Der Zufall, moeglicherweise
ab 31. schon nicht mehr. Nur eine Woche im Hauptprogramm, eine weitere noch um halb sechs, das war's.
Schon beim brillanten Vorgänger fragte ich mich, was den Verleih wohl dazu trieb, den doch in unserer Landschaft eher randständigen Streifen mit einem beinahe rührenden Optimismus so nachdrücklich zu plakatieren. Wo doch das Filmplakatieren insgesamt etwas aus der Mode geraten ist, an Litfaßsäulen erst recht.
Nun, bei "The Life Aquatic With Steve Zissou" wieder: erfreulich häufig kleben sie an den Säulen und Wänden, die schönen Plakate mit dem schlecht übersetzten Titel. Trieb wirklich die Hoffnung, das verquere, wunderbare Ding durch Plakatwerbung zum Erfolg zu puschen?
Oder sollte dies etwa eine melancholische, der Haltung der Filme gar nicht so unähnliche Geste sein? Ein Versuch von contenance, im Bewußstsein der Vergeblichkeit. Wurde auch gerade deswegen die heute so veraltet anmutende, an unsere Kindheit gemahnende Form der Litfaßsäulenwerbung gewählt - als vergeblich-versonnener Tribut an das beseelte Spiel mit der Vergangenheit, das der Film treibt?
Schön wäre es. Wenn auch unwahrscheinlich.
bähr - am Samstag, 9. April 2005, 01:16 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
um dann in dem einen, großartigen, Buch (Festung der Einsamkeit) auf den letzten Seiten den Namen Bix Beiderbecke zu lesen, mich dafür zu interessieren und nachzuschlagen, und dann im nächsten, vielversprechenden Buch (Suche mein Angesicht) eben diesen Beiderbecke auf den ersten Seiten gemeinsam mit Armstrong und Coltrane wiederzutreffen?
Wo war Beiderbecke während meiner Lektüren der Jahrzehnte davor?
Wo war Beiderbecke während meiner Lektüren der Jahrzehnte davor?
bähr - am Mittwoch, 9. März 2005, 00:48 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
Lassen wir es zu, zwei Filme nebeneinander zu halten, die das nicht verdienen und die kaum mehr verbindet als dass es die letzten beiden sind, auf die ich meine müde Aufmerksamkeit legte.
Das Martyrium steckt in beiden. Samaria lässt ein Mädchen einen Weg gehen, den zu beobachten mehr als schmerzt. In bester Trierscher Tradition wird hier ein irrationaler Leidensweg inszeniert. Wird das, was uns aus der tiefen Vergangenheit unserer religiösen Seele geflüstert wird, auf ein modernes Stadtleben geworfen. Aber was ist eine moderne Stadt in Korea? Was flüstert denen die Religion, die in Italien nistet? Was ist überhaupt in die Koreaner gefahren, die ich als Macher ästhetischer, grausamer Filme, preisdrückende Erbauer großer Tanker, kleiner Autos, protestierende Studenten, Firmenoligarchen und sonst eigentlich so gut wie garnicht kenne?
Übertreffen sie uns also in den genannten Disziplinen (Film, Protest, Kapitalismus), so auch in Glaubensdingen?
Zitat: Followers of Buddhism and Protestants are in the highest numbers, followed by Catholics. Other practicing faiths are Shamanism, Taoism, and Islam.
Der Koreaner also Christ? Schnell-Lehrgangteilnehmer in mystischer Ergriffenheit? Bereisten die Europa, knipsten die religiöse Ekstase und bauten sie in großen Fabriken nach? Noch bezieht man sich auf spanische Madonnenerscheinungen, doch mit den Mitteln des Films wird schon die eigene Heilige gebaut, ein frankensteinsches Luder in Schulmädchenuniform. Auch Lars von Trier, der Emily Watson auf den Kreuweg schickte, ist ein Konvertit aus der Peripherie, ein Neuling, der sich an den Mysterien, die keine Psycholgie erklären darf, berauscht.
Hader und Haas sehen das anders. Natürlich. Für sie hat das Katholische alles Erhöhende verloren. Das Leiden bleibt, allein es ist geboren aus und gebettet in Niedrigkeit. Auch hier bedarf es keiner Psychologie, es liegt alles auf (und im) Tisch. Es geht um dreckiges Geld und unschönen Sex, schön ist hier wirklich nichts. Im katholischen Kernland braucht man niemandem mehr mit ästhetischer Jungfrauenverzückung zu kommen. Der Heiland ist mit dem Akkuschrauber verschraubt, die Priester pimpern Chorknaben und die Stützen der Gesellschaft sind so faul, dass alles knirscht und ächzt. Auch in Silentium leiden Asiatinnen. Aber wirklich ungewollt, sie drängen sich nicht zum Martyrium. In beiden Filmen rinnt Blut durch die Fugen von Fußbodenkacheln. In Samaria ein Bild, das, umrahmt von Schönem, schön ist, in Silentium einfach nur Blut, das durch Kachelfugen rinnt, weil einer totgeblieben ist.
Kim Ki-Duk schreibt die Geschichte einer Gesellschaft, die sich schon selbst so unverständlich ist, dass der Rückgriff auf den Irrationalismus des Christentums ein probater Weg scheint, sie zu beschreiben. Schlecht für uns, die wir eh nix von de Gegend wissen. Vom alten Europa wissen wir was, und Silentium bringt da nichts, was nicht schon in so einigen Tatorts verhandelt worden wäre. Auch für den europäischen (ich will immer deutsch sagen, aber die Ösis waren ja 1871 nicht mit dabei...) Krimi ist das Klerikale nurmehr exotisch, schauriges Millieu. Die einen nehmen dieses Exotische, eignen es sich an um ihre Gegenwart zu verdauen, die anderen haben es schon längst, da Jahrhunderte dran wiedergekäut, ausgespien. Und finden, dass es mit ihnen nicht mehr zu tun hat als etwa ein Wagneropernklischee. Unsere Welt ist hässlich, das setzt Silentium voraus, beschreibt es nur noch pflicherterfüllend. Was Silentium bringt, ist die korrekte Haltung, wie man dieser Hässlichkeit begegnen möge: Lässig, ironisch, angekifft und mit großer Genauigkeit im Moralischen. Samaria mag der schönere Film sein, und Silentium in seiner Fernsehkrimihaftigkeit belangloser. Aber die Hadersche Haltung hilft weiter im Kampf gegen das Böse als die stoische Verzweiflung des koreanischen Vaters.
Das Martyrium steckt in beiden. Samaria lässt ein Mädchen einen Weg gehen, den zu beobachten mehr als schmerzt. In bester Trierscher Tradition wird hier ein irrationaler Leidensweg inszeniert. Wird das, was uns aus der tiefen Vergangenheit unserer religiösen Seele geflüstert wird, auf ein modernes Stadtleben geworfen. Aber was ist eine moderne Stadt in Korea? Was flüstert denen die Religion, die in Italien nistet? Was ist überhaupt in die Koreaner gefahren, die ich als Macher ästhetischer, grausamer Filme, preisdrückende Erbauer großer Tanker, kleiner Autos, protestierende Studenten, Firmenoligarchen und sonst eigentlich so gut wie garnicht kenne?
Übertreffen sie uns also in den genannten Disziplinen (Film, Protest, Kapitalismus), so auch in Glaubensdingen?
Zitat: Followers of Buddhism and Protestants are in the highest numbers, followed by Catholics. Other practicing faiths are Shamanism, Taoism, and Islam.
Der Koreaner also Christ? Schnell-Lehrgangteilnehmer in mystischer Ergriffenheit? Bereisten die Europa, knipsten die religiöse Ekstase und bauten sie in großen Fabriken nach? Noch bezieht man sich auf spanische Madonnenerscheinungen, doch mit den Mitteln des Films wird schon die eigene Heilige gebaut, ein frankensteinsches Luder in Schulmädchenuniform. Auch Lars von Trier, der Emily Watson auf den Kreuweg schickte, ist ein Konvertit aus der Peripherie, ein Neuling, der sich an den Mysterien, die keine Psycholgie erklären darf, berauscht.
Hader und Haas sehen das anders. Natürlich. Für sie hat das Katholische alles Erhöhende verloren. Das Leiden bleibt, allein es ist geboren aus und gebettet in Niedrigkeit. Auch hier bedarf es keiner Psychologie, es liegt alles auf (und im) Tisch. Es geht um dreckiges Geld und unschönen Sex, schön ist hier wirklich nichts. Im katholischen Kernland braucht man niemandem mehr mit ästhetischer Jungfrauenverzückung zu kommen. Der Heiland ist mit dem Akkuschrauber verschraubt, die Priester pimpern Chorknaben und die Stützen der Gesellschaft sind so faul, dass alles knirscht und ächzt. Auch in Silentium leiden Asiatinnen. Aber wirklich ungewollt, sie drängen sich nicht zum Martyrium. In beiden Filmen rinnt Blut durch die Fugen von Fußbodenkacheln. In Samaria ein Bild, das, umrahmt von Schönem, schön ist, in Silentium einfach nur Blut, das durch Kachelfugen rinnt, weil einer totgeblieben ist.
Kim Ki-Duk schreibt die Geschichte einer Gesellschaft, die sich schon selbst so unverständlich ist, dass der Rückgriff auf den Irrationalismus des Christentums ein probater Weg scheint, sie zu beschreiben. Schlecht für uns, die wir eh nix von de Gegend wissen. Vom alten Europa wissen wir was, und Silentium bringt da nichts, was nicht schon in so einigen Tatorts verhandelt worden wäre. Auch für den europäischen (ich will immer deutsch sagen, aber die Ösis waren ja 1871 nicht mit dabei...) Krimi ist das Klerikale nurmehr exotisch, schauriges Millieu. Die einen nehmen dieses Exotische, eignen es sich an um ihre Gegenwart zu verdauen, die anderen haben es schon längst, da Jahrhunderte dran wiedergekäut, ausgespien. Und finden, dass es mit ihnen nicht mehr zu tun hat als etwa ein Wagneropernklischee. Unsere Welt ist hässlich, das setzt Silentium voraus, beschreibt es nur noch pflicherterfüllend. Was Silentium bringt, ist die korrekte Haltung, wie man dieser Hässlichkeit begegnen möge: Lässig, ironisch, angekifft und mit großer Genauigkeit im Moralischen. Samaria mag der schönere Film sein, und Silentium in seiner Fernsehkrimihaftigkeit belangloser. Aber die Hadersche Haltung hilft weiter im Kampf gegen das Böse als die stoische Verzweiflung des koreanischen Vaters.
bähr - am Dienstag, 8. März 2005, 00:48 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
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Mist. Ich hatte es so nett ausgekobert. Saubere drei Tage am Ende, easy-going, aber intensiv, nette Gespräche in der Nacht am Küchentisch, viele, aber nicht zuviele Filme, alles schon sauber eingeparkt, und nun finde ich dies:
Muss natürlich ich noch hin. Is ja genau mein Thema. (They were heroes in those times). Und das ist keine Ausstellung zum schnell durchrennen, die kostet ein paar Stunden.
Läuft nur noch bis zum 27. dieses Monats, Zeit also aber nur während der Berlinale, zur besten Vorführungszeit zwischen zehn und sechs. Menno! Was mach ich denn jetzt?
Nein, länger bleiben is nich...
Das hätte ich aber auch schon eher mitschneiden können. Hmpfglp.
http://www.dhm.de/ausstellungen/mythen-der-nationen/index.htm
Muss natürlich ich noch hin. Is ja genau mein Thema. (They were heroes in those times). Und das ist keine Ausstellung zum schnell durchrennen, die kostet ein paar Stunden.
Läuft nur noch bis zum 27. dieses Monats, Zeit also aber nur während der Berlinale, zur besten Vorführungszeit zwischen zehn und sechs. Menno! Was mach ich denn jetzt?
Nein, länger bleiben is nich...
Das hätte ich aber auch schon eher mitschneiden können. Hmpfglp.
http://www.dhm.de/ausstellungen/mythen-der-nationen/index.htm
bähr - am Mittwoch, 9. Februar 2005, 12:45 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
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hörte heute nacht im radio,das in einem der kriesenherde der welt ein großes transportflugzeug abgeschossen wurde,die HERKULES sei groß genug um truppen und ihre fahrzeuge zu befördern .
also fliegt sie doch die SPROOSE GOOSE,nur haben die briten sie in auftrag gegeben ...
also fliegt sie doch die SPROOSE GOOSE,nur haben die briten sie in auftrag gegeben ...
mabo - am Montag, 31. Januar 2005, 10:28 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
Das war doch Absicht!
Geklaut bei www.filmz.de.
bähr - am Donnerstag, 4. November 2004, 00:32 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
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Mir, um nachzuarbeiten, "Days of Heaven" von Terrence Malick ausgeliehen. Angesehen, DVD-Player ausgeschaltet. Was läuft auf 3Sat? "Badlands" von Malick, gerade das Finale.
bähr - am Montag, 18. Oktober 2004, 17:17 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise
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Es ist schon ein bisschen ein böser Zufall, dass der Harenberg-Filmkalender am Wochenende 9./10.10. ausgerechnet ein Bild von Helen Slater als Supergirl zeigt.
Ein weiterer - vielleicht nicht ganz so irrwitziger - Zufall ist, dass ich mir wenige Tage vor der traurigen Nachricht von Reeves' Tod Superman auf DVD gekauft habe.
Ein weiterer - vielleicht nicht ganz so irrwitziger - Zufall ist, dass ich mir wenige Tage vor der traurigen Nachricht von Reeves' Tod Superman auf DVD gekauft habe.
Svenson - am Montag, 18. Oktober 2004, 15:17 - Rubrik: Der Zufall, moeglicherweise