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blockbusters!

Nebenbei: Mal vom Gemeckere abgesehen, hat Soderbergh mit "Ocean's 12" was Tolles geschafft. Was auch "Sky Captain" geschafft hat. Nämlich einen Film, der in einem großen Cinemaxx-Saal eigentlich garnichts verloren hat, genau dorthin zu bringen. Der eine macht eine kleine, spielerische Variation über ein Genre, das auch nicht mehr das neueste ist. Ohne irre Effekte. Ohne große Spannung - im Gegenteil, eher zerstreut und alles, was Spannung sein könnte, immer rechtzeitig in ein kleines rosa Wölkchen auflösend. Und mitendrin ein leicht trotteliger Willis, den das anwesende Publikum in Filmen, die widerum alles sind, was dieser nicht istm gouteren. Das hat schon was. Läuft natürlich über die Stars. Mit "Sky Captain" ist es ähnlich: Auch das ist ein Film, der eigentlich vor allem für Flmfreunde was ist. Die etwas kennen von dem Kino aus der Zeit, von der er erzählt. Die "Wizard of Oz" erkennen, wenn sie ihn sehen. Die wissen, wo der Baumstamm über dem Abgrund herkommt. Der Film ist wie Helge Schneider oder die Simpsons: Für jeden was dabei. Und wäre nicht auch für die breite entertain me fraktion was dabei, hätte es auch für uns nix gegeben. Trotzdem: Wie Conran diesen Film in die großen Kinos getrickst hat (bzw. das Budget aufgetrieben hat, um seine kleine Stilkunde durchzuziehen), das hat schon seine Art. Und das "Old Boy" im hiesigen Cinemaxx lief, das ist überhaupt eine Sache für sich. Crazy.

Gerade in "Ocean's 12" gewesen. Das war sehr nett, sehr launig. Aber irgendwie nicht so richtig toll. Mein Problem: Ich mag das Genre. Ich liebe "To catch a thief" und ich war begeistert von "The good thief" von Neil Jordan. Soderbergh hat ein kleines Menuett gebaut, die Figuren tanzen abgezirkelt um sich herum und kratzen artig mit den Füßen. Es ist locker. Es ist cool. Es ist laid back. Prima. Aber es ist kein großer Film, und dass er das garnicht sein will, hlft nicht gegen Erwartungen. Die beiden Kronzeugen von oben haben etwas, dass "Ocean's 12" fehlt: Es ist die Tragik. Die Meisterdiebe sind Zauberer, sie sind elegant, souverän, aber eben eins nicht: unangreifbar. Im Gegenteil: Stets habe sie ja ihre Karriere schon hinter sich, sind eigentlich schon davongekommen, und müssen es dann doch noch mal wissen wollen.Und darum muss man um sie Angst haben - es ist ein souveränder Tanz über dem Abgrund, wir fürchten, dass ihre Eleganz sie nicht mehr schützen kann, dass sie alles verlieren. Wir denken: Lass es, fordere dass Schicksal nicht heraus. Und sie tun es doch, lässig, scheinbar unangestrengt. Das fehlt "Ocean's 12"". Darüber, zu zeigen, wie unwichtig die Handlung, die Diebstahlsmechanismen (von denen doch so viel abhängt), die Pläne und Gegenpläne eigentlich sind, geht dem Film etwas verloren, genau das, was seine Vorbilder trägt. Es bleibt die Eleganz, das Spiel, das Augenzwinkern, die Show, der Style. Die Oberfläche. Doch die andere Waagschale ist leer. Und George Clooney ist einfach nicht Cary Grant. Never will be.

sind in der "Extended Version" des letzten Teils der Herr-der-Ringe-Trilogie zu sehen. Und nein, nicht nur Zusätzliches, sondern Dinge, die beim Betrachten des Films im Kino schmerzlich fehlten: Die Ereignisse in den Bergen, in denen die Armee der Toten rekrutiert wird, der Moment, in dem die Piraten gestoppt werden, die Konfrontation mit Sauron, und, am wichitgsten (und hier zitiere ich Christopher Lee): "Die ganze Welt wartet darauf, den Moment zu erleben, in dem Saruman den Gefährten begegnet. In der Extended Version können sie ihn erleben."
Und nein, das finde ich nicht mehr gut, denn erstens: "Die ganze Welt wartet darauf"? Das ist fiesester Filmkapitalismus, ich glaube nicht mehr, das Peter Jackson den Film in der Form in die Kinos gebracht hat, die er für am besten hielt (er hätte es gekonnt - er ist kein machtloser Regisseur, dem ein Produzent sein Werk beschneidet). Das ist kein Goodie für Fans mehr, das ist, als hätten die Produzenten von "Ben Hur" das Wagenrennen weggelassen, um es getraennt zu vermarkten, vielleicht als Zirkusshow. Warum noch ins Kino gehen, wenn man bei jeder Handlungsellipse, jedem Zeitsprung fürchten muss: Das was hier fehlt, gibt's in 12 Monaten auf DVD? Schade, dass ich es jetzt nicht sehen kann? Warum noch ins Kino - die Frage führt zu: Zweitens: Das sind Szenen, die ich doch gerne auf der großen Leinwand gesehen hätte, und nicht auf meinem mittelprächtigen Fernseher. So sehr ich mich auf diese Version freue, denn so hat ja so ein Streifen einen doppelten "Eventwert", so sehr macht mich das auch wütend. Ich will im Kino nicht nur das voraushallende Echo dessen hören, wass ich dann später auf DVD leihen kann. Dazu wurde diese Kunst nicht erfunden, wurden diese Säle nicht gebaut.

The Day after Tomorrow? Was soll man sagen. Quaid (der aussieht, als ob er wie Harrison Ford aussehen soll) sitzt auf dem Fahrersitz und ruft seinem Sohn was hinterher. Obwohl der gerade genervt ausgestiegen ist und die Autotür hinter sich zugemacht hat. Das sieht total bescheuert aus. Könnte aber als selbstironische Vorausdeutung auf den Rest des Filmes verstanden werden, in dem ständig im letzten Moment Türen zugeworfen werden, um Katastrophen zu entgehen. (Wir müssen leider draußen bleiben). Wahrscheinlich ist es aber einfach nur bescheuert. Immer wenn es spannend wird, und man denkt: Oha, die Szene könnte jetzt echt so RICHTIG spannend werden, wenn die Wölfe die angreifen, hört das Spannende plötzlich auf, und alle sind gerettet. Bloß nicht zu spannend machen, Roland! Wenn eine Flutwelle 100 Meter entfernt ist und wirklich schnell näher kommt (oder eine echt fiese Kältefront oder Wölfe oder so) reicht die Zeit immer noch, erstens innezuhalten, erschreckt zu gucken und dann zu sagen, dass man sich jetzt aber beeilen muss, und zweitens alles zu tun, was man sich ohnehin gerade vorgenommen hatte. Trägt auch nicht gerade zur Spannung bei. Ich möchte den nächsten Emmerich-Film sehen, der davon handelt, dass eine weltweite echt gemeine Geschlechtskrankheit ausbricht und in dem dann die erste halbe Stunde damit rumgebracht wird, Leute an unterschiedlichen Orten dieser Welt (Berlin, Shanghai, Omsk, New York) zu zeigen, die sich im Schritt kratzen. Sie lassen die Hosen runter, und dann immer Schnitt auf ihr erstauntes Gesicht (oder das des Arztes, der Prostituierten...). Und dann auf die böse Abnormität, die sich da entwickelt hat. Jake Gyllenhall war erwartungsgemäß gut. Der ist demnächst in einem Film von Ang Lee zu sehen, der wohl Tobey Maguire nicht mehr bekommen hat.

Baz Luhrmann dreht bereits am richtigen ALEXANDER-Film. Mit Leo DiCaprio. Darauf freue ich mich nun wirklich. Rock India, YEAH!
Armer Oliver Stone. Er ist erster, aber alle werden wissen, dass das, was noch kommt, einfach besser wird.

Das Schöne an „Sky Captain and the World of Tomorrow“ ist, dass nicht nur der Look zu Ende gedacht ist. Der Look, der mal wieder beweist, dass die dreißiger als ein ziemlich schickes Jahrzehnt in die Geschichte eingegangen wären, wären sie nicht so übel geendet. Kerry Conran hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben, und so erkennt man erfreut Detail über Detail aus den unterschiedlichsten Filmwelten, die hier zueinanderfinden und sich fröhlich aneinanderschmiegen. Das ist alles sehr sorgfältig und liebevoll zusammengestellt, und das gilt es zu loben, bei all dem Pfusch, den man sieht. Es ist daher auch ein Film über das Zusammenfallen von Geschichten und Motiven: Wenn sich auf der Insel „King Kong“ „The Island of Dr. Moreau“ und „Jurassic Park“ sanft küssen, wenn sich mit dem fliegenden Schiff der Angelina Jolie die schwebende Stadt aus „Star Wars“, Jules-Verne-Animationen und „FP1 antwortet nicht“ ins Bild schieben, wenn sich in dem Moment, in dem Jude Law und Gwyneth Paltrow die Montagehalle von Dr. Totenkopfs Raumschiff betreten „Die Frau im Mond“, „Independence Day“ und „Lord of the Rings“ spielerisch übereinanderschieben, dann ist das einfach nur wunderschön. Und man freut sich, dass so ein Reiten auf den Wellen der Filmgeschichte (der für Jungs) heute so schön machbar ist. Schon der furiose Beginn, der das Eintreffen der „Hindenburg III“ in New York zeigt, beweist, was Computeranimation leisten kann, wenn sie funktioniert: Ich fragte mich zum ersten Man in meinem Leben, was es wohl für ein Anblick gewesen sein man, mit einem Zeppelin in New York einzutreffen.
Und das gleiche gilt für die Geschichte, die nur sich selber tragen braucht, und all die Erinnerungen, die man sich in sich trägt.
Und die auch mit Liebe zum Detail geschneidert ist, aber eben auch mit dem Blick für’s große Ganze: (Hier kommt der Spoiler...) Denn es ist mehr als eine Pointe, dass der ganze Film um einen leeren Mittelpunkt kreist: Der genretypsiche Übeltyp, Dr. Totenkopf, ist schon seit langer Zeit tot – alles was passiert, ist ein Programm, einst von ihm in Gang gesetzt, dass nun auf sein geplantes Ende, die Vernichtung der Welt natürlich, hinläuft. Das Böse im Film ist nicht das Genie des deutschen Wissenschaftlers, der in seinen Eigenschaften als Kreuzung aus Werner von Braun und Mengele erscheint. Nein, es ist ein Uhrwerk, es läuft immer weiter, ohne, dass es noch Verbindung zu diesem Ursprung hat (Totenkopfs Leiche hält einen Zettel mit der Aufschrift "Forgive me" in der Hand). Das ist eine ähnliche Konstruktion wie die des mechanischen SS-Schergen in „Hellboy“, nur hier noch radikaler ausformuliert: Das Klischee des militaristischen, sadistischen Deutschen Madman rumpelt, einmal aufgezogen, weiter vorwärts durch die Filmgeschichte, ohne einen rechten Bezug zu anderen Realitäten noch zu haben, immer mehr zu einer fantastischen Figur aus dem Mythenschatz des popuären Kinos werdend wie Frankenstein oder der Werwolf.
Eine Chiffre, soweit entfernt von den historischen Bezugsgrößen, dass derselbe Film, der sie aufruft, sich daran macht, einen großen anderen Teil des deutschen Filmerbes und seiner Ästhetik danebenzustellen und wie einen Schatz aufzupolieren. Und der dies vielleicht gerade deswegen kann.
Nebenbei: Mich würde wirklich mal interessieren, nach welchen Kriterien Jude Law eigentlich seine Rollen aussucht. Der hat doch ne Meise.

Was für eine schöne Trias, was für ein Zufall und eine Gelegenheit zu vergleichen – oder haben die Verleiher sich abgesprochen, uns diesen veritablen Paranoia-Dreierpack zu bescheren. Jedenfalls gab es in derselben Startwoche „The Forgotten“, „The Machinist“ und „The Manchurian Candidate“ durchzusitzen, zu bewundern und zu bestaunen. Die Umwelt stellt sich dem Protagonisten als auf rätselhafte Weise feindlich dar, könnte der kleinste gemeinsame Nenner lauten. Jeweils ist es zumindest eine Zeit lang kaum möglich, zu entscheiden, ob sich die Bedrohung in der Phantasie der Hauptfigur abspielt oder real ist. Und interessanterweise spielen die drei Filme diese Konstellation auf völlig unterschiedliche Arten aus, kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen und sind – jetzt wird’s endgültig banal – unterschiedlich gut.

The Forgotten:
Eine kleine Zeitreise. Irgendwann in den tiefen Neunzigern lockte auf dem Hamburger Fantasy Filmfest den klammen und geizigen Filmfreund das Angebot, den Pilotfilm der vermeintlich überdurchschnittlich gelungenen Mystery-Serie „The X-Files“ KOSTENLOS im Metropolis-Kino zu sehen, und das auch noch einige Wochen vor Ausstrahlungsbeginn auf Pro7. Und auf Englisch. Regie: Robert Mandel, der den damals von mir stark geschätzten „F/X – Tödliche Tricks“ inszeniert hatte. Ich also hin. Mich entlang der Erträglichkeitsgrenze gelangweilt, mich aber auch beschwichtigt: Vielleicht ist dein Englisch nicht gut genug und du hast nur die Hälfte verstanden und zwar die langweilige. Besagte Wochen später die Verifizierung auf Pro7. Dieses Zeug ist tatsächlich ungewöhnlich zäh. (Hieß dieser übersinnlich verunklarte Humbug eigentlich damals bei uns schon Mystery oder seitdem erst.) Fazit: „The Forgotten“ ist genauso spannend anzusehen wie das zweitemal eine öde Folge Akte X.
Kinder auf der Leinwand machen mich erst mal skeptisch. Nur allzu leicht wollen Filme den Zuschauer in die Geiselhaft der Kinderliebe nehmen, zu welcher letzteren es vermeintlich keine moralische Alternative gibt. Hier ist ein Kind gestorben und die Mutter kann nicht loslassen. Ein Fall für den Psychologen. Warum mich von Anfang an genervt hat, dass die Mutter sich Videos mit ihrem Sohn reinpfeift, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht weil es so ein scheißniedliches Balg ist, das all die scheißniedlichen Sachen macht, die Kinder in Filmhomevideos machen, um sich beim Zuschauer einzuschleimen. Vielleicht ist es daher eine schlechte Voraussetzung für das Spannendfinden dieses Films, wenn man sich insgeheim – nein offen – freut, wenn Video und Fotos perdu gehen, also wohl fortan nicht mehr auftauchen werden. Wenn man geradezu hofft, von dem Kind werde nicht mehr die Rede sein, die Mutter werde diesbezüglich Vernunft annehmen und den knackigen Alkoholiker trocken- und flachlegen. Vielleicht ist ja auch noch eine hübsche Tanzszene drin. Den Erfolg trügen derweil ACHTUNG SPOILER!!!!!!!!!!!!!!!!! die Aliens davon, die mittels des Kindesraubs ja die Vergesslichkeit der Menschen testen wollten. Ein Erfolg von dessen Zustandekommen übrigens was genau abhing? Genau: gar nix. Aber wie es der Film leider will, haben die Aliens die Rechnung ohne das Muttertier gemacht, das unbeirrt und unbeeindruckt – auch angesichts gen Himmel fliegender FBI-Agenten und Polizisten - sein Ziel verfolgt: Wir müssen unsere Kinder finden. So mächtig kann nämlich kein Alien sein wie die Liebe einer ... ächz. Der Film meint diesen hanebüchenen Quatsch völlig ernst. Anfangs gibt er sich psychologisch feinfühlig und arrangiert routiniert aber unendlich ÖDE Details, die verunsichern sollen. Hier findet lediglich Informationsvergabe gepaart mit Nulldialogen statt, während die Musik „Atmosphäääääre“ dudelt.
Dreiste Familienpropaganda (und das von Joseph „Stepfather“ Ruben) und Alienunfug. Es versammelt sich hier der hinterletzte Mist zu einem „Film“. Und warum in all dem Julianne Moore?

„The Machinist“ aber ist großartig und „The Manchurian Candidate“ überraschend gelungen. Später mehr.

Meistens bin ich wirklich skeptisch, wenn Sequels zu Filmen, die ich mag produziert werden. Aus Erfahrung: Das gebrannte Kind blablabla. Und ja, auch die Meldung, dass es ein Sequel zu "The Thomas Crown Affair" geben soll, löst zuerst zwiespältige Gefühle aus: Muss das denn sein, lasst es doch dabei, man muss das Pferd doch nicht zuschanden reiten...
Nach einigem Nachdenken und Abwägen einiger Fakten dann aber lautere Freude, denn ich finde, dass "Thomas Crown" ein verdammt guter Film ist, der besten von John McTiernan fraglos, mit perfekten Hauptdarstellern: Pierce Brosnan, der zwar irgendwie gar kein Schauspieler ist, den ich aber einfach mag, und Rene Russo, die einfach umwerfend ist. Und es ist ein verdammt gutes Remake eines verdammt guten Filmes mit noch adorableren Darstellern. Und selbst das remake des Titelsongs ist brillant gewesen. Und das gibt mir Hoffnung: Wer ein gutes Remake hinbekommt, ist auch für ein Sequel gut? Denn hier gilt es, einen Stoff weiterzuspinnen, und schon das Remake war ja eine behutsame, treffende Weiterentwicklung des alten Stoffes.
Ein Sequel nebenbei, das wieder ein Remake ist - es sollen nun Motive von Topkapi verarbeitet werden, und wenn das gelingt (Stil!), dann kann man sich drauf freuen. Nächster Grund:
Brosnan und Russo sind wieder dabei, und ja, ich wollte schon bei Film eins wissen, wie die Story der beiden weitergeht. Und, zu guter letzt, Harley Peyton schreibt das ganze, und der hat "Bandits" von Barry Levinson geschrieben, und da hat er ja wohl wirklich einen guten Job gemacht. Außerdem war er Autor zahlreicher Twin Peaks-Folgen, was nun auch kein schlechter Ausweis ist. Das verspricht Leichtigkeit, Ironie, Selbst-Bewusstsein. Doch, das muss eigentlich gut werden, doch doch, daumendrücken (wer wird die Ustinov-Rolle spielen?).

Ein Tanzfilm, das vor allem. Dann: Ein Film von Peter Chelsom. Der hatte "Hear my Song" gemacht und den wunderbaren "Funny Bones", und ich erwartete noch ne Menge, doch dann kam "The Mighty" und der irgendwie verquaste, gescheiterte, unfertige "Town and Country". Und jetzt, nach eine ganzen Weile "Shall we dance" (dazwischen noch ein "serendipity, von dem ich nix gehört habe). Das ist gediegene Ware, unterhaltungsstandard, perfekt umegsetzt, von der Kraft und Vision Chelsoms Anfänge weit entfernt, vielleicht ein Werk um Geld zu sammeln. EIn Film des "nicht zu sehr": Es wird dramatisch, eine Ehe scheitert fast, doch es kommt nicht wirklich zu Problemen, nur zu kleinen, undramatischen Volten. Es geht um Liebe, aber auch geliebt wird nicht zu sehr, alles bleibt züchtig und beim Alten. Es geht um die Kraft des Tanzens, aber die ist konservativ: SIe heilt die Probleme im bestehenden Leben, aber sie ändert die Leben nicht. Der Werbspruch ist also nur eine Halbwahrheit: "Step out of the ordinary". Ein Erbrechtsanwalt (Richard Gere) der merkt, dass er in seinem Leben mit seiner Frau (Susan Sarandon) unglücklich ist. Tag für Tag sieht er auf dem Heimweg eine traurige Frau aus dem Fenster einer Tanzschule schauen. Sie ist schön, und sie ist Jennifer Lopez. Er verliebt sich in dieses Sehnsuchtsbild, steigt aus der U-Bahn, läuft hinauf - sie ist Tanzlehrerin, doch in ihrer Traurigkeit, Schönheit und Perfektion für ihn unerreichbar. Er nimmt Tanzstunden, entdeckt seine Liebe zum Tanz, die seine Seele verwandelt, seine Frau denkt, er betrügt sie, sie heuert einen Detektiv an, erfährt alles.
Doch, man hätte Gere die Affäre mit Lopez gegönnt, auch Sarandon die mit dem fabelhaften Riochard Jenkins. Doch das darf nicht sein, alle werden nur aufgerüttelt, nicht verändert. Alles bleibt ungefährlich, unverbindlich, das "Andere" wird zwar als schön gezeigt, aber es wird nur benutzt, funktionalisiert, um das Normale wieder ins Lot zu bringen. Wegen dieser Mutlosigkeit seinen Figuren gegenüber, die nur kosten, nichts erleben dürfen, ergibt sich ein seltsamer Effekt: Der Film schein nur Nebendarsteller zu haben. Gere muss fast den ganzen Film über grau und unglücklich durch die Geschichte schlurfen, muss seinen Charme verhüllen, um ihn in wenigen triumphalen Momenten des eleganten Tanzes aufflammen zu lassen. Doch das reicht nicht, er füllt die Leinwand nicht. Jennifer Lopez ist ein Traumbild, ein wunderschönes, wunderbar tanzendes, unberührbares Wesen. Sie ist fast nicht wirklich da. Sarandon ist eine große Nebenrolle muss eine Maske spielen, sie erfüllt nur eine Funktion. Jenkins ist toll wie immer, aber auch er wird nicht von der Leine gelassen, und nur Stanley Tucci, der nun wirklich eine große Nebenrolle hat, nur er schafft es, wirklichen Schmerz, wirkliche Tragik zu bieten, obwohl er wie schon in "Terminal" wieder chargieren muss.

Trotzdem ein netter Streifen, besonders für Freunde des Tanzfilms, der den Weg ins Kino lohnt. Und erstaunlich wie Chelsom es schafft, gerade in einem Tanzfilm, wirklich niemandem aus diesem tollen Ensemble einen großen Auftritt zu verschaffen.
Das ist Kino für Leute, die es nicht lieben, sich von Filmen beunruhigen zu lassen. Ein Film, hinter dem noch ein ganz anderer lauert, ein wilder, aufregender, den Hollywood aber nicht erlaubt hat. Immerhin ahnt man ihn.

So viel bekanntes, ich habe eigentlich zuerst auf die Kleinigkeiten geachtet, sie freundlich getätschelt und weiter den Blick wandern lassen: die Küste Neuenglands, Strandspaziergang, natürlich fahren da alle Volvo, nur Kim Basinger fährt ein altes Mercedes Cabrio, die freundlichen Falten von Jeff Bridges, der Strand wieder, die Standparty. Die ausklingende, stille Standparty – ein immer wiederkehrender Sehnsuchtsort, zuletzt gesehen in „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“, oder man denke an „Stardust Memories“, an all diese leicht melancholischen Ostküstenfilme eben, die ich so liebe, weil ich mich erkannt fühle. Diese Kleinigkeiten sind es, aus dem der Film seine Stimmung spinnt, und das ist sein großes, großes Plus. Jeff Bridges ist natürlich immer ein Plus, und Kim Basinger hier auch. Die Betrachtung dieser Menschen in ihrer Welt ist beinahe schon ausreichend, um die Geschichte, die ja vor allem in der Vergangenheit liegt, zu erzählen, Motive, die im Roman so wichtig sind, erscheinen hier beinah wie aus Pflichtgefühl noch miterzählt – die Szene etwa, in der die vierjährige Ruthie ihre Mutter mit dem Assistenten Eddie im Bett erwischt und ihre Mutter ruft: „Wir sind’s doch nur, Mom und Eddie“, und Eddie erschreckt aufspringt und seine Erektion mit einem Lampenschirm bedeckt, der natürlich nichts verbirgt. Im Buch eine mehrmals wiedererzählte Szene, im Film einmal abgebildet und irgendwie nicht so wichtig – wahrscheinlich, weil der Film weit weniger Interesse für das Innenleben des Kindes aufbringt. Und das vermutlich, weil ja die weitere Geschichte der Ruth nicht stattfindet, also auch nicht motiviert werden braucht. Der Film blickt daher natürlicherweise konzentrierter auf die Erwachsenen. Gut so, finde ich, nur das nun eben die kindlichen Motive („Etwa das im Roman so beunruhigende „Wo sind die Füße?“) nun etwas verloren dastehen. Detailkritik, das. Wie schon bei „The Cider House Rules“ ist die Beschneidung der Handlungsstränge eines Romans in der Verfilmung eine wirklich gute Entscheidung, die den Film durch Kontemplation mehr zu seinem Recht kommen lässt. Nur, ach, die Musik. Arg viel, sehr oft, und für mein Ohr allzu deutlich von Delarues betörendem Hauptthema aus Godards „Le Mépris“ (der Film, den ich bei schnellen Fragen nach meinem Lieblingsfilm immer als solchen nenne, daher bin ich da empfindlich) abgekupfert, das ja durch „Casino“ unlängst wieder in allen Ohren war. Die Stille bei einsetzendem Abspann daher: sehr schön, hätte nicht eine Knallcharge im Saal in diese plötzliche Ruhe „Wasn jetzt los??“ reingekläfft.

 

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