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Erstens glaube ich, dass ich das, was ich mir von einem als git angekündigten US-Science-Fiction Film so verspreche, heute gar nicht mehr kriegen kann. Nämlich das Gefühl, das ich mit 16 hatte. Das nur voraus.
Zweitens ist Serenity ein wirklich komplett unorigineller, dabei natürlich unterhaltsamer Balg aus Versatzstücken. Dieser Film wurde von jemandem (jaja, schon klar wem) gemacht, der Filme, die er gesehen hat, besser machen wollte, und zwar mit seinem Können aus Fernsehproduktionen. Den besseren Star Wars, den besseren Star Trek. Das sieht dann natürlich aus wie alles, was man schon kennt. Die Vision, der Zukunft, die Welten, wie sie aussehen: Alles aus bekannten Bezugssystemen. Es geht auch nichts ins Extrem. Dabei ist gerade das doch etwas, was ich ein B-Movie (und das ist es) leisten darf: Die Genrekonvention zu nehmen und zu sprengen. Aber das tut der Buffy-Daddy Whedon nicht. Er will verbessern, endlich einen Genre-Film mit guten Effekten und guten Dialogen abliefern. Und beides ist gut, keine Frage. Die Gags sind witzig, aber: Sie sind US-TV-witzig, schön auf Punchline hin komponiert. Das ganze fühlt sich eigentlich an wie ein Pilot, nicht wie Kino. In Serien ist die Handlung der einzelnen Folgen weniger wichtig, wichtig sind die Charaktere und deren Entwicklung. Im Kino ist das anders. Man hat nur zwei Stunden, die wollen gut genutzt sein - und das tut Serenity nicht. Die Handlung ist zu egal, zu bekannt. Die Jeans ist gut zusammengenäht. aber der Stoff ist Durchnschnittsware.
Whedons Motivation geht zu deutlich nicht über das Bezugssystem SF-Klassiker hinaus.
Hier wird für mich eine Qualität von "Star Wars" deutlich, die man dem Film sonst immer ankreidet: Die Schlichtheit und Naivität und damit eigentlich Unprofessionalität des Drehbuchs. Sie steht in klaffendem Widerspruch zur Perfektion der Produktion. Vielleicht gibt das den Lucas-Filmen leben, dieses Ungleichgewicht gibt ihnen Glaubwürdigkeit, es ist etwas nicht berechnetes, nicht industrielles im Industriellen. Whedons Film hat beides, will auf ganzer Linie perfekt sein, ist es auch und dabei irgendwie egal. Es ist der Film eines Strebers. Er wird vom Lehrer dafür gelobt, aber die Mädels lieben George.
txt meinte am 5. Dez, 16:47:
schön
dich nochmal zu lesen. habe das vermisst. 
bähr antwortete am 15. Dez, 14:18:
Das ist nett. Echt. 
Melkus meinte am 14. Dez, 17:32:
Sie nehmen ihre eigenen Erwartungen zum Maßstab und stricken daraus Vorwürfe an den Film, das ist unfair. Ich fühle mich zur Verteidigung aufgerufen.

Die ungefähr einzige Scifi-Konvention, die der Film (und die Serie) nicht subtil unterläuft, ist die Fortbewegung mit Raumschiffen zwischen verschiedenen Planeten. Whedons Arbeit ist immer meta. Es geht nicht darum, wie Menschen in 500 Jahren leben werden und auch nicht um irgendeine eskapistische Fantasygeschichte. Es geht immer um das Jetzt und Hier, darum, wie sich die Komplexität der Welt in eine Genreerzählung übersetzen lässt.
Aber Whedon macht halt auch Pop und nicht experimentelle Kunst, darum bleibt er weise innerhalb der Grenzen des Genres und er erzählt seine (bei genauer Betrachtung reichlich originelle, weil realistische) Story auf konventionelle Art.
Außerdem unterschätzen Sie die Liebe zum Detail, die bei Serenity erst da anfängt, wo andere Filme aufhören nachzudenken.

Andererseits, wenn Sie sich lieber Lucas' infantile und unreflektierte Dialoge anhören: was will man machen? 
bähr antwortete am 15. Dez, 14:18:
Aber aber.
Ich verlange von diesem Film weder eine Dick-mäßige schlüssige Zukunftsvision (das gibt das Subgenre kaum her) noch eine Fantasygeschichte. Ich verlange Originaltät. Ich mag Genrevariationen, wenn sie originell sind. Ich mag sie nicht, wenn sie mich mit schon gesehenem bewerfen. Da hätte es schlimmer, aber eben auch besser kommen können. Und Komplexität: Naja. Die inneren und die äußeren Planeten. Herrscher und Rebellen.
Und da sind wir noch nicht mal bei der sehr zweifelhaften Führer-Ideologie des Streifens. Egal.
Geben Sie mir lieber ein Beispiel für die Liebe zum Detail und für die Konventionen, mit denen hier gebrochen wird.

Ihren abschließenden Satz ignoriere ich, da er Sie, indem er mich für dumm hält, als nicht viel heller erscheinen lässt. 
Melkus antwortete am 15. Dez, 17:29:
Komplexität und/oder Detailverliebtheit äußern sich zum Beispiel:
in der unten-nach-oben-Perspektive, in der wir in das Firefly/Serenity-Universum eingeführt werden
darin, dass die Allianz nicht als böser Monolith, sondern als kopflose, inkompetente Bürokratie dargestellt wird
in den Westernreferenzen, die eine gewisse historische Parallele nahelegen
in einem Schiff, das komplett als bewohnbares Set konstruiert wurde (die meisten Blockbuster haben überhaupt keinen Sinn für Raum)
den komplexen und zwiespältigen Charakterbeziehungen (okay,kommen im Film selbst etwas kurz, sind aber präsent)
Wenn Sie sagen, Sie hätten das alles schon gesehen, kann ich das natürlich schlecht widerlegen. Genauso können Sie nur schwer meiner Behauptung widersprechen, dass Ihre Kritik mehr auf ihren verfehlten Erwartungen und oberflächlicher Betrachtung beruht als darauf, was im Film eigentlich passiert und welche Subtexte eventuell mitlaufen könnten.

Was ich aber einräume: Wenn man von der Serie zum Film kommt, ist die Perspektive bestimmt eine andere. 
bähr antwortete am 16. Dez, 15:15:
Ich kann nicht ihrer Behauptung widersprechen, meine Kritik beruhe auf oberflächlicher Betrachtung?

Und die Erwartungen, mit denen ich ins Kino komme, sind verfehlt? Ich gehe mit verfehlten Erwartungen mit Kino, im Gegensatz zu anderen Menschen, die mit korrekten Erwartungen ins Kino kommen?

Meine Fresse. 
 

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