Heute wieder ein zweifelhafter Tag. Erst WILLENBROCK, von dem ich mir doch einiges mehr versprochen habe, dann der sehr gute SOMETIMES IN APRIL über den Genozid in Ruanda, der wie ein Faustschlag wirkt und die Rückkehr in den Kinoalltag recht schwer macht und schließlich zwei unterschiedlich gescheiterte Anläufe doch noch einen Film zu sehen: SOLZNE von Alexander Sokurov würde ich nicht durchhalten, das war mir nach 10 Minuten klar, also raus, und PLASTIC FLOWERS hatte nach 40 Minuten noch keine einzige interessante Szene/Figur/Einstellung aufzuweisen. So steht man dann unschlüssig in der Kälte, 90 Minuten bis zum nächsten Film, die Stimmung im Keller. Versuchtes Gegenmittel: Iced Coffee Mocca + Espressobrownie + Zeitunglesen bei Starbucks (bei den Simpsons gibt es einmal ein Einkaufszentrum nur mit Starbucks-Läden, das macht die Kette irgendwie unheimlich). Klappt ein bisschen. Dann noch schnell schreiben, eigentlich hauptsächlich um den Schreibraum aufzusuchen, dessen widerliches Licht so ungut mit meiner Laune korrespondiert, dass die, um sich abzusetzen, fast ein wenig besser wird. Außerdem hat die Tastatur einen sehr angenehmen Tastenwiderstand, der den Fingern schmeichelt und das führt wiederum übertrieben passend zu dem nächsten Film, ein FINGERS-Remake im Wettbewerb. In FINGERS hatte James Toback (Buch und Regie) dem noch recht jungen Harvey Keitel eine bizarre Figur auf den Leib geschrieben, eine Nachwuchsganoven, der von einer Karriere als Pianist träumt und wohl auch das Talent dazu hätte, aber das Milieu! Keitels Darstellung hat mich damals stark beeindruckt, mal sehen, ob Romain Duris das auch hinkriegt.
WILLENBROCK ist übrigens äußerst sauber und mit bedacht kadriert, auf den Punkt gespielt und mit der bei Dresen üblichen intensiven Menschlickeit inszeniert. Aber etwas fehlt. Das Zufällige, das die Filme zuvor so wirklich hatte aussehen lassen? Diesen Film so kommt es mir vor hätte fast jeder sensible Regisseur inszenieren können. Und Axel Prahl berührt mich auch nur, wenn sein Spiel der Improvisation nahe kommt. Das ist hier nicht der Fall. Oder besser kaum. Gleich der anfängliche Off-Kommentar führt direkt in die literarische Vorlage. Ich fürchte aus ihr ist der Film auch nicht herausgekommen.
WILLENBROCK ist übrigens äußerst sauber und mit bedacht kadriert, auf den Punkt gespielt und mit der bei Dresen üblichen intensiven Menschlickeit inszeniert. Aber etwas fehlt. Das Zufällige, das die Filme zuvor so wirklich hatte aussehen lassen? Diesen Film so kommt es mir vor hätte fast jeder sensible Regisseur inszenieren können. Und Axel Prahl berührt mich auch nur, wenn sein Spiel der Improvisation nahe kommt. Das ist hier nicht der Fall. Oder besser kaum. Gleich der anfängliche Off-Kommentar führt direkt in die literarische Vorlage. Ich fürchte aus ihr ist der Film auch nicht herausgekommen.
Svenson - am Donnerstag, 17. Februar 2005, 22:07 - Rubrik: Berlinale 2005
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Wieder so ein Film: Vorher viel gelesen, viel gehört. Unbedingt sehen gewollt. Lange nicht dazu gekommen, dieweil mehr gelesen. Dann gesehen, rausgekommen. Was dazu sagen. Der Film entzieht sich. War beeindruckend. War nicht spannend, was wohl auch in der Natur der Sache liegt - man weiss ja, wie es ausgeht. So auch garnicht erzählt, sondern: Erst passiert das, dann das, dann das...
Der seltsame Sprung vom ostentativ psychologisierenden Beginn ins Unpsychologische: nach der ersten Szene finden wir Hughes auf dem Dreh, als kompletten, sich nicht mehr wesentlich wandelnden Charakter wieder. Wie er so - nämlich genial, sexy, kreativ, manisch, bedroht, irre, eruptiv - geworden ist, wird nicht erzählt. Obwohl das die große Frage ist - wo kommt so ein Außerirdischer her? Es bleibt offen. Es ist nicht die Welt der Superhelden, die durch Bestrahlung oder Verlust zu dem werden was sie sind, es ist die der mittelalterlichen Heiligen, die einfach sind, was sie sind. Und so erzählt sich auch der Film, Szene um Szene der Zusammenstoß des Heiligen Howards mit der Welt. Die Wunder, die er vollbringt. Das Martyrium, das er erleidet. Ein umgekehrter Nazarin, der nur bestaunt, aber nicht gefasst, nicht in die Welt integriert werden kann. Erst das, dann das, dann das, bis zum Ende.
Auf einer trivialpsychologischen Ebene ist das Anfangsbild Grund für seine Phobie. Doch das ist nicht Scorseses Ernst. Es ist ein religiöses Bild, die Waschung, die Taufe, die Klause, das Weltabgewandte, das Außerweltliche. Da kommt er her, aus dem Irgendwodazwischen, der twilight zone, der Transzendenz. Nicht von dieser Welt. Und daher auch die Bild gewordene Phobie: In seinen schlimmen Momenten will nicht nur die Welt nicht ihn, sondern er bis aufs Blut nicht diese Welt, den Haufen Dreck und Bakterien und Gemeinheit. Scorsese interpretiert, dass der Rückzug Hughes nicht passiert, weil er (wie es der populäre Mythos will) sich vor Bakterien und Viren fürchtet. Nein, er fürchtet die Welt selbst, er flieht sie, er geht in die Wüste, zurück dorthin, wo er herkommt.
Und wieder, wie in "Gangs of New York" ein Film über Ungleichzeitiges. Ein Film über den Krieg, in dem der Krieg fehlt. Hughes lebt vom Krieg: ihn inszeniert er, er ist die Basis seines Erfolgs als Produzent, und ebenso für seinen Erfolg als Flugzeugkonstrukteur. Und obwohl das so ist und der Film zu weiten Teilen während des Zweiten Weltkrieges spielt, kommt Krieg im Film nur als Faktor, nicht als Realität vor. Da er nicht teil der Realität Hughes war, sowenig, wie er Teil der Realität des größten Teils der Bevölkerung war. Im Amerika dieser Zeit bemühten sich die Behörden in den USA ein Atmosphäre der Gefahr (Verdunkelungsübungen, Warnungen vor U-Booten vor der Küste, sogar nachgestellte Bombadierungen) herzustellen, damit die Menschen den Krieg und die Soldaten in Übersee nicht vergaßen. Es war eine Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwungs. Heute ähnlich: Der Krieg im Irak findet für die meisten Amerikaner (was man so liest) ausschließlich medial statt, außerhalb jeder Lebensrealität. Und darauf, und vielleicht (vielleicht!) ist das der "Weg in die Zukunft", scheint ein wichtiger Teil des Funktionierens dieses kriegerischen Landes zu ruhen: Kriege führen, sie zu hause medial "erzählen" und zu Identitätsbildung nutzen, die Rüstungsindustrie auf Trab halten, sie aber immer weit genug weg auszutragen, dass zumindest die Mittel- und Oberschicht nix von ihnen mitbekommt. Howard, der Schutzheilige der letzten Supemacht. Die sein Schicksal teilt, die Welt beherrschen zu wollen, sich aber gleichzeitig ängstlich vor ihrer Unordnung und Unsauberkeit zurückzuziehen, schwankend zwischen Agressivität und Autismus.
Ja, das könnte sein.
Der seltsame Sprung vom ostentativ psychologisierenden Beginn ins Unpsychologische: nach der ersten Szene finden wir Hughes auf dem Dreh, als kompletten, sich nicht mehr wesentlich wandelnden Charakter wieder. Wie er so - nämlich genial, sexy, kreativ, manisch, bedroht, irre, eruptiv - geworden ist, wird nicht erzählt. Obwohl das die große Frage ist - wo kommt so ein Außerirdischer her? Es bleibt offen. Es ist nicht die Welt der Superhelden, die durch Bestrahlung oder Verlust zu dem werden was sie sind, es ist die der mittelalterlichen Heiligen, die einfach sind, was sie sind. Und so erzählt sich auch der Film, Szene um Szene der Zusammenstoß des Heiligen Howards mit der Welt. Die Wunder, die er vollbringt. Das Martyrium, das er erleidet. Ein umgekehrter Nazarin, der nur bestaunt, aber nicht gefasst, nicht in die Welt integriert werden kann. Erst das, dann das, dann das, bis zum Ende.
Auf einer trivialpsychologischen Ebene ist das Anfangsbild Grund für seine Phobie. Doch das ist nicht Scorseses Ernst. Es ist ein religiöses Bild, die Waschung, die Taufe, die Klause, das Weltabgewandte, das Außerweltliche. Da kommt er her, aus dem Irgendwodazwischen, der twilight zone, der Transzendenz. Nicht von dieser Welt. Und daher auch die Bild gewordene Phobie: In seinen schlimmen Momenten will nicht nur die Welt nicht ihn, sondern er bis aufs Blut nicht diese Welt, den Haufen Dreck und Bakterien und Gemeinheit. Scorsese interpretiert, dass der Rückzug Hughes nicht passiert, weil er (wie es der populäre Mythos will) sich vor Bakterien und Viren fürchtet. Nein, er fürchtet die Welt selbst, er flieht sie, er geht in die Wüste, zurück dorthin, wo er herkommt.
Und wieder, wie in "Gangs of New York" ein Film über Ungleichzeitiges. Ein Film über den Krieg, in dem der Krieg fehlt. Hughes lebt vom Krieg: ihn inszeniert er, er ist die Basis seines Erfolgs als Produzent, und ebenso für seinen Erfolg als Flugzeugkonstrukteur. Und obwohl das so ist und der Film zu weiten Teilen während des Zweiten Weltkrieges spielt, kommt Krieg im Film nur als Faktor, nicht als Realität vor. Da er nicht teil der Realität Hughes war, sowenig, wie er Teil der Realität des größten Teils der Bevölkerung war. Im Amerika dieser Zeit bemühten sich die Behörden in den USA ein Atmosphäre der Gefahr (Verdunkelungsübungen, Warnungen vor U-Booten vor der Küste, sogar nachgestellte Bombadierungen) herzustellen, damit die Menschen den Krieg und die Soldaten in Übersee nicht vergaßen. Es war eine Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwungs. Heute ähnlich: Der Krieg im Irak findet für die meisten Amerikaner (was man so liest) ausschließlich medial statt, außerhalb jeder Lebensrealität. Und darauf, und vielleicht (vielleicht!) ist das der "Weg in die Zukunft", scheint ein wichtiger Teil des Funktionierens dieses kriegerischen Landes zu ruhen: Kriege führen, sie zu hause medial "erzählen" und zu Identitätsbildung nutzen, die Rüstungsindustrie auf Trab halten, sie aber immer weit genug weg auszutragen, dass zumindest die Mittel- und Oberschicht nix von ihnen mitbekommt. Howard, der Schutzheilige der letzten Supemacht. Die sein Schicksal teilt, die Welt beherrschen zu wollen, sich aber gleichzeitig ängstlich vor ihrer Unordnung und Unsauberkeit zurückzuziehen, schwankend zwischen Agressivität und Autismus.
Ja, das könnte sein.
bähr - am Donnerstag, 17. Februar 2005, 20:44 - Rubrik: blockbusters!
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Shit. keine Handynummer!
besorg mir ne karte für den sokurov, wenns noch geht!
Bin morgen nachmittag da, ruf mich einfach mal auf dem Handy an, damit ich deine nummer habe!
Untertänigst,
bähr
besorg mir ne karte für den sokurov, wenns noch geht!
Bin morgen nachmittag da, ruf mich einfach mal auf dem Handy an, damit ich deine nummer habe!
Untertänigst,
bähr
sind grade hautreizungen und probleme mit den schleimhäuten - als kohlenofenmensch bin ich dieser schrecklichen elektrosmogluft in den kinos einfach nicht mehr gewachsen, gestern auch kapituliert ...
GESPENSTER von christian petzold.
da hatte ich mich sehr drauf gefreut und mußte anfangs gegen diese erwartungen ankämpfen - der film kam mir da sehr entgegen, eine lange exposition erlaubt sich ihren eigenen rhytmus, der den film dann von vielen anderen abhebt.wieder gibt es wenige gestellte fragen und dafür viele ausgelassene antworten.fast hypnotisch zieht petzold einen in diese geschichte hinein, die figuren tauchen auf und versuchen ein wenig zu leben in diesen kalten menschenfeindlichen berlin ( endlich einmal wieder platz für diese ganzen widerlichen neubauten die überall in der stadt entstanden sind ), doch die hoffnung währt nur kurz.wie in allen geschichten von petzold/farocki gibts keinen wirklichen ausweg, vielleicht einen kurzen augenblick licht, doch dann verschwinden die gespenster wieder.die hummer ist wieder grandios, der rest des cast auch.wirklich gefreut habe ich mich aber über den kritikerspiegel im tagesspiegel,petzold tatsächlich auf eins !der pabst sagt, wenn man in einigen jahrzehnten wissen will, wie die stimmung in deutschland ende der 90er auusah, dann sollte man sich die filme von petzold ansehen, speziell GESPENSTER...
ansonsten eher halbgares gesehen,aus einigen filmen schon früh rausgegangen und nach frischluft geschnappt, vieles gutes wohl verpaßt und schon dabei nen masterplan fürs nächste jahr anzulegen - geht das ?
GESPENSTER von christian petzold.
da hatte ich mich sehr drauf gefreut und mußte anfangs gegen diese erwartungen ankämpfen - der film kam mir da sehr entgegen, eine lange exposition erlaubt sich ihren eigenen rhytmus, der den film dann von vielen anderen abhebt.wieder gibt es wenige gestellte fragen und dafür viele ausgelassene antworten.fast hypnotisch zieht petzold einen in diese geschichte hinein, die figuren tauchen auf und versuchen ein wenig zu leben in diesen kalten menschenfeindlichen berlin ( endlich einmal wieder platz für diese ganzen widerlichen neubauten die überall in der stadt entstanden sind ), doch die hoffnung währt nur kurz.wie in allen geschichten von petzold/farocki gibts keinen wirklichen ausweg, vielleicht einen kurzen augenblick licht, doch dann verschwinden die gespenster wieder.die hummer ist wieder grandios, der rest des cast auch.wirklich gefreut habe ich mich aber über den kritikerspiegel im tagesspiegel,petzold tatsächlich auf eins !der pabst sagt, wenn man in einigen jahrzehnten wissen will, wie die stimmung in deutschland ende der 90er auusah, dann sollte man sich die filme von petzold ansehen, speziell GESPENSTER...
ansonsten eher halbgares gesehen,aus einigen filmen schon früh rausgegangen und nach frischluft geschnappt, vieles gutes wohl verpaßt und schon dabei nen masterplan fürs nächste jahr anzulegen - geht das ?
mabo - am Donnerstag, 17. Februar 2005, 11:02
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Nicht immer zahlt es sich aus, fürs Alter vorzusorgen. In einer Stadt am Yangtse-Fluss hat sich ein alter Mann mit seiner Frau ein kleines Haus gebaut. Man muss es vielleicht eher eine Hütte nennen, aber es ihr Zuhause, hier werden sie ihren Lebensabend verbringen. Haben sie gedacht. Nun aber müssen sie ihre Hütte binnen Monaten verlassen. Denn bald kommt das Wasser. Die Regierung hat beschlossen für ein riesiges Wasserkraftwerk den Fluss zu stauen. Die Stadt wird abgerissen, die Bevölkerung umgesiedelt. Das ist für alle schlecht, aber für einige ist es eine Katastrophe. Z.B. für besagten alten Mann. Der hat illegal gebaut und bekommt keinen Yuan Entschädigung. Er ist 70.
Der Dokumentarfilm YAN MO beschreibt nicht viele Einzelschicksale wie dieses. Es gibt einige Personen und Institutionen, die man immer wiedertrifft, aber meistens blickt man auf das Leben in der dem Untergang geweihten Stadt. Im Verlauf des Jahres 2002 müssen die Einwohner um ihre Zukunft kümmern. Dabei stehen sie unter immensem Druck. Fristen sind einzuhalten, bei Versäumnis, habe man die Konsequenzen selbst zu tragen. Bei jedem Antrag muss um jeden Yuan gefeilscht werden. Gerüchte von höheren Entschädigungen andernorts heizen die Stimmung auf. Und dann gilt es noch, Glück zu haben. In einer grotesken Szene werden die Wohnungen in einer eigens zur Umsiedelung erbauten Stadt verlost. Der Leiter der Veranstaltung bellt erst in den ziemlich leeren, riesigen, heruntergekommenen Saal: Wer nicht um 8:30 da ist hat sein Losrecht verwirkt. Später, der Saal kaum voller: Wahrscheinlich hätten sich viele durch den Starken Regen verspätet, die Veranstaltung beginne um 9:30, aber keine Minute später. Dann: In 3 Minuten beginne die Veranstaltung, wer dann nicht da sei usw. - außer er habe eine SEHR gute Entschuldigung. Nochmal später - die Verlosung hat immer noch nicht begonnen, der Saal ist höchstens drittelvoll: Die Behörde sei sehr ärgerlich über das spärliche Erscheinen. Wer jetzt eine Wohnung ziehe, die ihm nicht gefällt, der könne sie noch umtauschen - basta! meint man fast an die Abwesenden gerichtet noch zu hören.
Immer wieder sind die Behörden logistisch und menschlich überfordert von den an sie herangetragenen Anliegen. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, mit der für alle existenziellen Situation umzugehen, ziehen sich auf Vorschriften und Nichtverantwortlichkeit zurück, signalisieren aber fast immer eine völlig nutzlose Gesprächsbereitschaft.
Schließlich beginnt der Abriss der Stadt. Neben den Sprengungen sind Abrisskommandos unterwegs, die mit schweren Hämmern aof die leeren Gebäude einschlagen, um Baumaterialien zu retten. Mit dem eigenen Untergang lässt sich noch Geld verdienen. Am Ende sieht man die letzten Sprengungen - und fühlt sich an ZABRISKIE POINT erinnert. Nur dass hier schönes Wetter, Zeitlupe, Konsumartikel und das Gefühl der Befreiung fehlen. Im Gegenteil, hier wird Platz geschaffen für das Fortschreiten der Industrialisierung.
Ein Bekannter, der mit im Kino saß und selbst längere Zeit in China (naja Taiwan) gelebt hat, bemerkte bezüglich der Abrissarbeiten beim Rausgehen: In China wird Sicherheit kleingeschrieben.
Der Dokumentarfilm YAN MO beschreibt nicht viele Einzelschicksale wie dieses. Es gibt einige Personen und Institutionen, die man immer wiedertrifft, aber meistens blickt man auf das Leben in der dem Untergang geweihten Stadt. Im Verlauf des Jahres 2002 müssen die Einwohner um ihre Zukunft kümmern. Dabei stehen sie unter immensem Druck. Fristen sind einzuhalten, bei Versäumnis, habe man die Konsequenzen selbst zu tragen. Bei jedem Antrag muss um jeden Yuan gefeilscht werden. Gerüchte von höheren Entschädigungen andernorts heizen die Stimmung auf. Und dann gilt es noch, Glück zu haben. In einer grotesken Szene werden die Wohnungen in einer eigens zur Umsiedelung erbauten Stadt verlost. Der Leiter der Veranstaltung bellt erst in den ziemlich leeren, riesigen, heruntergekommenen Saal: Wer nicht um 8:30 da ist hat sein Losrecht verwirkt. Später, der Saal kaum voller: Wahrscheinlich hätten sich viele durch den Starken Regen verspätet, die Veranstaltung beginne um 9:30, aber keine Minute später. Dann: In 3 Minuten beginne die Veranstaltung, wer dann nicht da sei usw. - außer er habe eine SEHR gute Entschuldigung. Nochmal später - die Verlosung hat immer noch nicht begonnen, der Saal ist höchstens drittelvoll: Die Behörde sei sehr ärgerlich über das spärliche Erscheinen. Wer jetzt eine Wohnung ziehe, die ihm nicht gefällt, der könne sie noch umtauschen - basta! meint man fast an die Abwesenden gerichtet noch zu hören.
Immer wieder sind die Behörden logistisch und menschlich überfordert von den an sie herangetragenen Anliegen. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, mit der für alle existenziellen Situation umzugehen, ziehen sich auf Vorschriften und Nichtverantwortlichkeit zurück, signalisieren aber fast immer eine völlig nutzlose Gesprächsbereitschaft.
Schließlich beginnt der Abriss der Stadt. Neben den Sprengungen sind Abrisskommandos unterwegs, die mit schweren Hämmern aof die leeren Gebäude einschlagen, um Baumaterialien zu retten. Mit dem eigenen Untergang lässt sich noch Geld verdienen. Am Ende sieht man die letzten Sprengungen - und fühlt sich an ZABRISKIE POINT erinnert. Nur dass hier schönes Wetter, Zeitlupe, Konsumartikel und das Gefühl der Befreiung fehlen. Im Gegenteil, hier wird Platz geschaffen für das Fortschreiten der Industrialisierung.
Ein Bekannter, der mit im Kino saß und selbst längere Zeit in China (naja Taiwan) gelebt hat, bemerkte bezüglich der Abrissarbeiten beim Rausgehen: In China wird Sicherheit kleingeschrieben.
Svenson - am Dienstag, 15. Februar 2005, 16:42 - Rubrik: Berlinale 2005
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Gestern der erste große Tiefpunkt (persönlich). Aus nachträglich kaum nachvollziehbaren Gründen (Hunger, Schlafmangel) aus Heaven's Gate rausgegangen. Das hing mir den ganzen Tag nach, die Stimmung sank. Zwar noch mit PARADISE NOW einen mal ausgezeichneten Wettbewerbsfilm gesehen, abends aber nichts mehr. Umngeheuer mies gelaunt eingeschlafen.
Svenson - am Dienstag, 15. Februar 2005, 09:55 - Rubrik: Berlinale 2005
hinter mir:
"Ja hier, sonst gehn wir in SAW."
"Was isn das."
"Kennst du SEVEN? Pass auf: Nach SEVEN kommt nicht acht, sondern "SAW".
"Was is?"
"Hat mir Ralf erzählt."
"Ach so."
"Steht auch auf dem Plakat."
"Ach so."
"Ja hier, sonst gehn wir in SAW."
"Was isn das."
"Kennst du SEVEN? Pass auf: Nach SEVEN kommt nicht acht, sondern "SAW".
"Was is?"
"Hat mir Ralf erzählt."
"Ach so."
"Steht auch auf dem Plakat."
"Ach so."
bähr - am Montag, 14. Februar 2005, 11:22 - Rubrik: things i never told you
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CHILDSTAR
DUMPLINGS
U-CARMEN
für den ersten tag reichts mir schon wieder, wäre die südafrikanische carmenfassung nicht so hinreissend mitreissend gewesen dann hätten die sitze im berlinalpalast mir sehr schnell den rest gegeben, wie svenson meinte, da haben bestimmt orthopäden mitgearbeitet, auf das das bestimmt keine guten sessel werden - menschen unter 1.30 haben da keine chance !
CHILDSTAR von und mit don mckellar war ein gelungener auftakt.filme übers filmemachen und deren welt sind ja nicht so häufig und selten so gelungen wie dieser.die filmindustrie erscheint wie ein komplexes netz aus codes die nur auf geld und das verklagen auf noch mehr geld hinausläuft.da hat es ein ehemaliger prof für theater-und filmwissenschaften nicht einfach, als fahrer für eine amiproduktion in kanada arbeitent steigt er schnell zum ficker der ma des childstars auf ,dessen lehrer und schließlich vormund, väterlicher freund.
sophisticated, cool in inhalt und form.eine wahnwitzige satire auf schnell dahergeschossene filme und ein seelenlose erschaffer dieser - sah übrigens auch vorhin ein plakat des neuen boll-filmes...
DUMPLINGS von friut chan.vorgewarnt über dessen harten inhalt würde ich trotzdem überrascht, ein origineller horrorfilm, photographiert von christopher doyle der mir doch appetit machte.
nicht altern durch essen von embryonen !
vor beginn unterhielt sich das pärchen neben mir über VERA DRAKE und abtreibungen ( ich war schon kurz vorm intervenieren, diese inhaltsangabe ging doch schon zu weit, will den film schließlich noch sehen...), in DUMPLINGS wirds dann auch sehr detailliert gezeigt, der wahre horror - verständlich das einige den saal verließen.mich hatten die teigtaschen mit dem schrecklichen inhalt an die känguruhhoden erinnert, die desiree nick letztes jahr verspeisen musste...
U-CARMEN von ichweißjetztleidernicht - ein hammer, musik von bizet und afrikanische tänze, ein gutes dutzend queen latifa-lookalikes singen carmen in den townships.lange nicht mehr so erheitert worden, wahrscheinlich auf dv gedreht, überraschte mit langen plansequenzen und purer lebenslust.
morgen dann erstmals früh raus und rein in die schlange, alles ganz schön ,
BUT WHERES THE BÄHR ???
DUMPLINGS
U-CARMEN
für den ersten tag reichts mir schon wieder, wäre die südafrikanische carmenfassung nicht so hinreissend mitreissend gewesen dann hätten die sitze im berlinalpalast mir sehr schnell den rest gegeben, wie svenson meinte, da haben bestimmt orthopäden mitgearbeitet, auf das das bestimmt keine guten sessel werden - menschen unter 1.30 haben da keine chance !
CHILDSTAR von und mit don mckellar war ein gelungener auftakt.filme übers filmemachen und deren welt sind ja nicht so häufig und selten so gelungen wie dieser.die filmindustrie erscheint wie ein komplexes netz aus codes die nur auf geld und das verklagen auf noch mehr geld hinausläuft.da hat es ein ehemaliger prof für theater-und filmwissenschaften nicht einfach, als fahrer für eine amiproduktion in kanada arbeitent steigt er schnell zum ficker der ma des childstars auf ,dessen lehrer und schließlich vormund, väterlicher freund.
sophisticated, cool in inhalt und form.eine wahnwitzige satire auf schnell dahergeschossene filme und ein seelenlose erschaffer dieser - sah übrigens auch vorhin ein plakat des neuen boll-filmes...
DUMPLINGS von friut chan.vorgewarnt über dessen harten inhalt würde ich trotzdem überrascht, ein origineller horrorfilm, photographiert von christopher doyle der mir doch appetit machte.
nicht altern durch essen von embryonen !
vor beginn unterhielt sich das pärchen neben mir über VERA DRAKE und abtreibungen ( ich war schon kurz vorm intervenieren, diese inhaltsangabe ging doch schon zu weit, will den film schließlich noch sehen...), in DUMPLINGS wirds dann auch sehr detailliert gezeigt, der wahre horror - verständlich das einige den saal verließen.mich hatten die teigtaschen mit dem schrecklichen inhalt an die känguruhhoden erinnert, die desiree nick letztes jahr verspeisen musste...
U-CARMEN von ichweißjetztleidernicht - ein hammer, musik von bizet und afrikanische tänze, ein gutes dutzend queen latifa-lookalikes singen carmen in den townships.lange nicht mehr so erheitert worden, wahrscheinlich auf dv gedreht, überraschte mit langen plansequenzen und purer lebenslust.
morgen dann erstmals früh raus und rein in die schlange, alles ganz schön ,
BUT WHERES THE BÄHR ???
mabo - am Sonntag, 13. Februar 2005, 19:46 - Rubrik: Berlinale 2005
Gleiches Team wie bei "KOMM, SÜßER TOD", und wahrscheinlich noch besser. Haas, Hader, Murnberger. Herr Hose, der ZDF-Lektor, sprach von einem "genial konstruiert"en Drehbuch. Und dass die Nägel eines Kruzifixes Schrauben sind und bei Bedarf mit einem Schlagschrauber entfernt werden können, ist nur einer unter tausend tollen Einfällen. Mir würde es ja fast schon reichen, Hader zwei Stunden zu zeigen. Das hier ist aber viel mehr. (wieder nur 15 min)
Svenson - am Sonntag, 13. Februar 2005, 15:10 - Rubrik: Berlinale 2005
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der neue cut soll ähnlich wunderbar sein wie z.b. der von BLADE RUNNER - das läßt doch aufhorchen, vielleicht gibts ja sogar nen kinostart, naja,wenigstens eine vorführung ?
mabo - am Samstag, 12. Februar 2005, 18:59 - Rubrik: trailer
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CRUSTACÉS ET COQUILLAGES (Panorama) ist ein großartiges Spiel mit Lust, Körpern und sexueller Identität. Und mittendrin Valeria Bruni-Tedeschi. Damit, sie als sinnlich zu bezeichnen, erfindet man ja nicht gerade das Rad neu. Hier aber nimmt sie sich dieses Images derartig offensiv und vielleicht ein wenig ironisch an, dass es nur so kracht. Urlaub, unfassbar schönes Wetter, der Sohn pubertiert und hat seinen schwulen Freund zu Gast. Die Tochter hat einen Motorradfahrer als neuen Freund, die Mutter (Bruni-Tedeschi) muss auch in den Ferien nicht auf ihren Liebhaber verzichten und der Vater entdeckt seine verheimlichte Homosexualität wieder - mit dem örtlichen Klempner. Zwischendurch wird gemeinsam gesungen und getanzt, und am Ende gibt es eine große Musicalszene. Um sich die verschiedensten Variationen von Paarbindungen vorzustellen, braucht man halt nur ein bisschen Phantasie. Da haben am Ende sogar die sich betont gleichgültig gebenden Journalisten sich zu einem mehr als herzlichen Applaus hinreißen lassen. Normalerweise bleibt der in Pressevorführungen (Forum, Panorama) aus.
Svenson - am Samstag, 12. Februar 2005, 18:39 - Rubrik: Berlinale 2005
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- it`s not your fault, it`s either me or you - so you have to go !
in der nacht vor der deportation der jüdischen gemeinde einer kleinstadt kommt es wieder zu einem mißverständnis zwischen tono und frau lautman - die greisin glaubt ihr treuer helfer in ihrem kleinen laden ( in wirklichkeit als neuer chef von den faschisten eingesetzt ) habe sie nachts aufgesucht, um sich bei ihr zu verstecken - und nicht umgekehrt. dieses mißverständnis zieht sich durch den gesamten film.tono hat angesichts des bald hereinbrechenden chaos seinen mut zusammengenommen und will sie dazu bringen zu fliehen, sich zu verstecken.schwerhörig wie sie ist bemerkt sie den wahnsinn der direkt vor ihrem laden auf der strasse tobt nicht - kollaborateure und besoffene mitläufer tanzen um einen hölzernen turm zu babel.
dann der morgen, die maschinerie ist angelaufen, tono trinkt weiter und im wahn der angst als "judenfreund" getötet zu werden ist er kurz davor frau lautmann selbst den faschisten auszuliefern, besinnt sich jedoch und versucht sie zu verstecken, mit gewalt.
er tötet sie unabsichtlich, die alte frau fällt.die kamera versucht dann in einer verstörenden fahrt dem hauptdarsteller ins gesicht zu blicken, als wäre die linse der geist der verstorbenen.tono hält es nicht aus, entflieht dem blickfeld, wird wieder gefasst, geht weiter, bis sein blick dem der kamera folgt und beide sich wieder ansehen können.tono hat den entschluß zum selbstmord gefasst.tatsächlich etwas was ihm gelingt.zusammen tanzen die beiden geister dann aus dem laden.


die hauptfigur fällt sehr langsam, er weigert sich lange zeit bei dem ganzen wahnsinn mitzumachen, der strudel reißt in nicht sofort mit, er läßt sich einlullen von seinem schwager, der den örtlichen faschisten als hauptmann vorsteht, besäuft sich mit ihm und wacht morgens als neuer besitzer eines jüdischen ladens auf.
doch wie macht man einer wunderbar liebensvollen greisin so etwas klar - wie kann man das überhaupt einem menschen klarmachen ?
sie weiß noch nicht einmal von laufenden krieg, arisierung, etc.somit läßt er es relativ schnell bleiben, fügt sich ein und lügt seiner frau zuhaus einiges vor - die die neue situation und das dazugehörige geld sehr gerne annimmt.
es gibt wunderbar komische einfälle und szenen.es ist erstaunlich wie sehr die komödie neben der tragödie liegt - ist tragödie nicht komödie plus zeit ?wie sich die jüdische gemeinde mit ihren neu eingsetzten chefs engagiert erinnert mich an ZUG DES LEBENS.doch wie dort zerplatzt der traum vom-sich-einrichten-können oder entfliehen brutal.die anzeichen der katastrophe mehren sich und schließlich fügt sich eins zum anderen.

der gesamte cast ist grandios, man ist sehr nah an den figuren dran, der film kommt vollkommen ohne diese schreckliche stilisierung der 30er und 40er aus - die ja so oft in deutschen filmen über diese zeit benutzt wird.sogar stills von dem neuen sophie scholl-film sehen schon wieder so merkwürdig aus.doch hier körniges schwarz-weiß,eine virile kamera und was für ein schnitt !
dies ist mehr als nur ein tearjerker,auch wenn ich zum schluß diese nicht mehr unterbinden konnte.lange nicht mehr einen film über dieses wichtige thema gesehen der so unspektakulär spektakulär daherkommt.
THE SHOP ON MAIN STREET bekam 1965 den auslandsoscar, regie :jan kadar und elmar klos, drehbuch : ladoslaw grosman ( nach seiner kurzgeschichte ), kadar und klos.
und ist bei criterion erschienen...
mabo - am Samstag, 12. Februar 2005, 17:54
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wenn mich demnächst mal jemand fragt, was willste denn zum geburtstag, weihnachten oder wasweißichdenn :
DIE CRITERION COLLECTION
und bitte alles aus dieser reihe, hut ab vor den machern, man kann sich wirklich alle filme dieser reihe ansehen und wird voll bedient !
mabo - am Samstag, 12. Februar 2005, 17:08 - Rubrik: love etc.
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