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So viel bekanntes, ich habe eigentlich zuerst auf die Kleinigkeiten geachtet, sie freundlich getätschelt und weiter den Blick wandern lassen: die Küste Neuenglands, Strandspaziergang, natürlich fahren da alle Volvo, nur Kim Basinger fährt ein altes Mercedes Cabrio, die freundlichen Falten von Jeff Bridges, der Strand wieder, die Standparty. Die ausklingende, stille Standparty – ein immer wiederkehrender Sehnsuchtsort, zuletzt gesehen in „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“, oder man denke an „Stardust Memories“, an all diese leicht melancholischen Ostküstenfilme eben, die ich so liebe, weil ich mich erkannt fühle. Diese Kleinigkeiten sind es, aus dem der Film seine Stimmung spinnt, und das ist sein großes, großes Plus. Jeff Bridges ist natürlich immer ein Plus, und Kim Basinger hier auch. Die Betrachtung dieser Menschen in ihrer Welt ist beinahe schon ausreichend, um die Geschichte, die ja vor allem in der Vergangenheit liegt, zu erzählen, Motive, die im Roman so wichtig sind, erscheinen hier beinah wie aus Pflichtgefühl noch miterzählt – die Szene etwa, in der die vierjährige Ruthie ihre Mutter mit dem Assistenten Eddie im Bett erwischt und ihre Mutter ruft: „Wir sind’s doch nur, Mom und Eddie“, und Eddie erschreckt aufspringt und seine Erektion mit einem Lampenschirm bedeckt, der natürlich nichts verbirgt. Im Buch eine mehrmals wiedererzählte Szene, im Film einmal abgebildet und irgendwie nicht so wichtig – wahrscheinlich, weil der Film weit weniger Interesse für das Innenleben des Kindes aufbringt. Und das vermutlich, weil ja die weitere Geschichte der Ruth nicht stattfindet, also auch nicht motiviert werden braucht. Der Film blickt daher natürlicherweise konzentrierter auf die Erwachsenen. Gut so, finde ich, nur das nun eben die kindlichen Motive („Etwa das im Roman so beunruhigende „Wo sind die Füße?“) nun etwas verloren dastehen. Detailkritik, das. Wie schon bei „The Cider House Rules“ ist die Beschneidung der Handlungsstränge eines Romans in der Verfilmung eine wirklich gute Entscheidung, die den Film durch Kontemplation mehr zu seinem Recht kommen lässt. Nur, ach, die Musik. Arg viel, sehr oft, und für mein Ohr allzu deutlich von Delarues betörendem Hauptthema aus Godards „Le Mépris“ (der Film, den ich bei schnellen Fragen nach meinem Lieblingsfilm immer als solchen nenne, daher bin ich da empfindlich) abgekupfert, das ja durch „Casino“ unlängst wieder in allen Ohren war. Die Stille bei einsetzendem Abspann daher: sehr schön, hätte nicht eine Knallcharge im Saal in diese plötzliche Ruhe „Wasn jetzt los??“ reingekläfft.
Blake Falls meinte am 27. Okt, 14:08:
Sie haben recht, ein wunderbarer, winterlicher Strandspaziergang von einem Film. Ich habe "Witwe für ein Jahr" nie gelesen, aber den erzählerischen Schwerpunkt bei einer Literaturverfilmung zu verlagern halte ich generell für den besten Weg. Literatur und Film sind nun einmal zwei grundlegend unterschiedliche Dinge und sollten sich bestenfalls gegenseitig inspirieren. Literaturverfilmungen a la "Lord of the Rings" oder "Geisterhaus", die am möglichst akkuraten Nacherzählen hängen bleiben, sind doch im Grunde nichts weiter als mühsam bebilderte Hörbücher und von daher denkbar langweilig.

Dieses ehrfürchtige Geklammer an den Text, diese hilflosen Versuche etwas nachzubauen (ganz schrecklich ja auch im neuen deutschen Historienfilm immer wieder zu beobachten) schenkt einem doch keine neuen Einsichten.

Musste bei "The Door in the Floor" mehrfach an Peter Praschls Schilderung seines Interviews mit Irving denken, bei dem dessen Hodensack eine nicht ungewichtige Rolle spielte. Hier nachzulesen:

http://sofa.digitalien.org/stories/ppraschl_stories/nosex/irving.html

In meinen Augen eine wunderbare Ergänzung, zu der von Jeff Bridges mal wieder brennend auf die Leinwand gezauberten Performance.

Angeregt durch den Film hatte ich gestern eine kleine Online-Recherche hinsichtlich der Frau von Irving gestartet und bin dabei über folgende Aufnahme des Autors gestolpert, die ihn beim auftatoowieren einer Widmung an sie zeigt :

http://www.vanishingtattoo.com/tattoo/celeb-irving.htm

Es würde mich nicht überraschen, wenn hier Tintenfischtinte mit im Spiel gewesen ist. 
bähr antwortete am 27. Okt, 23:16:
ah, schöne verweise! danke. aber wieso eine recherche über die Frau von Irving? 
Blake Falls antwortete am 28. Okt, 09:00:
Mich hat natürlich interessiert, ob sie genau so schöne ausgebleichte Blumenkleidchen trägt wie Kim Basinger (was sich letztlich leider nicht ergoogeln ließ). 
bähr antwortete am 28. Okt, 09:51:
Immerhin: Irvings Frau ist Kanadierin, Kim Basingers Charakter Marion wird (im Film nicht erzählt) nach Kanada gehen, um dort zu leben.

Das wiederum wirft andere Fragen auf, die hier nachzulesen sind:
http://kinopel.twoday.net/stories/318045/ 
Blake Falls antwortete am 28. Okt, 10:14:
Sehr spannend. Alleine deswegen (und natürlich auch wegen Ed Harris) werde ich jetzt wohl doch noch THE HOURS sehen müssen. 
 

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