blockbusters!
Da tönen die Posaunen, als sollten die Mauern New Yorks einstürzen - und ein wenig tun sie das auch, denn da wird der Ursprung allen Reichtums der Upper Class doch sehr sehr deutlich in Frage gestellt. Die einen geben ihre Muskeln, die anderen das Land und die dritten das Geld: 40 Morgen und ein Mautier für die Schwarzen, ein paar Glasperlen an die Indianer für Manhattan, und der Tod für die Juden. Darauf baut die weiße Welt auf.
EIn selten gewitzter, formal bestechender Genrefilm, und gleichzeitig - natürlich - ein politischer Film, der das auch nicht versteckt. Im Gegenteil, er ist für den großen Saal gemeint und jeder in diesem Saal soll es merken.
Allerdings: So langsam kommt das Probem auf, dass die Nazizeit zu lange her ist, als das da jemand noch glaubwürdig in ganz schlimme Sachen verstrickt sein kann. Im Marathon-Mann ging das noch, aber Christoph Plummer kommt auch nicht viel älter wirken, und müsste doch schon ein veritabler Greis sein, wenn er sich seine Millionen nicht als Teenie im Weltkrieg ergaunert haben will. Ein Krückstock reicht da nicht. (Kleiner Exkurs: Je weniger man reell Nazitäter in Drehbücher einbauen kann, desto weiter schreitet die mythisch-fantastische Verunsterblichung der Brut. Denn verzichten wolln wa auf die Brüder ja nicht.)
Zurück zum Thema: Frazier erkennt New York als die Vielvölkerstadt, die sie ist, und macht sich das zunutze. Er lebt in der multiethnischen Realität, die bei dem Mayflowermäßigen Bankenbonz noch nicht angekommen ist. Und nie wird - denn er will das Verbrechen seiner Vergangenheit begraben, und damit auch die Wahrheit über die wirkliche Natur dieser Stadt. Nur über eine Akzeptanz der Schuld können die Wasps in der Gesellschaft, die um sie herum entsteht und ihnen ihre Heimat, die sie geraubt haben, entfremdet, wieder ankommen. Und was diese überdeutliche Metapher mit den Overalls soll, ja darüber muss ich wohl nochmal schlafen.
EIn selten gewitzter, formal bestechender Genrefilm, und gleichzeitig - natürlich - ein politischer Film, der das auch nicht versteckt. Im Gegenteil, er ist für den großen Saal gemeint und jeder in diesem Saal soll es merken.
Allerdings: So langsam kommt das Probem auf, dass die Nazizeit zu lange her ist, als das da jemand noch glaubwürdig in ganz schlimme Sachen verstrickt sein kann. Im Marathon-Mann ging das noch, aber Christoph Plummer kommt auch nicht viel älter wirken, und müsste doch schon ein veritabler Greis sein, wenn er sich seine Millionen nicht als Teenie im Weltkrieg ergaunert haben will. Ein Krückstock reicht da nicht. (Kleiner Exkurs: Je weniger man reell Nazitäter in Drehbücher einbauen kann, desto weiter schreitet die mythisch-fantastische Verunsterblichung der Brut. Denn verzichten wolln wa auf die Brüder ja nicht.)
Zurück zum Thema: Frazier erkennt New York als die Vielvölkerstadt, die sie ist, und macht sich das zunutze. Er lebt in der multiethnischen Realität, die bei dem Mayflowermäßigen Bankenbonz noch nicht angekommen ist. Und nie wird - denn er will das Verbrechen seiner Vergangenheit begraben, und damit auch die Wahrheit über die wirkliche Natur dieser Stadt. Nur über eine Akzeptanz der Schuld können die Wasps in der Gesellschaft, die um sie herum entsteht und ihnen ihre Heimat, die sie geraubt haben, entfremdet, wieder ankommen. Und was diese überdeutliche Metapher mit den Overalls soll, ja darüber muss ich wohl nochmal schlafen.
bähr - am Samstag, 25. März 2006, 00:42 - Rubrik: blockbusters!
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...um fernzugucken!
Erstens glaube ich, dass ich das, was ich mir von einem als git angekündigten US-Science-Fiction Film so verspreche, heute gar nicht mehr kriegen kann. Nämlich das Gefühl, das ich mit 16 hatte. Das nur voraus.
Zweitens ist Serenity ein wirklich komplett unorigineller, dabei natürlich unterhaltsamer Balg aus Versatzstücken. Dieser Film wurde von jemandem (jaja, schon klar wem) gemacht, der Filme, die er gesehen hat, besser machen wollte, und zwar mit seinem Können aus Fernsehproduktionen. Den besseren Star Wars, den besseren Star Trek. Das sieht dann natürlich aus wie alles, was man schon kennt. Die Vision, der Zukunft, die Welten, wie sie aussehen: Alles aus bekannten Bezugssystemen. Es geht auch nichts ins Extrem. Dabei ist gerade das doch etwas, was ich ein B-Movie (und das ist es) leisten darf: Die Genrekonvention zu nehmen und zu sprengen. Aber das tut der Buffy-Daddy Whedon nicht. Er will verbessern, endlich einen Genre-Film mit guten Effekten und guten Dialogen abliefern. Und beides ist gut, keine Frage. Die Gags sind witzig, aber: Sie sind US-TV-witzig, schön auf Punchline hin komponiert. Das ganze fühlt sich eigentlich an wie ein Pilot, nicht wie Kino. In Serien ist die Handlung der einzelnen Folgen weniger wichtig, wichtig sind die Charaktere und deren Entwicklung. Im Kino ist das anders. Man hat nur zwei Stunden, die wollen gut genutzt sein - und das tut Serenity nicht. Die Handlung ist zu egal, zu bekannt. Die Jeans ist gut zusammengenäht. aber der Stoff ist Durchnschnittsware.
Whedons Motivation geht zu deutlich nicht über das Bezugssystem SF-Klassiker hinaus.
Hier wird für mich eine Qualität von "Star Wars" deutlich, die man dem Film sonst immer ankreidet: Die Schlichtheit und Naivität und damit eigentlich Unprofessionalität des Drehbuchs. Sie steht in klaffendem Widerspruch zur Perfektion der Produktion. Vielleicht gibt das den Lucas-Filmen leben, dieses Ungleichgewicht gibt ihnen Glaubwürdigkeit, es ist etwas nicht berechnetes, nicht industrielles im Industriellen. Whedons Film hat beides, will auf ganzer Linie perfekt sein, ist es auch und dabei irgendwie egal. Es ist der Film eines Strebers. Er wird vom Lehrer dafür gelobt, aber die Mädels lieben George.
Erstens glaube ich, dass ich das, was ich mir von einem als git angekündigten US-Science-Fiction Film so verspreche, heute gar nicht mehr kriegen kann. Nämlich das Gefühl, das ich mit 16 hatte. Das nur voraus.
Zweitens ist Serenity ein wirklich komplett unorigineller, dabei natürlich unterhaltsamer Balg aus Versatzstücken. Dieser Film wurde von jemandem (jaja, schon klar wem) gemacht, der Filme, die er gesehen hat, besser machen wollte, und zwar mit seinem Können aus Fernsehproduktionen. Den besseren Star Wars, den besseren Star Trek. Das sieht dann natürlich aus wie alles, was man schon kennt. Die Vision, der Zukunft, die Welten, wie sie aussehen: Alles aus bekannten Bezugssystemen. Es geht auch nichts ins Extrem. Dabei ist gerade das doch etwas, was ich ein B-Movie (und das ist es) leisten darf: Die Genrekonvention zu nehmen und zu sprengen. Aber das tut der Buffy-Daddy Whedon nicht. Er will verbessern, endlich einen Genre-Film mit guten Effekten und guten Dialogen abliefern. Und beides ist gut, keine Frage. Die Gags sind witzig, aber: Sie sind US-TV-witzig, schön auf Punchline hin komponiert. Das ganze fühlt sich eigentlich an wie ein Pilot, nicht wie Kino. In Serien ist die Handlung der einzelnen Folgen weniger wichtig, wichtig sind die Charaktere und deren Entwicklung. Im Kino ist das anders. Man hat nur zwei Stunden, die wollen gut genutzt sein - und das tut Serenity nicht. Die Handlung ist zu egal, zu bekannt. Die Jeans ist gut zusammengenäht. aber der Stoff ist Durchnschnittsware.
Whedons Motivation geht zu deutlich nicht über das Bezugssystem SF-Klassiker hinaus.
Hier wird für mich eine Qualität von "Star Wars" deutlich, die man dem Film sonst immer ankreidet: Die Schlichtheit und Naivität und damit eigentlich Unprofessionalität des Drehbuchs. Sie steht in klaffendem Widerspruch zur Perfektion der Produktion. Vielleicht gibt das den Lucas-Filmen leben, dieses Ungleichgewicht gibt ihnen Glaubwürdigkeit, es ist etwas nicht berechnetes, nicht industrielles im Industriellen. Whedons Film hat beides, will auf ganzer Linie perfekt sein, ist es auch und dabei irgendwie egal. Es ist der Film eines Strebers. Er wird vom Lehrer dafür gelobt, aber die Mädels lieben George.
bähr - am Montag, 5. Dezember 2005, 13:57 - Rubrik: blockbusters!
ich würde ja krieg der welten sehr viel verzeihen. den quatsch im keller etwa. aber eines nicht: dass dieser familienzusammenführungsplot da reingeschmiert ist. nix gegen den fliehenden mann mit seinen kindern - aber könnte er die nicht bei seiner frau in boston abgeben und sie ist dann zwar froh, aber immer noch sauer auf ihn?
Erstens liegt dahinter diese verschobene männliche hoffnung, man könnte durch eine einzige kernige heldentat lange versäumnisse der vergangenheit wieder ausräumen. und zum anderen wertet Spielberg damit die ganze eigentliche geschichte ab, wegen derer ich ja eigentlich ins kino gegangen bin, ab: "das alles erzähle ich euch nur, um zu zeigen, dass man zu seiner verantwortung als vater stehen muss, um ein ganzer mann zu sein." Hätte der Film "Tom Cruise lernt Verantwortung" geheißen, wäre ich zu hause geblieben. oder auch nicht.
Erstens liegt dahinter diese verschobene männliche hoffnung, man könnte durch eine einzige kernige heldentat lange versäumnisse der vergangenheit wieder ausräumen. und zum anderen wertet Spielberg damit die ganze eigentliche geschichte ab, wegen derer ich ja eigentlich ins kino gegangen bin, ab: "das alles erzähle ich euch nur, um zu zeigen, dass man zu seiner verantwortung als vater stehen muss, um ein ganzer mann zu sein." Hätte der Film "Tom Cruise lernt Verantwortung" geheißen, wäre ich zu hause geblieben. oder auch nicht.
bähr - am Donnerstag, 25. August 2005, 00:30 - Rubrik: blockbusters!
Früher war alles besser. Klar.
Der neue Film steht zum ersten Film wie der Eiffel Tower in Las Vegas zum Orginal in Paris. Sieht der Sache wirklich ähnlich, aber es will nicht besonders große Ehrfurcht aufkommen. Kann ja heute jeder, wenn er genug Geld hat, was bei der Weltausstellung noch eine einmalige, unglaublich Ingenieursleistung war.
Der neue Teil hat kein Gefühl, für das, was er zeigt. Kein Gefühl für Dinge, kein Gefühl für Räume.
Der "Millenium Falcon" war ein Gerät, das im Film ebenso wichtig war wie sein Pilot. Er spielte eine Rolle, er war materiell, seine Beschränktheit prägte seinen Charakter wie seine Fähigkeiten. Er war ein Ort, an den man zurückkehrte, ein Ding, das ein Schicksal hatte. Wenn in ihm hinter einem Gitter im Cockpit ein Feuer ausbrach, war das mehr Ereignis als jetzt ein auseinanderbrechendes Riesenraumschiff.
Das Ding war gebaut, es gab es wirklich, es hatte Präsenz. Die primitivere Lösung - der Wüstenset auf den Kanaren, in dem man mit echten Schuhen durch echten Sand lief - mag Lucas als ungute Verlegenheitslösung erscheinen, der er seine Phantasie unterordnen musste, was er nun nicht mehr braucht. Sie bringt aber Leben in den Film, sie scheint überlegen. Das "anything goes" verkommt zu "eh alles schnuppe".
Im "Revenge of the Sith" kehren wir nie - fast nie - an einen Ort zurück. Lucas zeigt lieber einen neuen, noch spektakuläreren. Jede Reise findet in einem neuen, anderen coolen Raumschiff statt. Die Räume sind reine Kulisse, charakterlos, Bewegungen inihnen selten, und - wie banal es zu sagen -seltsam unwirklich.
Eine Kulisse wie die Bar mit den Aliens in "Star Wars" sucht man vergeblich, nichts, das bei aller Opulenz irgendeinen Erinnerungswert hätte.
Der Sprung Vaders auf die im Lavastrom schwimmende Plattform Obi Wans? Uninteressant, da nicht akrobatisch, kein Stunt im eigentlichen Sinne, da nicht echt. So was geht heute eben, na und?
Der Logen schmeißende Imperator im Duell mit Yoda? Der könnte sonstwas werfen, es ist kein Hingucker, das "Ist nicht echt" bricht allem das Genick.
Was bei "Sky Captain" als smartes, stilbewusstes Experiment funktioniert, weil es sein Mittel ganz offen legt, scheitert hier, weil es bei aller Fantastik des Gezeigten auf Realismus beharrt. Und den kann die Computeranimation offensichtlich nicht liefern.
Die Zukunft des Kinos liegt immer noch vor der Kamera.
Der neue Film steht zum ersten Film wie der Eiffel Tower in Las Vegas zum Orginal in Paris. Sieht der Sache wirklich ähnlich, aber es will nicht besonders große Ehrfurcht aufkommen. Kann ja heute jeder, wenn er genug Geld hat, was bei der Weltausstellung noch eine einmalige, unglaublich Ingenieursleistung war.
Der neue Teil hat kein Gefühl, für das, was er zeigt. Kein Gefühl für Dinge, kein Gefühl für Räume.
Der "Millenium Falcon" war ein Gerät, das im Film ebenso wichtig war wie sein Pilot. Er spielte eine Rolle, er war materiell, seine Beschränktheit prägte seinen Charakter wie seine Fähigkeiten. Er war ein Ort, an den man zurückkehrte, ein Ding, das ein Schicksal hatte. Wenn in ihm hinter einem Gitter im Cockpit ein Feuer ausbrach, war das mehr Ereignis als jetzt ein auseinanderbrechendes Riesenraumschiff.
Das Ding war gebaut, es gab es wirklich, es hatte Präsenz. Die primitivere Lösung - der Wüstenset auf den Kanaren, in dem man mit echten Schuhen durch echten Sand lief - mag Lucas als ungute Verlegenheitslösung erscheinen, der er seine Phantasie unterordnen musste, was er nun nicht mehr braucht. Sie bringt aber Leben in den Film, sie scheint überlegen. Das "anything goes" verkommt zu "eh alles schnuppe".
Im "Revenge of the Sith" kehren wir nie - fast nie - an einen Ort zurück. Lucas zeigt lieber einen neuen, noch spektakuläreren. Jede Reise findet in einem neuen, anderen coolen Raumschiff statt. Die Räume sind reine Kulisse, charakterlos, Bewegungen inihnen selten, und - wie banal es zu sagen -seltsam unwirklich.
Eine Kulisse wie die Bar mit den Aliens in "Star Wars" sucht man vergeblich, nichts, das bei aller Opulenz irgendeinen Erinnerungswert hätte.
Der Sprung Vaders auf die im Lavastrom schwimmende Plattform Obi Wans? Uninteressant, da nicht akrobatisch, kein Stunt im eigentlichen Sinne, da nicht echt. So was geht heute eben, na und?
Der Logen schmeißende Imperator im Duell mit Yoda? Der könnte sonstwas werfen, es ist kein Hingucker, das "Ist nicht echt" bricht allem das Genick.
Was bei "Sky Captain" als smartes, stilbewusstes Experiment funktioniert, weil es sein Mittel ganz offen legt, scheitert hier, weil es bei aller Fantastik des Gezeigten auf Realismus beharrt. Und den kann die Computeranimation offensichtlich nicht liefern.
Die Zukunft des Kinos liegt immer noch vor der Kamera.
bähr - am Montag, 6. Juni 2005, 23:55 - Rubrik: blockbusters!
ist tatsächlich der kleine zusätzlich film, in dem über das thema der obligaten finalen Schlägerei zwischen den streitenden Verehrern berichtet wird.
Da geben uns die beiden,w as sie im film verweigern. Witz, Charme, , treue Blicke.
Da geben uns die beiden,w as sie im film verweigern. Witz, Charme, , treue Blicke.
bähr - am Samstag, 7. Mai 2005, 23:35 - Rubrik: blockbusters!
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Wieder so ein Film: Vorher viel gelesen, viel gehört. Unbedingt sehen gewollt. Lange nicht dazu gekommen, dieweil mehr gelesen. Dann gesehen, rausgekommen. Was dazu sagen. Der Film entzieht sich. War beeindruckend. War nicht spannend, was wohl auch in der Natur der Sache liegt - man weiss ja, wie es ausgeht. So auch garnicht erzählt, sondern: Erst passiert das, dann das, dann das...
Der seltsame Sprung vom ostentativ psychologisierenden Beginn ins Unpsychologische: nach der ersten Szene finden wir Hughes auf dem Dreh, als kompletten, sich nicht mehr wesentlich wandelnden Charakter wieder. Wie er so - nämlich genial, sexy, kreativ, manisch, bedroht, irre, eruptiv - geworden ist, wird nicht erzählt. Obwohl das die große Frage ist - wo kommt so ein Außerirdischer her? Es bleibt offen. Es ist nicht die Welt der Superhelden, die durch Bestrahlung oder Verlust zu dem werden was sie sind, es ist die der mittelalterlichen Heiligen, die einfach sind, was sie sind. Und so erzählt sich auch der Film, Szene um Szene der Zusammenstoß des Heiligen Howards mit der Welt. Die Wunder, die er vollbringt. Das Martyrium, das er erleidet. Ein umgekehrter Nazarin, der nur bestaunt, aber nicht gefasst, nicht in die Welt integriert werden kann. Erst das, dann das, dann das, bis zum Ende.
Auf einer trivialpsychologischen Ebene ist das Anfangsbild Grund für seine Phobie. Doch das ist nicht Scorseses Ernst. Es ist ein religiöses Bild, die Waschung, die Taufe, die Klause, das Weltabgewandte, das Außerweltliche. Da kommt er her, aus dem Irgendwodazwischen, der twilight zone, der Transzendenz. Nicht von dieser Welt. Und daher auch die Bild gewordene Phobie: In seinen schlimmen Momenten will nicht nur die Welt nicht ihn, sondern er bis aufs Blut nicht diese Welt, den Haufen Dreck und Bakterien und Gemeinheit. Scorsese interpretiert, dass der Rückzug Hughes nicht passiert, weil er (wie es der populäre Mythos will) sich vor Bakterien und Viren fürchtet. Nein, er fürchtet die Welt selbst, er flieht sie, er geht in die Wüste, zurück dorthin, wo er herkommt.
Und wieder, wie in "Gangs of New York" ein Film über Ungleichzeitiges. Ein Film über den Krieg, in dem der Krieg fehlt. Hughes lebt vom Krieg: ihn inszeniert er, er ist die Basis seines Erfolgs als Produzent, und ebenso für seinen Erfolg als Flugzeugkonstrukteur. Und obwohl das so ist und der Film zu weiten Teilen während des Zweiten Weltkrieges spielt, kommt Krieg im Film nur als Faktor, nicht als Realität vor. Da er nicht teil der Realität Hughes war, sowenig, wie er Teil der Realität des größten Teils der Bevölkerung war. Im Amerika dieser Zeit bemühten sich die Behörden in den USA ein Atmosphäre der Gefahr (Verdunkelungsübungen, Warnungen vor U-Booten vor der Küste, sogar nachgestellte Bombadierungen) herzustellen, damit die Menschen den Krieg und die Soldaten in Übersee nicht vergaßen. Es war eine Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwungs. Heute ähnlich: Der Krieg im Irak findet für die meisten Amerikaner (was man so liest) ausschließlich medial statt, außerhalb jeder Lebensrealität. Und darauf, und vielleicht (vielleicht!) ist das der "Weg in die Zukunft", scheint ein wichtiger Teil des Funktionierens dieses kriegerischen Landes zu ruhen: Kriege führen, sie zu hause medial "erzählen" und zu Identitätsbildung nutzen, die Rüstungsindustrie auf Trab halten, sie aber immer weit genug weg auszutragen, dass zumindest die Mittel- und Oberschicht nix von ihnen mitbekommt. Howard, der Schutzheilige der letzten Supemacht. Die sein Schicksal teilt, die Welt beherrschen zu wollen, sich aber gleichzeitig ängstlich vor ihrer Unordnung und Unsauberkeit zurückzuziehen, schwankend zwischen Agressivität und Autismus.
Ja, das könnte sein.
Der seltsame Sprung vom ostentativ psychologisierenden Beginn ins Unpsychologische: nach der ersten Szene finden wir Hughes auf dem Dreh, als kompletten, sich nicht mehr wesentlich wandelnden Charakter wieder. Wie er so - nämlich genial, sexy, kreativ, manisch, bedroht, irre, eruptiv - geworden ist, wird nicht erzählt. Obwohl das die große Frage ist - wo kommt so ein Außerirdischer her? Es bleibt offen. Es ist nicht die Welt der Superhelden, die durch Bestrahlung oder Verlust zu dem werden was sie sind, es ist die der mittelalterlichen Heiligen, die einfach sind, was sie sind. Und so erzählt sich auch der Film, Szene um Szene der Zusammenstoß des Heiligen Howards mit der Welt. Die Wunder, die er vollbringt. Das Martyrium, das er erleidet. Ein umgekehrter Nazarin, der nur bestaunt, aber nicht gefasst, nicht in die Welt integriert werden kann. Erst das, dann das, dann das, bis zum Ende.
Auf einer trivialpsychologischen Ebene ist das Anfangsbild Grund für seine Phobie. Doch das ist nicht Scorseses Ernst. Es ist ein religiöses Bild, die Waschung, die Taufe, die Klause, das Weltabgewandte, das Außerweltliche. Da kommt er her, aus dem Irgendwodazwischen, der twilight zone, der Transzendenz. Nicht von dieser Welt. Und daher auch die Bild gewordene Phobie: In seinen schlimmen Momenten will nicht nur die Welt nicht ihn, sondern er bis aufs Blut nicht diese Welt, den Haufen Dreck und Bakterien und Gemeinheit. Scorsese interpretiert, dass der Rückzug Hughes nicht passiert, weil er (wie es der populäre Mythos will) sich vor Bakterien und Viren fürchtet. Nein, er fürchtet die Welt selbst, er flieht sie, er geht in die Wüste, zurück dorthin, wo er herkommt.
Und wieder, wie in "Gangs of New York" ein Film über Ungleichzeitiges. Ein Film über den Krieg, in dem der Krieg fehlt. Hughes lebt vom Krieg: ihn inszeniert er, er ist die Basis seines Erfolgs als Produzent, und ebenso für seinen Erfolg als Flugzeugkonstrukteur. Und obwohl das so ist und der Film zu weiten Teilen während des Zweiten Weltkrieges spielt, kommt Krieg im Film nur als Faktor, nicht als Realität vor. Da er nicht teil der Realität Hughes war, sowenig, wie er Teil der Realität des größten Teils der Bevölkerung war. Im Amerika dieser Zeit bemühten sich die Behörden in den USA ein Atmosphäre der Gefahr (Verdunkelungsübungen, Warnungen vor U-Booten vor der Küste, sogar nachgestellte Bombadierungen) herzustellen, damit die Menschen den Krieg und die Soldaten in Übersee nicht vergaßen. Es war eine Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwungs. Heute ähnlich: Der Krieg im Irak findet für die meisten Amerikaner (was man so liest) ausschließlich medial statt, außerhalb jeder Lebensrealität. Und darauf, und vielleicht (vielleicht!) ist das der "Weg in die Zukunft", scheint ein wichtiger Teil des Funktionierens dieses kriegerischen Landes zu ruhen: Kriege führen, sie zu hause medial "erzählen" und zu Identitätsbildung nutzen, die Rüstungsindustrie auf Trab halten, sie aber immer weit genug weg auszutragen, dass zumindest die Mittel- und Oberschicht nix von ihnen mitbekommt. Howard, der Schutzheilige der letzten Supemacht. Die sein Schicksal teilt, die Welt beherrschen zu wollen, sich aber gleichzeitig ängstlich vor ihrer Unordnung und Unsauberkeit zurückzuziehen, schwankend zwischen Agressivität und Autismus.
Ja, das könnte sein.
bähr - am Donnerstag, 17. Februar 2005, 20:44 - Rubrik: blockbusters!
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vier Tage, bevor alles vorbei ist.
Finde ich Zeit, etwas zu zwei Filmen der letzten drei!! Wochen zu sagen (mehr war echt nicht drin). Und am Wochenende wird dann noch mal eben umgezogen.
"Intime Fremde" fand ich schön. Auch ein bisschen toll, aber vor allem schön. Eine Abstraktion einer Story, aber wie schön, wenn sie mit den Augenbrauen der Frau Bonnaire zu mir kommt. Und wie gut, dass ich nicht genug von Psychoanalyse verstehne, um mehr zu verstehen, als dass es auch um Psychanalyse geht. Ich liebe schon den Titel, den Schwenk weg von der die Rolltitel unterlegenden Struktur, der diese Struktur als Tapete preisgibt, auf den Gang hin, an dessen Ende dann Anna erscheint. (Erinnerte mich irgendwie an den wunderbaren Titel von Fassbinders Martha). Ein Film, der zu jenen gehört, die man sich sofort auch ganz anders vorstellen kann - in diesem Fall aks Woody-Allen-Film. Allen natürlich als Steuerberater, der von einer Frau (Juliette Lewis) für einen Psychiater gehalten wird. Wie er seiner Ex-Frau (Diane Keaton) zu erklären versucht, warum er den Irrtum nicht aufgeklärt hat, neben ihr die Straße entlang gehend. Das wäre toll, würde ich mir sofort ansehen.
Auch gesehen: Hautnah. Beim Sehen gut gefunden, danach verliert das ganze aber. Auch durch das Ende: Wozu die Pointe mit dem falschen Namen? Das wird serviert, als solle es das große Hand-gegen-die Stirn-Aha-Erlebnis sein. Ist es aber nicht, man sieht es und spürt, dass man "jetzt wird mir einiges klar!" rufen soll, ohne es zu tun. Am besten Clive Owen, der eine fürs Kino seltene Figur erschuf: Einen, der in sich den Primitivling mit Intelligenz und Charme vereint. Der einer Figur mit abstoßendem Charakzerzügen sympathische Züge schenkt. Solche gibt es. Er soll nen Oscar kriegen. Die Roberts dagegen: Herrjemineh (wie schreibt man das?). Und die beste Rolle von Jude Law ist nach wie vor ein Sexroboter. Aber ich mag ihn.
Finde ich Zeit, etwas zu zwei Filmen der letzten drei!! Wochen zu sagen (mehr war echt nicht drin). Und am Wochenende wird dann noch mal eben umgezogen.
"Intime Fremde" fand ich schön. Auch ein bisschen toll, aber vor allem schön. Eine Abstraktion einer Story, aber wie schön, wenn sie mit den Augenbrauen der Frau Bonnaire zu mir kommt. Und wie gut, dass ich nicht genug von Psychoanalyse verstehne, um mehr zu verstehen, als dass es auch um Psychanalyse geht. Ich liebe schon den Titel, den Schwenk weg von der die Rolltitel unterlegenden Struktur, der diese Struktur als Tapete preisgibt, auf den Gang hin, an dessen Ende dann Anna erscheint. (Erinnerte mich irgendwie an den wunderbaren Titel von Fassbinders Martha). Ein Film, der zu jenen gehört, die man sich sofort auch ganz anders vorstellen kann - in diesem Fall aks Woody-Allen-Film. Allen natürlich als Steuerberater, der von einer Frau (Juliette Lewis) für einen Psychiater gehalten wird. Wie er seiner Ex-Frau (Diane Keaton) zu erklären versucht, warum er den Irrtum nicht aufgeklärt hat, neben ihr die Straße entlang gehend. Das wäre toll, würde ich mir sofort ansehen.
Auch gesehen: Hautnah. Beim Sehen gut gefunden, danach verliert das ganze aber. Auch durch das Ende: Wozu die Pointe mit dem falschen Namen? Das wird serviert, als solle es das große Hand-gegen-die Stirn-Aha-Erlebnis sein. Ist es aber nicht, man sieht es und spürt, dass man "jetzt wird mir einiges klar!" rufen soll, ohne es zu tun. Am besten Clive Owen, der eine fürs Kino seltene Figur erschuf: Einen, der in sich den Primitivling mit Intelligenz und Charme vereint. Der einer Figur mit abstoßendem Charakzerzügen sympathische Züge schenkt. Solche gibt es. Er soll nen Oscar kriegen. Die Roberts dagegen: Herrjemineh (wie schreibt man das?). Und die beste Rolle von Jude Law ist nach wie vor ein Sexroboter. Aber ich mag ihn.
bähr - am Freitag, 28. Januar 2005, 19:45 - Rubrik: blockbusters!
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Keine Frage: Der Mann mag das Meer. Nach "The Abyss", "Titanic" und der Doku "Expedition: Bismarck" (für die er seine Füße auf Kieler Grund setzte) gab es da schon wenig Zweifel. Genauso mag er Special Effects - da kommt er her, das ist sein Ding. Und er liebt 3D ("T2-3D - Battle across Time")- wohl als einer der wenigen. Denn ein Riesenpublikum erreicht er mit Dokus in 3D und über das Meer (wie mache ich mein Hobby zum Beruf) ja wohl kaum, denn sie laufen nur in iMAX-Theatern. Da war "Ghosts of the Abyss", der Abstieg zum Titanic-Wrack, und nun "Aliens of the Deep". Überraschung: Wieder Tiefsee (diesmal die irren Fische, die dort wohnen, und die bestimmt mal langsam in Ruhe gelassen werden wollen), wieder 3D. Gemein für mich, denn meines linken Auges Schwäche hat schon 1986 verhindert, dass ich erkennen konnte, wie der Zigarettenrauch aus dem Fernseher hervortrat. Will der Mann einem anderen einst weltbeherrschenden, doch dann abgestürzten Talent namens Riefenstahl nachtun und seine Karriere mit Plänkeleien unter Wasser beerdigen? Stimmt gar die Vermutung, der Mann gehe nach dem nicht zu wiederholenden Triumph von "Titanic" mit großen Projekten nur noch schwanger, traue sich aber nicht mehr so recht, weil sein eigener Schatten zu groß geworden ist? Legt sich selbst Beschränkungen auf (Dokus! 3D! Unter Wasser!), um keinen normalen Film vorzulegen zu müssen, der den enormen Erwartungen nicht gerecht werden könnte? Mag sein, denn zwar plant er nun wieder einen großen Sci-Fi-Thriller, der nicht unter Wasser spielt, doch wieder in 3D: "Battle Angel" will er verfilmen, einen japanische Manga, natürlich in 3D. Und, um die Sache zu verschärfen,in digitalem 3D! Damit man ihn auch ja nicht überall sehen kann. Cameron meint, 2007 würden die meisten Kinos digital umgerüstet sein. Ein Optimist (wenn man diesbezüglich von optimismus sprechen mag). Ich mag Camerons Filme, und ich würde sie gerne sehen. Das geht bloß nicht, und ich befürchte, das wird auch erstmal so bleiben. Ich möchte James bei seiner Suche nach neuen Technologien unterstützen: CG-Charaktere und Schauspieler in einem Film? Nur zu! Dufte! Aber Digital-3D? Wo wird man das in den nächsten jahren in Deutschland sehen können? Ist der Mann ein unverstandener Visionär oder will er mir nur die Laune verderben?
bähr - am Mittwoch, 12. Januar 2005, 20:51 - Rubrik: blockbusters!
Das schöne an "The Incredibles": Man geht rein und weiß, man wird jetzt zwei Stunden irren Spaß haben. Und das passiert dann auch. Mehr soll es nicht. Und das überall und für alle, egal wie alt oder was auch immer. EIn Hollywood-Film par excellence, was das angeht.
Was mir total gefallen hat: Die Szene, in der Elastigirl in das Hauptquartier des Schurken eindringt und mit wenigen Blicken aus völliger Ahnungslosigkeit heraus begreift, worum es hier geht: EIn Vulkan. Kleine Hightech-Wägelchen auf Schienen. Eine Rakete. Kompakter kann man ein Genre nicht eindampfen. Wo "Sky Captain" (der andere Vulkan/irrer Schurke/Rakete-Film des Jahres) sammelt, samplet und arrangiert und sich verspielt, reduziert und beschleunigt "The Incredibles". Das macht auch großen Spaß, ist aber natürlich einfacher zu lesen und daher freuen sich die Klugscheißer natürlich über die andere Variante mehr, die dann aber eben auch kein Film für alle, sondern Liebhaberkino ist. Ein wenig snobby, weswegen Jude Law auch gut passt. Aber ach, ich hab sie beide lieb.
The Incredibles nebenbei für noch etwas: Wie der Sohn am Ende im Auto nochmal den finalen Kampf nacherzählt. So, genauso erzählt man nämlich, wenn man sechs oder acht ist, einen Film (etwa Hill/Spencer, was mich angeht) nach, wenn man aus dem Kino kommt. Das ist schön.
Was mir total gefallen hat: Die Szene, in der Elastigirl in das Hauptquartier des Schurken eindringt und mit wenigen Blicken aus völliger Ahnungslosigkeit heraus begreift, worum es hier geht: EIn Vulkan. Kleine Hightech-Wägelchen auf Schienen. Eine Rakete. Kompakter kann man ein Genre nicht eindampfen. Wo "Sky Captain" (der andere Vulkan/irrer Schurke/Rakete-Film des Jahres) sammelt, samplet und arrangiert und sich verspielt, reduziert und beschleunigt "The Incredibles". Das macht auch großen Spaß, ist aber natürlich einfacher zu lesen und daher freuen sich die Klugscheißer natürlich über die andere Variante mehr, die dann aber eben auch kein Film für alle, sondern Liebhaberkino ist. Ein wenig snobby, weswegen Jude Law auch gut passt. Aber ach, ich hab sie beide lieb.
The Incredibles nebenbei für noch etwas: Wie der Sohn am Ende im Auto nochmal den finalen Kampf nacherzählt. So, genauso erzählt man nämlich, wenn man sechs oder acht ist, einen Film (etwa Hill/Spencer, was mich angeht) nach, wenn man aus dem Kino kommt. Das ist schön.
bähr - am Dienstag, 4. Januar 2005, 02:07 - Rubrik: blockbusters!
Aber wie "Der Planet der Affen" passieren konnte, ist mir ein Rätsel. Wie eine mittelmäßige Doppelfolge Star Trek. Das und "Seite an Seite" von Chris "gleich ein in die Fresse" Columbus waren die ersten Filme 2005 - gut, dass ich nicht abergläubisch bin.
bähr - am Montag, 3. Januar 2005, 02:05 - Rubrik: blockbusters!
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