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blockbusters!

"Spiderman 2" beherrscht mein Denken zur Zeit auf eine fast beunruhigende Weise. Immer wieder ertappe ich mich beim Schwärmen. Sollte man nicht aber bei einer Produktion, die von ihren Voraussetzungen her so sehr nach Kommerz riecht, misstrauischer sein? Geld verdirbt den Charakter. Nicht auch den eines Films? Außerdem: eine Fortsetzung. Klar, es gibt sie: Die Fortsetzungen, die ihrem Vorgänger gleichkommen, ja ihn übertreffen. Aber hier? Ja, ja, ja und nochmals ja. Dieser Film bietet so viel, mehr kann man sich von einem Mainstreamfilm kaum erhoffen. Er ist eine inhaltliche und emotionale Vertiefung gegenüber dem wahrlich nicht schlechten ersten Teil. Die Angst um den geliebten Menschen - oder ist es die Angst vor ihm - wird zum zentralen Motiv. Die Doppelexistenz und die Schwierigkeit, beide Rollen zu verbinden - oder zu trennen? - treibt den Film voran. Abgegriffene Motive könnte man meinen, Grundlage fast jeden Superheldenfilms. Zudem noch die Aufspaltung in einen bürgerlichen und einen kostümierten Superheldenteil. Batman & Superman (hier ein Hoch auf die brilliante Analyse von Supermans Besonderheit in Kill Bill Vol.2) sind offensichtliche Beispiele. Aber Spiderman ist etwas Besonderes und ich bin fest davon überzeugt (obwohl ich die Comics nicht kenne), dass es auch die spezifische Sensibilität ist, mit der der Film seinem Helden begegnet. "Das ist ja nur ein Junge" sagt ein Fahrgast der U-Bahn, die Spiderman gerade vor der Katastrophe bewahrt hat, als er dem bewußtlosen Peter Parker ins Gesicht sieht. Einer den man beschützen muss - und die Fahrgäste versuchen ihn zu beschützen. Ein kleiner Junge: Auch verkleidet wie ein kleiner Junge. Aber niemand kann ihn beschützen, denn der Gegner ist riesengroß. Was eigentlich nichts anderes heißt als: Die Aufgabe ist riesengroß. Es ist sicher ein alter Hut, dass an Spiderman auch die Herkulesaufgabe des Erwachsenwerdens sichtbar wird. Hier ist es sogar beinahe noch die Pubertät. Peter Parker studiert zwar schon, wird wohl ca. 18 - 20 Jahre sein (bestimmt wird das irgendwo genau gesagt und ich hab's verpasst), aber er entdeckt Veränderungen an seinem Körper und interessiert sich für ein Mädchen.
Es ist schon fabelhaft: Eben noch atemberaubende Action und unmittelbar darauf ein Augenblick reiner Zärtlichkeit.
Über den scheitenden Versuch, die Superkräfte im Alltag zu nautzen, hat sich Bähr schon trefflich geäußert.
Verdammt, der Film ist wirklich gut.

Wie gut Spiderman eigentlich ist, lässt sich an der kleinen Szene sehen, in der Tobey Maguire die Mobs und Besen zurück in den Besenschrank stopft (findet auch Herr Sonne).
1. Es dauert lange, und es wird lange gezeigt, viel länger, als irgendwie üblich. Und dadurch erst gut.
2. Wegen dieser Besen schafft er es nicht, die Pizza pünktlich zu bringen. Sein Dilemma: Die Superkräfte nützen ihm im Leben nichts, auch wenn er mal versucht, mit ihnen zu punkten. So einfach gezeigt, so schön.
3. Wie das alarmfiepende Auto ist das ein echter Slapstick-Einfall: Die Dinge erheben sich gegen den ums Überleben kämpfenden Menschen.
4. Und dann ist es auch noch Laurelscher "slow burn": Das lange Zurückstopfen der Besen, die Uhr, der Gang zum Tresen, die echt langsame antwort der gemeinen Empfangsdame.

 

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