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desperados


Drei, die eigentlich gut und doch oft schlecht sind, die mindestens einmal (mindestens!) ganz groß waren und daher nie ganz vergessen werden, und es trotzdem irgendwie schon sind. Und die nur noch ab und an einer Nebenrolle ihren Glanz und eine nüchterne Minute schenken: Mickey Rourke, Michael Madsen und Rutger Hauer in einem Film, das hat schon was. Diese drei Männer von Gestern, diese drei ausgespieenen sind schon ein Grund, sich den neuen Film von Roberto Rodriguez anzusehen.
Rourke, der mal ein ganz großer zu werden schien, der in Filmen wie Diner, Rumble Fish, Angleheart, Barfly so wichtig war und dann so wegsackte. Madsen, dessen bulliges Charisma in Thelma und Louise so gut tat, in Reservoire Dogs gruseln lehrte, und Hauer, dessen Spiel in The Blade Runner diesem Film so viel mehr gab, als Harrison Ford gekonnt hätte...
Männer, die es irgendwie nicht geschafft haben. Die im schlimmsten Fall wie Madsen für Filme, die direkt in die DVD-Auswertung schlittern, verpflichtet werden, um einen bekannten Namen auf dem Cover zu haben. Und die ich vermisse. Leute, bei denen ich mich Frage, wie es ihnen neben ihrem Alkoholismus (von Hauer weiß ich es nicht) so geht. Wie geht man mit einer "Hätte-sein-können"-Karriere um? Wenn man sich nicht sagen kann: "Ich hab's versucht, hab's nicht gekonnt, aber das war es wert" sondern "Ich hab's versucht und ich hab's gekonnt. Aber nicht geschafft." Talentloser Misserfolg ist hart, aber wie hart ist er mit Talent? Wenn man darauf hoffen muss, dass ab und an ein spleeniger Regisseur sich an einen erinnert und einem eine kleine gute Rolle gibt wie in "The Rainmaker" oder "Kill Bill"? Wird auch Robert Downey Jr. einer von ihnen?
Natürlich auch in Sin City wieder nur in Nebenrollen, aber ich unterstelle Rdriguez, dass es ihm so geht wie mir: Ich möchte die drei in guten Rollen in einem guten Film sehen. Und im Gegensatz zu mir hat er die Mittel, dafür zu sorgen.
Die Hauptrollen gehen an andere - als Gegenbild: Bruce Willis, ein harter Junge, ein Mann von heute, der es geschafft hat, oben zu bleiben. Dazu Elijah Wood und Benicio Del Toro. Männer von Morgen.

Hier der Trailer:
http://www.themovieblog.com/archives/2004/12/sin_city_trailer.html

Das schöne an "The Incredibles": Man geht rein und weiß, man wird jetzt zwei Stunden irren Spaß haben. Und das passiert dann auch. Mehr soll es nicht. Und das überall und für alle, egal wie alt oder was auch immer. EIn Hollywood-Film par excellence, was das angeht.
Was mir total gefallen hat: Die Szene, in der Elastigirl in das Hauptquartier des Schurken eindringt und mit wenigen Blicken aus völliger Ahnungslosigkeit heraus begreift, worum es hier geht: EIn Vulkan. Kleine Hightech-Wägelchen auf Schienen. Eine Rakete. Kompakter kann man ein Genre nicht eindampfen. Wo "Sky Captain" (der andere Vulkan/irrer Schurke/Rakete-Film des Jahres) sammelt, samplet und arrangiert und sich verspielt, reduziert und beschleunigt "The Incredibles". Das macht auch großen Spaß, ist aber natürlich einfacher zu lesen und daher freuen sich die Klugscheißer natürlich über die andere Variante mehr, die dann aber eben auch kein Film für alle, sondern Liebhaberkino ist. Ein wenig snobby, weswegen Jude Law auch gut passt. Aber ach, ich hab sie beide lieb.
The Incredibles nebenbei für noch etwas: Wie der Sohn am Ende im Auto nochmal den finalen Kampf nacherzählt. So, genauso erzählt man nämlich, wenn man sechs oder acht ist, einen Film (etwa Hill/Spencer, was mich angeht) nach, wenn man aus dem Kino kommt. Das ist schön.

Wieder ein Film, von dem ich mich frage, was ihn eigentlich in ein CINEMAXX verschlägt. Redford natürlich, das wirkt immer noch. Sonst aber wirklich garnichts. So ganz unspektakulär ist er, so garnicht aufregend, kaum wirklich spannend. Der deutsche Titel leitet fehl: "Anatomie einer Entführung" will an "Anatomie eines Mordes" von Preminger erinnern, der seinen Titel zu recht trägt. Doch geht es hier kaum um die Entführung, um ihren Ablauf, ihr Funktionieren - mehr um die Menschen in ihr, und vor allem um die Stimmung der Vergeblichkeit, die ihr Leben umweht. Das des Erfolgreichen, das des Gescheiterten. Die äußere Handlung rollt mechanisch, absehbar und überraschungsarm ab. Ein Film, der aus der Zeit gefallen wirkt. Werden heute eigentlich garnicht mehr gebaut, solche Filme, die mit kaum etwas auf der Oberfläche aufwarten. Mit keinem Psychodrama, keiner "außergewöhnlichen Begebenheit", keiner gedrechselten Handlung mit überraschender Pointe. Er hat darin was siebzigermäßiges, schwer zu beschreiben. Wirklich kein Feelgood-Kino. Er hat in seiner Art etwas unpassendes in einem Kino, in dem die Reihe der sonst gezeigten Filme beim Publikum andere Erwartungen auslöst, etwas beinahe peinliches, was sich in dem verständnislosen Übersprungs-Gelächter am Ende der Vorstellung entlädt. Aber es mag sich dem anderes gewöhnten Publikum am Ende die Frage stellen: "Warum hat der Mann diesen Film eigentlich gemacht?" (so wie mir gerade). Dann kommt man bei Lebensentwürfen, bei den Grenzen der eigenen Gestaltungsspielräume, und bei Haltung an, die man dem Leben entgegensetzt. Ach, ich weiß nicht, ob das viele tun. Gute Darsteller, vor allem Willem Dafoe, der nicht diabolisch grinst und für seinen Schanuz die "Goldene Kidman-Nase" 2005 erhält.

Aber wie "Der Planet der Affen" passieren konnte, ist mir ein Rätsel. Wie eine mittelmäßige Doppelfolge Star Trek. Das und "Seite an Seite" von Chris "gleich ein in die Fresse" Columbus waren die ersten Filme 2005 - gut, dass ich nicht abergläubisch bin.

Das ist wirklich wunderhübsch:

http://www.rouge.com.au/5/mcdonald.html

Die zehn Besten des Jahres, eines Jahres, das, was das Film gesehen haben angeht, Neues brachte: Dieses Blog, dieses Schreibexperiment, das Svenson und ich spontan begonnen hatten.. Und das, begonnen im Sommer, das Filmjahr sauber in zwei Teile zersäbelt: den unbeblogten und den beblogten, der naturgemäß (kürzer her und durch stetes Schreiben intensiver bedacht) insgesamt präsenter dasteht. Tatsächlich finden sich mit „Eternal sunshine of the spotless mind“ und „Elephant“ nur zwei Filme auf meiner Liste, die aus der vor-blog-Zeit stammen. „Eternal sunshine of the spotless mind“ als wunderbares Glasperlenspiel zweier wunderbarer Darsteller und für anrührende Szenen wie die mit der Strandparty. (Freu: Gondry bereitet einen Film mit dem Titel "Master of Space and Time" vor, über dessen Inhalt die IMDB lapidar vermerkt: "Two mad scientists discover a way to control reality".) „Elephant“ dafür, dass er gleichzeitig ein formal bestechender, erschütternder Kommentar auf einen aktuellen Schrecken unserer Gesellschaften ist und gleichzeitig einer der schönsten Filme über ein Zeitloses Thema, das Teenagersein im allgemeinen, den ich lange gesehen habe. Und dafür, dass er dem manischen Erklären des Michael Moore einen sehr bedachten Versuch des Verarbeitens gegenüberstellt. Ein Merkmal, das Fließen der Bewegung durch die Räume, die Wichtigkeit der Räume für die Menschen und das was sie tun, die Präzision der Beschreibung dieser Räume eint „Elephant“ mit „Collateral“, Micheal Manns bestechendem Thriller, der mich durch seinen Rhythmus, seiner Verschlungenheit, seine Poesie, sein Schillern bannte, aber vor allem damit erwischte, dass er so viel mehr ist als seine Geschichte, ohne es laut zu sagen. Ein Moment: Der Blick in die Augen zweier Wölfe. Ein banales Bild, kann man sagen, aber es ist der Anker für das über der Handlung schwebende Thema in diesem Film. Die Wölfe wollen nichts, sie haben in die Handlung nichts verloren, sie kommen nicht wieder. Sie haben in einem Mainstreamthriller nichts verloren. Der Raum spielt auch eine Hauptrolle in dem schwebenden „Vater und Sohn“ von Sokurov. Ein Film, der ganz ähnlich wie „Elephant“ über dieses Betonen einer anderen, ganz ungewohnten Raumwahrnehmung, Raumkonstruktion (Sokurov erschuf in den Straßen und über den Dächern von Lissabon sein ganz eigenes Petersburg) den Weg zum Nacherleben der Zustände ebnet, in denen die Figuren kreisen. Bricht in „Collateral“ das „andere“ plötzlich in die Geschichte ein, sind es hier Spuren der Geschichte, die sich in das „eigentliche“ vorwagen, aber hier wenig verloren haben. Hypnotisch. Ganz anders da „Internal Affairs II“, der kurz nach dem bereits brillanten ersten Teil gesehen, diesen noch übertrifft. Ein Genrefilm der Extraklasse, der mir das Vergnügen bescherte, fantastischen Darstellern zuzuschauen, die ich im ersten Teil bereits in zu wenigen Szenen als Nebendarsteller erlebt hatte und mir da schon mehr wünschte. Und es dann bekam. Ein toller Film, der das ostasiatische Talent für gutes Pathos und die Kunst, Handlung auf mythisch-schicksalhaftes zu reduzieren, ohne albern, erdenschwer oder belanglos zu werden, bebildert. Warum ich „Sky Captain“ toll finde, habe ich schon ausführlich beschrieben, und belasse es daher bei dem Wunsch, dass ich die Playmobilfiguren davon haben möchte. Das selbe gilt für „Spiderman“, obwohl, da müsste es LEGO sein. Ich mochte eigentlich alles an diesem Film, und müssen nicht eigentlich alle Hollywood-Komponisten neidisch auf Danny Elfman sein, der immer die Musik zu den ganz heißen Sachen machen darf, wo man so richtig reinhauen kann? Ganz groß in diesem Jahr: „Schau mich an“. Der erste Film in dieser Reihe, der wirklich ganz von seinen Darstellern und dem, was ihnen zu sagen das grandiose Buch schenkt, lebt. Und den ich nur so von der Leinwand geschlürft habe. Ähnlich, wenn auch ganz anders, nebenbei bei „Before Sunset“. Auch hier setze ich mich dazu, gehe nebenher, und freue mich an dem Gespräch erwachsener (und sehr toller) Menschen. Filme, die Fiktion sind, aber einen nicht an andere Orte entführen, sondern mit denen versöhnen, die man nun mal hat. Womit wir in Europa wären. Wir nähern uns: „Die Spielwütigen“ durchleben ihr leidenschaftliches Studium in Berlin. Andres Veiel macht jetzt einen Spielfilm. Über die RAF. Ach Mann! Es machen doch schon genug Leute Spielfilme über die RAF! Aber solche Dokumentarfilme! Gibt es nur wenige. Da wäre etwa „The five Obstructions“ von Lars von Trier. Womit ich mich der Heimat dieses Blogs was 1a Kino betrifft maximal angenähert hätte. That’s it, 2004.

ein Aushang an der Kneipe um die Ecke, Ausdruck auf A4:

RELAX Sylvester Party
Eintritt frei
Berliner-Frikadellen-Salat gratis
ab 18.00 Uhr
Bis zum Umfallen?
Happy New Year
Dorota + Manfred


BERLINER-FRIKADELLEN-SALAT???

Der kleine Horror zwischendurch: In einer "Sprechstunde"-Sendung am Montag Vormittag verbarg sich ein wahrlich schauerliches Kleinod, das den Grund verhandelt, warum Ludwig XIV so stank (der landläufig angenommene Grund - wusch sich nicht - ist falsch.) In der zweiten Hälfte wird es wirklich gruselig. Klasse. Wartet auf eine Verfilmung (P. Leconte).

Zu hören hier:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2004/12/28/dlf_1043.mp3

Von bähr bin ich auf eine Art Jahresrückblick in der ZEIT hingewisen worden. Katja Nicodemus bescheinigt dem Kinojahr 2004 einen Hang zur Gewalt. Benennt dabei so bemerkenswert nichtige Filme wie TROJA und (erstaunlich, das der überhaupt oberhalb der Wahrnehmungsgrenze liegt) THE LAST SAMOURAI als Kronzeugen. Ebanso wie MAN UNDER FIRE und - jetzt wird's endgültig albern - KILL BILL. Über die Gewalt in KILL BILL kann man vielleicht streiten, aber sie als gedankenlose Metzelei abzutun, scheint mir doch etwas schlicht. Viel eher fordert sie dazu auf, sich mit ihr auseinanderzusetzen und keinesfalls in einem - sofern es so etwas überhaupt gibt - überintellektualisiertem Diskurs. Natrürlich gibt es immer die falschen Leute, die "geil" rufen, allein weil es brutal wirrd (manchmal gehöre ich selbast dazu), aber die werden hier eigentlich nicht angesprochen. Man muss schon Spaß an der Weiterverarbeitung von Klischees und Konventionen haben, um Kill Bil 1&2 genießen zu können. Gerade von "Action"- Fans habe ich zu oft gehört: langweilig. Bin ich nur blind für tatsächliche Tendenzen oder habe ich zu Recht eine Tendenz zur Melancholie und nicht zur Verrohung wahrgenommen. Für mich waren die Highlights andere. Und die lagen quer zu dieser vermeintlichen Tendenz zur Gewalt. Die waren zum Teil Sleeper und zum Teil äußerst erfolgreiche U-Boote im Mainstream-Ozean. Ich liebe Gewaltfilme, um es mal so doof drasdtisch zu sagen, aber in diesem Jahr habe ich keinen Film wegen seiner Gewalt geliebt. (Und abgesehehen davon, wie bescheiden TROJA ausgefallen ist, wie friedfertig kann dieser Film sein, angesichts des frommen Wunsches in der ZEIT). Habe ich nur die falschen Filme gesehen, oder warum ist mein Bild des Kinojahres 2004 so vollkommen anders ausgefallen. Listen sind eigentlich scheiße, weil sie einen vollkommen sinnlosen Rahmen vorgeben, dem gerecht zu werden, die Komplexität der letztlich ausgewählten Filme verbietet. Darum hier (mit Kurzbegründung - wahrscheinlich habe ich vor 10 Jahren zu spät das Cinema-Abo gekündigt) die Top Ten so umfangreich sie halt ausfallen mag.
SCHAU MICH AN für die größte Kunst von allen, die Kunst wie Wirklichkeit aussehen zu lassen. Was schon LUST AUF ANDERES mit dem ungleich schöneren Titel LE GOUT DES AUTRES so faszinierend erscheinen ließ,ist hier auf die Spitze getrieben. Mit messerscharfen Dialogen eine beiläufige Atmosphäre zu schafen, in der jeder sich wiederfinden und zugleich ertappt fühlen muss. Die völlig natürliche Verbindung von Drama, Farce, Tragödie und Komödie - und jetzt komm's - die Darstellung von Leben .
LOST IN TRANSLATION für Bilder der Einsamkeit und der Schönheit des flüchtigen Augenblicks. Und für den Blick aus einem Hotelzimmer auf andere Wolkenkratzer. Und für die unhörbar geflüsterte Liebeserklärung und für die Karaoke. Endlos dehnbare Aufzählung, daher Schluss.
VERGISS MEIN NICHT für die einzigartige Fähigkeit, mit der Bebilderung von psychischen Dispositionen, für schockierende Einsichte zu sorgen. Ein ausgelassener und zugleich bestürzend ernsthafter Film.
SPIDERMAN 2. Aus wiederholt genannten Gründen der Blockbuster, der die Möglichkeiten der Comic-Verfilmung ideal nutzt. Ich kann mir kaum vorstellen, was danach noch kommen soll.
BAD SANTA für einen dicken Rotz in das Gesicht der Mitte der Gesellschaft. Für die Erkenntnis, dass der Druck der Konformität alles andere als eine heilsame Wirkung hat. Dass Du mit deiner Scheiße allein klarkommen musst. Und dass lediglich die Gemeinschaft der FREAKS (1932) ein gewisses Maß an Trost bereit hält.
AMERICAN SPLENDOR für die auch ästhetisch ungeheuer überzeugend dargebrachte Botschaft, dass die Tristesse des Lebens weitaus spannender ist als die vermeintlichen "Abenteuer" der CATWOMAN.
COLLATERAL für ein mit LOST IN TRANSLATION vergleichbares Wagnis, nämlich seine Geschichte über den Ort und die Atmosphäre zu erzählen. Eine Odyssee in die helle Nacht. Wann endlich schreibt James Ellroy eine Roman für Michael Mann. Oder hat er es schon getan?
THE INCREDIBLES: Alles Wichtige ist schon im Filmtagebuch gesagt.
INTIME FREMDE. Das Wort, das mir für Patrice Leconte (seit DER MANN DER FRISEUSE) einfällt, ist "slick". Ich kann nicht genau sagen, was es bedeutet (bei Langenscheid nachschlagen), aber ich glaube seine Filme illustrieren es recht gut. Das gilt auch ein wenig für CONFIDENCE TROP INTIMES, aber auf eine Weise, die mich sefzen lässt. Diese Schauspieler, diese Situation, diese Kamera (Porträt Eduardo Serra demnächst auf 3Sat). Ein Hochgenuss von Anfang bis Ende. Fabrice Luchini/Sandrine Bonnaire. 3x wiederholt.
Weil der neue Rivette wie mittleweile üblich nur eine Kopie hat, ist er natürlich noch ni´cht in Kiel gewesen. Trotzdem, und darauf verwette ich meinen Kopf, ein Höhepunkt des Jahres, für mich wahrscheinlich des nächsten.
JUST A KISS: Ein schwächerer Loach und doch ein Gegengift zum brutalen Sozialkitsch a la BILLY ELLIOTT.
AGNES UND SEINE BRÜDER ist so unmässig und überbordend, dass er sogar den eigentlich viel leidenschaftlicheren DER ALTE AFFE ANGST übertrifft. Aber nur eigentlich.
DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER. Wirklich radikales Kino. Ohne auch nur einen Kompromiss. Das, was implizit immer gefordert wird, wenn wachsweichen Dramen der Vorwurf des Kompromisses gemacht wird, was aber, wenn es dann geschieht, mit fadenscheinigen, ja unsinnigen und an der Sache schwer vorbeigehenden Argumenten ("abgefilmtes Theater") abgebügelt wird.
OLDBOY für die Qualität, die ich fast nur von Bunuel kenne, nämlich das Fremde wie das normale aussehen zu lassen und es einem so näher zu bringen, als man vielleicht tatsächlich will.

Und weil es ja schon spät ist und morgen schon der Jahreswechsel ansteht, und weil so eine blöde Liste einfach nie komplett ist, noch einen letzten Film (ich habe etliche vergessen und werde mich nicht scheuen, sie nachzureichen): OUT OF TIME. So glänzendes Genre-Kino sieht man nicht alle Tage. Wo die Atmosphäre stimmt. Wo die einzelnen Szenen uneitle Bravourstücke sind. Ich kann nicht ins Detail gehen, weil ich ihn Mitte des Jahres im ´Kino gesehen habe und Details schlicht vergessen habe, aber ich will ihn unbedingt auf DVD nochmal sehen. Das kann ich nicht von so vielen Filmen behaupten.
Und überhaupt - heute mit bähr ein wenig darüber diskutiert - kommen die größten Kicks aus dem Fernsehen. WEST WING ist halt einfach sensationell, aber hat natürlich auch beste Voraussetzungen, mit jeder Folge neu zu glänzen. Dagegen möchte ich das echte (nicht diesen HERR DER RINGE- und STAR WARS-Unfug) Kino ausdrücklich in Schutz nehmen. Eindrücke wie LOST IN TRANSLATION oder COLLATERAL kann nur das Kino vermitteln. Auch DVD ist hier im Hintertreffen. Folgen wie "20 Hours in America" (WEST WING) kann es nur im Fernsehen (=DVD) geben.
Alles in Allem: Lassen wir Katja Nicodemus auf die großen Kriegsfilme hoffen (als Reflex auf unsere wahrhaft kriegerischen Zeiten), loben sie dafür, dass sie dem Filmteil der ZEIT eine Vielzahl exzellenter Autorinnen zugeführt hat, aber sehen wir jenseits der vermeintlich "sinnlosen Gewalt" auf die Geworfenheit der Kreatur, die uns dieses Kinojahr in unzähligen Erscheinungsformen aufs schönste dargelegt hat. Ich fand 2004 ein gutes Jahr und hoffe auf 2005, das für uns Paria, die wir nur beschränkten Zugang zu Pressevorführungen haben, immerhin mit THE AVIATOR und 2046 beginnt,

 

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