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Natürlich werde ich mir Fahrenheit 9/11 ansehen. Obwohl ich nicht mehr weiß, ob ich Michael Moore mag. Bei "The Big One" mochte ich ihn noch ganz, dann ist in unserer Beziehung eine ganze Zeit lang garnichts und dann "Bowling for Columbine" passiert. Ich finde es GUT, wenn Dokus polemisch sind, das macht einfach mehr Spaß. Es ist schön, wenn man ungetrübt wütend gegen die falsche Sache sein kann. Moore wurde, ich weiß nicht mehr wo, vorgeworfen, er "schlage ein totes Pferd" (to beat a dead horse) (im „Schnitt“?). Gemeint ist, dass er einen wütenden Film gegen eine Sache macht, bei der ihm ohnehin JEDER zustimme - Gesinnungsfilmerei, risikolose. Im Falle des Columbine-Films stimmt das eigentlich nur in Europa, in Amerika mag es anders sein, da gibt es doch recht viele Menschen, die abslout nicht seiner Meinung sind. Oder ist es so, dass er ohnehin nur innerhalb einer geschlossenen Zielgruppe wahrgenommen wird, und den redneck-Farmer nicht provoziert und in quälende Gedanken stürzt, weil der den Quatsch ja eh nicht wahrnimmt? Interessant wäre dann zu wissen, ob wirklich nur die Leute, die ohnehin seiner Meinung sind, auch in seine Filme gehen, oder ob er in den USA ein Stadium der Berühmtheit erreicht hat, das auch andere neugierig macht, sich das mal anzusehen. In einem Artikel in der aktuellen Zeit wird berichtet, dass die Kinos, in denen 9/11 und die, in denen der Christusfilm von Mel Gibson gezeigt wurden, nie dieselben waren - bis auf ein einziges Haus in New York. Ansonsten schön nach Landstrichen getrennt. Im Süden und in der Mitte Mel, an den Küsten Michael. (Fehlt nur ein -icha- in der Mitte.) Nach Columbine fand ich den Mann nach wie vor gut, aber fand auch, dass seine Polemik teilweise abglitt, dass Effekt und Selbstverliebtheit und Wahrheiten an der Grenze der Fälschung überhand nahmen. Im selben Artikel in der Zeit wird aber auch berichtet, dass Moore in 9/11 Bilder zeigt, die uns ganz gegenwärtig sind (Tote Kinder, tote Soldaten im Irak, und dergleichen), die aber im Amerika der Kabelnetworks bisher UNGESEHEN sind, die die Menschen in einem Land, in dem heimkehrende tote Soldaten per Erlass aus den Medien verbannt sind, einfach nicht kennen, obwohl sie den mächtigsten Mann der Welt mit dem dicksten Daumen am dicksten Abzug wählen müssen. Und hier, finde ich, hört ästhetisches Räsonieren auf - wenn es Moore gelingt, das Kino zu einem Fenster der unabhängigen Meinung in einem in seiner Fläche medial annähernd gleichgeschalteten Land zu machen, dann will ich nicht rumnörgeln, nein, da heiligt der Zweck auch teilweise fragwürdige Mittel.

Ist das dann Propaganda? Ja, meinetwegen, lass es das sein, es kommt ja immer darauf an, wofür. Stand-Up Propaganda.

Wenn 9/11 den Amerikanern etwas über ihr Land in der Welt, in der sie leben erzählt, dann erzählt es uns etwas über das Amerika, mit dem wir zusammenleben.

Ich erwarte einen der politischsten Filme seit langem, mit all seinen Grobschlächtigkeiten, und freue mich, dass das Kino im Land seiner WAHREN Geburt die gesellschaftliche Wichtigkeit zurückerhält, die es bei uns schon lange nicht mehr hat. Menschen gehen ins Kino, um etwas Unerhörtes über ihr eigenes Leben zu erfahren, um INFORMATIONEN zu kriegen. Dass das gerade aus den USA kommt, ist schon verrückt. Aber tüchtig gelacht wird sicher auch.
 

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