U-Bahn, in dem ein grauer Geist Max vom passiven zum aktiven Menschen werden lässt. Zum Mann, der sich eine Frau nehmen kann. Der für sich und andere Verantwortung übernimmt. Letztlich auch eine Doppelgängergeschichte, gipfelnd in dem letzten Schusswechsel, der eigentlich ein Spiegelmotiv ist.

Ein schöner Film. Mit einer wunderbaren Anfangssequenz.
Und sehr amerikanisch: Mit dem Schuss zum Manne werden. Gab's allerdings auch schon bei Storm, und die dann vielleicht etwas einfache Symbolik sei beiden verziehen.

bring back the eighties.

Nochmal vom movieblog, das uns mit mehreren Sequels schockiert.
Man denkt tatsächlich über eine Fortsetzumg der CONAN-Reihe nach, und dass der Gouverneur von Kalifornien mitspielt, scheint für die Produzenten noch nicht ganz vom Tisch zu sein - warum auch:

Arnold Schwarzenegger may still be involved with the project. Everything depends, however, on whether the Governator runs for re-election but the door for his return is apparently still open.

Sylvester Stallone lässt das nicht auf sich sitzen und hält gegen: Rambo 4. Man weiß noch nicht so recht, worum es gehen soll, warum nicht, äh... Al Quaida? Doch, gute Idee.

Though there's no storyline set in stone for "Rambo 4", which Sly will produce, it apparently might be tied to terrorist union Al Qaeda. But Sly's apparently gunning for the film to be less of "Rambo 3" and more "First Blood" this time around.

Sean Connery ist weiser - er lässt von Indiana Jones 4 lieber die Finger. Ach, die launischen Schauspieler, kaum hat man sie in eine Filmserie reingeschrieben, fangen sie an zu zicken und bringen einen in Schwierigkeiten. Von connery heißt es, er wolle sich komplett zurückziehen.

Und schließlich: Sam Raimi will anscheinend nicht mit Spider-Man alt werden. Gerüchte gehen, dass der dritte Teil der letzte sein wird.
Never say never.

http://www.themovieblog.com/

Ja dürfen die denn das? Ja, die dürfen das.
Sie haben die Rechte. Kann das gut gehen? Man ahnt es nicht, vorstellbar isses nur schwer.
Disney hat sich gerade, kurz, nach dem Ihnen Pixar abhanden gekommen ist, eine neue Computerfilmbude gekauft, Wild Brain, die bisher aber noch keinen Spielfilm gewuppt hat.
Und wollen mit denen jetzt den dritten Teil produzieren. Ja,die dürfen das. Aber eigentlich sieht doch jeder, der sehen kann und dem die Netzhaut nicht durch eine Powerpoint-Präsentation ersetzt wurde, dass das nicht klappen kann: Bad Karma. Es ist Kindesraub. Es ist unmoralisch. Keiner wird es mögen, und den Drehbuchautoren wird der Stift in der Hand verdorren.
Sie werden es trotzdem tun. Sie verstehen nicht, dass es kurzsichtig ist, die traditionelle Animation zu schrotten, dass der Weg des Kamels für sie der Weg zurück zum Schotter wäre. Dass sie das tun sollten, was sie am besten können: Bambi. Und nicht das,was andere am besten können: Nemo finden.
Disney trifft nicht mehr nur schlechte Entscheidungen, nein, sie treffen jetzt schlechte Entscheidungen, mit denen sie sich schwer unbeliebt machen. Auch bei mir. Das wird schlimmer als Cherry-Cola.

(news from http://www.themovieblog.com/)

Wie schön - Spezialeffekte sind heute so normal und gut, dass sie nicht mehr beim Erzählen einer Geschichte stören.

Comicverfilmungen könnenn spannende Situationen erzeugen - wie "Abe" in das Becken mit dem schwimmenden Dämon springt, ist schon gruselig (ok, ich bin auch leicht zu kriegen). Aber sie können keine spannenden Geschichten erzählen...man fiebert dem Ende nicht direkt entgegen, freut sich eher darauf,was als nächstes kommt. Das hat den Vorteil, das die Filmemacher sich auf die Charaktere und deren innere Geschichte konzentrieren können. Bei Hellboy wird das Oberfläche, da der rote Protagonist selbst in seiner Roger Moore-haften Art, die Dinge um sich herum abzuwedeln, die ernsthaftigkeit der Bedrohung ständig runterspielt. Umso mehr Mühe gibt sich Guillermo del Toro mit seinen Figuren, die allesamt reizend sind, die Bosewichte inclusive. Macht Spaß, denen bei der Arbeit zuzusehen.
Die innere Geschichte kreist, ähnlich wie bei den X-Men, um die Spannung zwischen Superheldentum und Freak, in der Hellboy, Liz und Abe stehen. Er spielt sie in der Figur der Liz, die zwischen dem Monster und dem Menschen steht, aus, und führt sie in einem wirklich schönen Schlussbild, dem flammenden Kuss zusammen. Bekenne dich zu deinem Monsterwesen und du wirst zum Mensch. Wenn das so nett gemacht ist, lasse ich es mir gerne gefallen.

Und dass das Naziklischee hier zu einer sich selbst aufziehenden mechanischen Puppe wird, ist auch ein Einfall, den ich nicht genug loben kann. ETA Hoffmann hätte sich gefreut, und auch ich freue mich darüber: Ist es doch nicht nur Verweis auf die Schwarzromantik, sondern auch Kommentar auf die Verwendung eben dieses Klischees in der Popkultur - es zieht sich längst immer wieder selber auf, losgerissen von allen realhistorischen Hintergründen. Unlängst las ich, weiß leider nicht mehr wo, dass der Nazi als Wanderer durch die Erzählungen (ironisch - wie der "ewige Jude") nach dem unbegreiflichen Horror des Holocaust ewig sein Unwesen treiben wird, und uns Deutschen damit, als die uns entfremdete Fratze, vor der wir aber nicht fliehen können, ewig erhalten bleibt.

Auf jeden fall: Eine schöne Sache für eine geruhsame Spätvorstellung.

Das war also "The Village". Ich hab's geahnt. Es ist nicht immer von Vorteil, Kritiken zu lesen. Vielleicht hätte es geholfen, sich die Mühe zu machen, nachzuschauen, was jeweils die gleichen Autoren damals über "Signs" geschrieben haben. Hätten sie damals auch nicht von nervenzerrender Zähigkeit berichtet, oder vergleichbares durch die Blume gesagt, ich hätte gewusst: dieses erneute Lob wird meine Zustimmung erneut nicht gewinnen. Mein Sitznachbar, Herr Hose, sprach von Menschen, die "The Village" für den gruseligsten Film hielten, den sie je gesehen hatten. Selbst erfahren im undifferenzierten Umsichwerfen mit Superlativen war mir natürlich klar, dass man das etwas kühler essen muss, aber eiskalt? Gruselig war's nämlich nicht bzw. sehr selten. Spannend: auch Fehlanzeige.
Also: Da wohnen Menschen in einem Dorf, das von Wald umgeben ist. Irgendwo dahinter ist "die Stadt". Es gibt Dorfbewohner, die mal da waren. Damals. Jetzt geht keiner mehr in den Wald, denn da sind "die Unaussprechlichen", rotgewandete igelartige Wurzelmonster, mit denen es einen Waffenstillstand gibt. Wir gehen nicht in den Wald, ihr kommt nicht ins Dorf. Man darf nicht in den Wald. Die Ältestenversammlung stellt noch einmal fest: Man darf nicht in den Wald. Ein Geisteskranker geht in den Wald, aber nur vornean. Das durfte er nicht. Auch die Kinder dürfen nicht in den Wald. Ebenso nicht die jungen Männer. Thema der ersten Stunde: Wald und hineingehen schließt sich aus. Das ist unfair beschrieben. Natürlich gibt es noch mehr: Die archaisch anmutende Dorfgemeinschaft mit ihrem steifen floskelhaften Rededuktus. Da wird offenbar außer Sex noch einiges mehr verdrängt, denn, wie es schon die "Unaussprechlichen vermuten lassen, gibt es Redetabus. Von Ferne grüßen die Amisch herüber. Des weiteren: Die dräuende Musik. Die dem Horrorfilm abgeguckte spannungssteigernde Methode, Figuren isoliert im Bild zu zeigen, so dass jederzeit das Monster überraschend ins Bild platzen kann. Oder ist es andersrum? Dies ist ein Horrorfilm, der sich um jeden Preis veredeln möchte mit Be- und Andeutung? Es ist mir eigentlich völlig egal, denn dieser Mix streitet mit "Catwoman" um den langweiligsten Film des Jahres. Mist. Superlativ.
Wenn es gegen Ende doch noch mal interessant wird, dann macht das nur den ersten Teil des Films noch deprimierender. Hier kann man, ohne was zu verraten, allerdings nicht ernsthaft drauf einsteigen, also vielleicht später.
Um Einwänden zuvorzukommen: Schauspieler ok, Bryce Dallas Howard sehr gut, Kamera, soll heißen Licht und Farbe: schon nicht schlecht. Die Technik, eine Farbe völlig aus der Palette zu entfernen, hat Roger Deakins ja schon in "O Brother, Where Art Thou?" kompetent eingesetzt. Hier fehlt Rot.


Übrigens ... wie kann ein Dorf mitten im Wald autark sein?
(Hab' ich am Ende die Erklärung verschlafen? Habe ich geschlafen? Herr Hose?)

bild 2

Ach Gott, was für ein armseliges Filmchen. In Bilder gegossene Langeweile. Lange nicht mehr eine solch lustlose Aneinanderreihung von Standardsituationen gesehen. Was "Batman Returns" noch als einen von mehreren Plots erzählte, die Catwoman-Werdung, schleppt sich hier zähe Minuten dahin. Mäuschen wird Katze bei beiden, aber was für Unterschiede in der Tiefe. Michelle Pfeiffer ist tatsächlich unglücklich. Ihre Tage sind einsam, ihren Anrufbeantworter bespricht sie selbst mit Erinnerungsbotschaften. Ihr Job ist nicht cool, sie ist Sekretärin. Hier: Grafik-Designerin. Sie hat keine Freunde. Hier: einen lustigen Schwulen, eine lustige Dicke und einen Latino-Verehrer. In beiden Fällen wird sie "getötet", weil sie etwas erfährt, was sie nicht wissen darf. In "Batman Returns" wirft Christopher Walken sie höchstpersönlich aus dem Fenster, in "Catwoman" wird Halle Berry von skrupellosen Schergen gejagt und es gibt mehr Action und weniger Dramatik. Es macht keinen Spaß, an diesen Film zu denken. Allenthalben fühlt man sich an aktuelle - und bessere - Filme erinnert. "I, Robot" zum Beispiel (der böse Konzernchef, der ein zweifelhaftes Produkt termingerecht auf den Markt bringen will - dass er am Ende gar nicht wirklich böse ist, tut nichts zur Sache), oder Spiderman 2 (das selbst designte Kostüm, aber die beiden Filme in einem Atemzug zu nennen, fällt echt schwer). Aber genug jetzt. Der Film ist der reine Rotz, das Catwoman-Kostüm zum Gotterbarmen hässlich, das ganze wahrscheinlich nur ein großer Fetisch-Witz. Aber vielleicht wird er ja nach eineinviertel Stunden noch ganz toll. Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin geflohen.

Nicht, dass "Shrek 2" etwa ein schlechter Film wäre - dazu gibt es zu viel zu sehen, zu staunen, zu lachen. Aber er ist einfach keine richtige Erzählung mehr. Die Anzahl der Filmanspielungen hat sich deutlich erhöht, die Zahl der Songs, die angespielt und zu denen Actionsequenzen choreografiert werden, hat sich - so mein Eindruck - vervielfacht. Es ist fast ein großer Videoclip geworden. Das ist ja nichts Schlimmes. Aber es führt zu einem Problem. Die Balance des Films ist im Eimer. Gleich zu Beginn wird man auf Tempo und Tonfall konditioniert. Ein Trommelfeuer an Gags und Zitaten zu Musik sorgt gleich für Stimmung, dann wird schnell die Ausgangssituation etabliert, die Reise beginnt, die Helden kommen an und dann: Vollbremsung. Eine halbe Ewigkeit quält sich "Shrek 2" daran ab uns die Familienkonstellation zu erklären, wiederholt sich dabei ständig, verliert seinen Witz und man merkt wie sehr sich der Film bisher von Bewegung und Rasanz abhängig gemacht hat, womit ich natürlich nichts gegen Bewegung und Rasanz gesagt haben will. Aber ohne Balance gerät halt alles ins Trudeln. Kurz ich wollte schon anfangen, enttäuscht zu sein, wollte dem langweiligen König kaum mehr folgen, wenn er verkleidet in eine zwielichtige Spelunke schleicht, um einen Killer für Shrek anzuheuern (das ist doch hier gerade hoffentlich kein Spoiler, war schließlich auch im Trailer), als mich zwei feurige Augen anblicken und wieder hineinreißen. Der erste Auftritt des neuen Helden - noch inkognito - aber schon bezwingend: Der gestiefelte Kater. Ich muss es gestehen, bei jedem weiteren Auftritt habe ich innerlich gejubelt und äußerlich wahrscheinlich dümmlich gekichert. Jede Szene ohne ihn kam mir wie ein Vakuum vor, aber davon gab's zum Glück nicht mehr viele. Jedenfalls war jetzt wieder Pfeffer drin. Ich kann gar nicht mehr richtig unterscheiden, ob der Film tatsächlich besser geworden ist, aber er hat wieder Spass gemacht. Glänzend synchronisiert von Benno Fürmann brilliert der Neue mit spanischem Akzent als Latin Lover, Rächer, edler Freund und Helfer, armes, kleines Kätzchen und heißblütiger Tänzer.
Unbedingt positiv an "Shrek 2" ist außerdem der Umgang mit Schönheit. Im ersten Teil noch - gleichwohl lobenswert - als Schlusspointe eingesetzt, ist die Prinzessin Fiona diesmal die längste Zeit über eine reizende Ogre-Braut. Das Versprechen, dass die wahre Schönheit die innere ist, die vor allem nicht notwendig mit der äußeren zusammen auftritt, wird hier vollständig eingelöst. Ich muss es einfach noch mal hinschreiben: Der gestiefelte Kater ist hinreißend. Kaum auszudenken, dass Antonio Banderas als Puss in Boots noch besser ist.

 

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