Das Phänomen ist ja bekannt: Während der Weltmarktanteil von Macintosh-Rechnern irgendwo bei drei Prozent liegt, liegt der Anteil ihres Auftretens in Kinofilmen und Fernsehserien weit darüber - eigentlich hat jeder "good guy", jede sympathische Hauptfigur einen auf seinem Schreibtisch stehen. Macs signalisieren im Film Offenheit, gehobenen Lifestyle, Spontanität, Kreativität. Fieslinge arbeiten mit Windows. Wenn das die Welt wirklich beschriebe, wäre Apple glücklich. Man kann davon sicher auf die allgemeine Genauigkeit rückschließen, mit der Hollywood die Außennwelt abbildet. Es geht um Symbole, nicht um Mimesis. Gleiches gilt, so beobachte ich in letzter Zeit, für Autos der Marke Volvo. Unglaublich viele alte eckige Volvos durch Serien und Filme rollen. Gefahren werden sie von netten, gebildeten, liberalen Sympathieträgern der Elterngeneration. Meist wohnen sie im Nordosten der Staaten, oder in Kalifornien. Volvo symbolisiert "alte" progressive Werte, die im Bush-Amerika weniger werden. Updike. Ford. Irving. Auch Volvo wäre glücklich, wenn das wahr wäre. Immerhin hat es die Marke damit zu einem absolut positiven Merkmal in der US-Medienwelt gebracht - besseres Marketing lässt sich nicht denken.
Sie sollten daraus lernen und ihre Autos wieder eckiger machen.
Sie sollten daraus lernen und ihre Autos wieder eckiger machen.
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Ich weiß nicht, wo es Frau Finger her hat, dass Ken Loach der "Master of Miserabilism" sei. Ich habe es noch nie gehört (und ich habe schon so einiges gehört) dachte aber, wenn das ein stehender Begriff ist, und sie gebraucht ihn ja als solchen, in dem sie in in zitierender Weise in Anführungszeichen verwendet, findet er sich sicher auch woanders in Bezug auf Loach. Zumal, wenn sie ihn sich ausgedacht hätte, hätte sie ihn ja auch nicht auf englisch verwendet. Eine Google-Recherche jedoch ergibt genau einen Treffer unter diesem Begriff: EIn Artikel aus der aktuellen ZEIT.
Frau Finger tut also so, als sie ihr Einfall stehende Rede, um ihr Argument zu stärken. Unterstelle ich hier mal. Aber vielleicht wird dieser Kosename ja auch nur flüsternd unter Filmjournalisten weitergegeben, niemals aber schriftlich fixiert.
Frau Finger tut also so, als sie ihr Einfall stehende Rede, um ihr Argument zu stärken. Unterstelle ich hier mal. Aber vielleicht wird dieser Kosename ja auch nur flüsternd unter Filmjournalisten weitergegeben, niemals aber schriftlich fixiert.
bähr - am Sonntag, 14. November 2004, 18:03 - Rubrik: Gegendarstellung
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Liebe ZEIT, es freut mich natürlich, im Feuilleton dieser Woche satte fünf Filmthemen zu finden. Aber: Der Text zu "Just a Kiss" von Ken Loach liegt doch in seiner Einschätzung bis zur Borniertheit ärgerlich daneben - nicht unbedingt des Films, wohl aber des Regisseurs selbst. Denn hier wird eine Komödie versprochen, die in ihrer relativen Unbeschwertheit gegen das komplette restliche Werk Loachs positioniert wird. "Die Romeo-und-Julia-Geschichte Just a Kiss ist heller ausgeleuchtet und geschmeidiger erzählt als Loachs bisherige Werke. Keine schimmligen Tapeten, keine halb vollen Flaschen Fusel, keine zermürbenden Selbstzweifel." Frau Finger haut ihr ein Klischee (alles so trist, öde und humorlos hier) raus, das aus der tiefsten Mottenkiste des Stänkerns über den "sozial engagierten" Film stammt, und mit seinem fast völligen Verschwinden auch perdu gewesen zu sein schien. Kein Grund, es nicht auf einen der letzten glorreichen Protagonisten dieses Genres wieder abzufeuern. Über Loachs bisherige Filme heißt es: "Tagelang konnten einem diese von Frust und uneingestandenen Sehnsüchten zerfurchten Gesichter in Erinnerung bleiben." Und nun also die erste Komödie! Die ist dann auch nicht mehr so kritisch, und die Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung untermauert Frau Finger mit einem Rückgriff auf Schiller: "Wo in Loachs Arbeiten bisher die harsche moralische Kritik an den sozialen Verhältnissen dominierte, kommt nun etwas Versöhnliches ins Spiel – Schiller hat es als »moralische Indifferenz der Komödie« bezeichnet." Und als Beispiele für diesen gegensatz bringt sie frühe Dokumentarfilme aus den Achtzigern sowie den wahrlich deprimierenden "Sweet Sixteen" von 2002.
Um uns ihre These von dem filmer, der bisher nur düsteres Sozialkino gemacht hat und nun seinen ersten heiteren Film zeigt, zu verkaufen, erspart sie also dem Zeitleser die von einem grundlegenden Humor getragenen Loach-Filme wie "Riff Raff","Raining Stones" oder "The Navigartors". Der freundliche Humor dieser Filme war ja gerade dass, was sie und auch die unzeitgemäßen Themen Loachs so menschlich und auch konsumierbar machten. Nein, diese Analyse ist Quatsch, ärgerlich, denn entweder kennt sie Loachs Werk nicht oder sie manipuliert durch ihre Beispiele absichtlich den Leser.
Und auch "just a Kiss" etwas Versöhnliches anzuhängen, ist nur die halbe Wahrheit. Finger: "Dabei ersetzt der »Master of Miserabilism« das ethische Leitprinzip seiner früheren Filme nun durch das ästhetische Prinzip des Effekts. Das Ergebnis ist Sozialbeschwichtigung auf hohem Niveau." Denn obzwar die Geschichte des Liebespaares gut endet, hat der Film doch kein Happy-End. Der Grundkonflikt ist auf der persönlichen Ebene gelöst, auf der gesellschaftlichen bleibt er schmerzhaft offen. Für die zurückgelassene Familie gibt es kein Happy-End. Loach sagt der englischen Gesellschaft eine Integration ihrer Minderheiten nicht in Harmonie, sondern unter Schmerzen voraus. Und bereitet mit dem Bild der alles überwinden Liebe darauf vor, dass sie trotzdem unaufhaltsam vollzogen werden wird.
Um uns ihre These von dem filmer, der bisher nur düsteres Sozialkino gemacht hat und nun seinen ersten heiteren Film zeigt, zu verkaufen, erspart sie also dem Zeitleser die von einem grundlegenden Humor getragenen Loach-Filme wie "Riff Raff","Raining Stones" oder "The Navigartors". Der freundliche Humor dieser Filme war ja gerade dass, was sie und auch die unzeitgemäßen Themen Loachs so menschlich und auch konsumierbar machten. Nein, diese Analyse ist Quatsch, ärgerlich, denn entweder kennt sie Loachs Werk nicht oder sie manipuliert durch ihre Beispiele absichtlich den Leser.
Und auch "just a Kiss" etwas Versöhnliches anzuhängen, ist nur die halbe Wahrheit. Finger: "Dabei ersetzt der »Master of Miserabilism« das ethische Leitprinzip seiner früheren Filme nun durch das ästhetische Prinzip des Effekts. Das Ergebnis ist Sozialbeschwichtigung auf hohem Niveau." Denn obzwar die Geschichte des Liebespaares gut endet, hat der Film doch kein Happy-End. Der Grundkonflikt ist auf der persönlichen Ebene gelöst, auf der gesellschaftlichen bleibt er schmerzhaft offen. Für die zurückgelassene Familie gibt es kein Happy-End. Loach sagt der englischen Gesellschaft eine Integration ihrer Minderheiten nicht in Harmonie, sondern unter Schmerzen voraus. Und bereitet mit dem Bild der alles überwinden Liebe darauf vor, dass sie trotzdem unaufhaltsam vollzogen werden wird.
bähr - am Sonntag, 14. November 2004, 17:51 - Rubrik: Gegendarstellung
zerfallen ziemlich deutlich in zwei Gruppen.
(Kunden, die Bücher von Umberto Eco gekauft haben, haben auch Bücher dieser Autoren gekauft:)
Dan Brown ("Illuminati")
Wolfgang Iser ("Der Akt des Sprechens")
Henning Mankell ("Die Rückkehr des Tanzlehrers")
Jacques Derrida ("Die differance")
Ferdinand de Saussure ("Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft ")
- worüber reden sie, wenn sie sich auf einer Party treffen?
(Kunden, die Bücher von Umberto Eco gekauft haben, haben auch Bücher dieser Autoren gekauft:)
Dan Brown ("Illuminati")
Wolfgang Iser ("Der Akt des Sprechens")
Henning Mankell ("Die Rückkehr des Tanzlehrers")
Jacques Derrida ("Die differance")
Ferdinand de Saussure ("Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft ")
- worüber reden sie, wenn sie sich auf einer Party treffen?
bähr - am Samstag, 13. November 2004, 19:34 - Rubrik: things i never told you
Was man in den frühen Filmem, vor allem in deutschen, noch spüren kann, ist das Grauen. Nicht das Grauen vor etwas Äußerem, einem wie auch immer unheimlichen Angreifer. Nein, das Grauen vor sich selbst. Vor dem Doppelgänger. Vor dem eigenen Tod im Leben. Das Grauen ist, wenn man es ganz wörtlich nimmt, die Angst, die so groß ist, dass sie eine körperliche Reaktion auslöst. Ein Erstarren, ein Augenweiten. Und natürlich das sprichwörtliche Ergrauen der Haare vor Angst. Diese Angst, die das vermag, liegt immer inwändig. Noch oft denke ich an das eine Bild aus Fedor Ozeps "Der lebende Leichnam", in dem Gustav Diessl, der sich für Tod erklärt hat, um aus einer Ehe zu entkommen, erstarrt vor Entsetzen über sich selbst, den Verlust seines Lebens in einer Nische zwischen Wand und Ofen steht, ganz starr. Das ist alles, was es braucht um eine schauriges, grausiges Bild zu erzeugen. Es zeigt das Grauen. Ein Grauen, das wir, die wir in einer freudianischen Welt aufgewachsen sind, nicht mehr kennen. Wir meinen, Macht über unsere Seele zu haben, und sind für die Untiefen unempfindlich, denn wir erwarten stets eine Lösung auf der Couch oder per Pille. Wir erwarten nicht, dass sich der Schatten vom Körper löst, um allein zu wandern, Der frühe Horrorfilm (oder besser: Gruselfilm?), den ich meine, hat dieses Grauen transportiert: Die Angst, die das Leben in der Welt in der Vergangenheit bedeutet haben mag. Den dreißigjährigen Krieg zu durchleben, die Füße im Feuer. Über die Untat, die man begeht, ohne es zu ahnen, auf dem Weg über den Bodensee. Immer wieder: Die Angst des Christenmenschen vor sich selbst. Vor dem bösen Bruder, der ein Leben in Sekunden zerreißt. All das lässt uns der frühe Horrorfilm, ein Hauch noch aus dem neunzehnten Jahrhundert, spüren. Nosferatu. Der Student von Prag. Orlacs Hände! Conrad Veits Augen beim Anblick seiner Hände - wirklich unvergesslich. Was wir heute haben, ist Schock, ist Schreck, aber das Grauen, THE HORROR, wie es Brando in Apocalypse Now noch einmal (ein letztes?) reflektiert, über das Zerfallen des Ich, das ist fort. Wir Gruseln uns nur noch über Killerpiranhas. Aber weiß werden unsere Haare darüber nicht.
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Immer wieder Erstaunen über die geheimnisvollen Kreise, die das eigene Hirn zieht: Ein Film, den man nie gesehen hat, sofort beim Einschalten des Fernsehers trotzdem zu erkennen.
bähr - am Freitag, 12. November 2004, 00:36 - Rubrik: mythen des alltags
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Meistens bin ich wirklich skeptisch, wenn Sequels zu Filmen, die ich mag produziert werden. Aus Erfahrung: Das gebrannte Kind blablabla. Und ja, auch die Meldung, dass es ein Sequel zu "The Thomas Crown Affair" geben soll, löst zuerst zwiespältige Gefühle aus: Muss das denn sein, lasst es doch dabei, man muss das Pferd doch nicht zuschanden reiten...
Nach einigem Nachdenken und Abwägen einiger Fakten dann aber lautere Freude, denn ich finde, dass "Thomas Crown" ein verdammt guter Film ist, der besten von John McTiernan fraglos, mit perfekten Hauptdarstellern: Pierce Brosnan, der zwar irgendwie gar kein Schauspieler ist, den ich aber einfach mag, und Rene Russo, die einfach umwerfend ist. Und es ist ein verdammt gutes Remake eines verdammt guten Filmes mit noch adorableren Darstellern. Und selbst das remake des Titelsongs ist brillant gewesen. Und das gibt mir Hoffnung: Wer ein gutes Remake hinbekommt, ist auch für ein Sequel gut? Denn hier gilt es, einen Stoff weiterzuspinnen, und schon das Remake war ja eine behutsame, treffende Weiterentwicklung des alten Stoffes.
Ein Sequel nebenbei, das wieder ein Remake ist - es sollen nun Motive von Topkapi verarbeitet werden, und wenn das gelingt (Stil!), dann kann man sich drauf freuen. Nächster Grund:
Brosnan und Russo sind wieder dabei, und ja, ich wollte schon bei Film eins wissen, wie die Story der beiden weitergeht. Und, zu guter letzt, Harley Peyton schreibt das ganze, und der hat "Bandits" von Barry Levinson geschrieben, und da hat er ja wohl wirklich einen guten Job gemacht. Außerdem war er Autor zahlreicher Twin Peaks-Folgen, was nun auch kein schlechter Ausweis ist. Das verspricht Leichtigkeit, Ironie, Selbst-Bewusstsein. Doch, das muss eigentlich gut werden, doch doch, daumendrücken (wer wird die Ustinov-Rolle spielen?).
Nach einigem Nachdenken und Abwägen einiger Fakten dann aber lautere Freude, denn ich finde, dass "Thomas Crown" ein verdammt guter Film ist, der besten von John McTiernan fraglos, mit perfekten Hauptdarstellern: Pierce Brosnan, der zwar irgendwie gar kein Schauspieler ist, den ich aber einfach mag, und Rene Russo, die einfach umwerfend ist. Und es ist ein verdammt gutes Remake eines verdammt guten Filmes mit noch adorableren Darstellern. Und selbst das remake des Titelsongs ist brillant gewesen. Und das gibt mir Hoffnung: Wer ein gutes Remake hinbekommt, ist auch für ein Sequel gut? Denn hier gilt es, einen Stoff weiterzuspinnen, und schon das Remake war ja eine behutsame, treffende Weiterentwicklung des alten Stoffes.
Ein Sequel nebenbei, das wieder ein Remake ist - es sollen nun Motive von Topkapi verarbeitet werden, und wenn das gelingt (Stil!), dann kann man sich drauf freuen. Nächster Grund:
Brosnan und Russo sind wieder dabei, und ja, ich wollte schon bei Film eins wissen, wie die Story der beiden weitergeht. Und, zu guter letzt, Harley Peyton schreibt das ganze, und der hat "Bandits" von Barry Levinson geschrieben, und da hat er ja wohl wirklich einen guten Job gemacht. Außerdem war er Autor zahlreicher Twin Peaks-Folgen, was nun auch kein schlechter Ausweis ist. Das verspricht Leichtigkeit, Ironie, Selbst-Bewusstsein. Doch, das muss eigentlich gut werden, doch doch, daumendrücken (wer wird die Ustinov-Rolle spielen?).
bähr - am Donnerstag, 11. November 2004, 00:40 - Rubrik: blockbusters!
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