Gerade jetzt, wo sich die Qualität von US-Fernsehserien in unermessliche Höhen schraubt, glaubt das deutsche Fernsehen und/oder die Zuschauer auf diese Serien verzichten zu können. Oz und West Wing sind nur zwei Beispiele. Six Feet Under läuft ja immerhin und sogar der Sendeplatz hat sich leicht verbessert. Ed allerdings ist bei Sat1 erst von 15 Uhr auf 10 Uhr und jetzt auf 7 Uhr gerutscht, genau die richtige Zeit, um sich beim amüsieren auch das Herz wärmen zu lassen. Aber es stimmt schon. Auch am am Samstag nachmittag braucht man dringend eine Kallwass-Wiederholung. Immerhin hat es Monk zu uns geschafft. Monk ist zwar nicht so hochproduziert und auch nicht so sensationell geistreich wie z.B. Six Feet Under oder die hierzulande verschenkten Sopranos, aber es ist eine schöne kleine Krimiserie um einen hochneurotischen Ex-Cop, der - natürlich mit nahezu überirdischen Fähigkeiten ausgestattet - verzweifelt versucht, Anschluss ans Leben und an den Polizeidienst zu gewinnen. Man muss häufig an Columbo denken oder auch an Matchstick Men, nur dass der Neurotiker dort auf der anderen Seite des Gesetzes agiert. Aber die Hauptqualität liegt ohnehin nicht in der Klasse der Bücher oder einer eleganten Inszenierung. Die Hauptqualität heißt Tony Shalhoub, der - viel beschäftigt aber zu wenig bekannt - eine fabelhafte Performance abgibt. Den reinen Zwang strahlt sein von Berührungsängsten gebeutelter Körper aus, sein Lächeln könnte auch nur eine Muskelverspannung sein. Bestimmt erinnern sich alle an seinen Primo in Big Night.
RTL, dienstags, ca. 22:10 Uhr
RTL, dienstags, ca. 22:10 Uhr
Svenson - am Montag, 19. Juli 2004, 19:03 - Rubrik: Seasons in the Sun
Wer immer noch hofft, im Kino Wesentliches über die Liebe zu erfahren, kann sich Nahrung für diese Hoffnung verschaffen. Eine fast uneingeschränkt gültige Definition von Liebe findet sich in "Die Spielwütigen". Ich möchte diese schlichten und schockierend klaren Worte eigentlich ungern durch ungeeignete Paraphrase oder falsches Zitieren ruinieren, aber der zentrale Satz lautet (ungefähr): "Da gibt es Dinge an einem, von denen man glaubt, sie sind absolut hassenswert, und die liebt er auch." Das sagt Stephanie Stremler, der vorher bei verschiedenen Vorsprechen unter anderem ein Sprachfehler, Koordinationsschwierigkeiten und ein komisches Talent bescheinigt worden ist. Die über alles mit einer an Naivität grenzenden Offenheit spricht, die sich schließlich verliebt und dann über ihren Geliebten diesen Satz spricht. Und er trifft Dich mitten ins Herz. Wenn Du eins hast.
"Spiderman 2" beherrscht mein Denken zur Zeit auf eine fast beunruhigende Weise. Immer wieder ertappe ich mich beim Schwärmen. Sollte man nicht aber bei einer Produktion, die von ihren Voraussetzungen her so sehr nach Kommerz riecht, misstrauischer sein? Geld verdirbt den Charakter. Nicht auch den eines Films? Außerdem: eine Fortsetzung. Klar, es gibt sie: Die Fortsetzungen, die ihrem Vorgänger gleichkommen, ja ihn übertreffen. Aber hier? Ja, ja, ja und nochmals ja. Dieser Film bietet so viel, mehr kann man sich von einem Mainstreamfilm kaum erhoffen. Er ist eine inhaltliche und emotionale Vertiefung gegenüber dem wahrlich nicht schlechten ersten Teil. Die Angst um den geliebten Menschen - oder ist es die Angst vor ihm - wird zum zentralen Motiv. Die Doppelexistenz und die Schwierigkeit, beide Rollen zu verbinden - oder zu trennen? - treibt den Film voran. Abgegriffene Motive könnte man meinen, Grundlage fast jeden Superheldenfilms. Zudem noch die Aufspaltung in einen bürgerlichen und einen kostümierten Superheldenteil. Batman & Superman (hier ein Hoch auf die brilliante Analyse von Supermans Besonderheit in Kill Bill Vol.2) sind offensichtliche Beispiele. Aber Spiderman ist etwas Besonderes und ich bin fest davon überzeugt (obwohl ich die Comics nicht kenne), dass es auch die spezifische Sensibilität ist, mit der der Film seinem Helden begegnet. "Das ist ja nur ein Junge" sagt ein Fahrgast der U-Bahn, die Spiderman gerade vor der Katastrophe bewahrt hat, als er dem bewußtlosen Peter Parker ins Gesicht sieht. Einer den man beschützen muss - und die Fahrgäste versuchen ihn zu beschützen. Ein kleiner Junge: Auch verkleidet wie ein kleiner Junge. Aber niemand kann ihn beschützen, denn der Gegner ist riesengroß. Was eigentlich nichts anderes heißt als: Die Aufgabe ist riesengroß. Es ist sicher ein alter Hut, dass an Spiderman auch die Herkulesaufgabe des Erwachsenwerdens sichtbar wird. Hier ist es sogar beinahe noch die Pubertät. Peter Parker studiert zwar schon, wird wohl ca. 18 - 20 Jahre sein (bestimmt wird das irgendwo genau gesagt und ich hab's verpasst), aber er entdeckt Veränderungen an seinem Körper und interessiert sich für ein Mädchen.
Es ist schon fabelhaft: Eben noch atemberaubende Action und unmittelbar darauf ein Augenblick reiner Zärtlichkeit.
Über den scheitenden Versuch, die Superkräfte im Alltag zu nautzen, hat sich Bähr schon trefflich geäußert.
Verdammt, der Film ist wirklich gut.
Es ist schon fabelhaft: Eben noch atemberaubende Action und unmittelbar darauf ein Augenblick reiner Zärtlichkeit.
Über den scheitenden Versuch, die Superkräfte im Alltag zu nautzen, hat sich Bähr schon trefflich geäußert.
Verdammt, der Film ist wirklich gut.
Svenson - am Montag, 19. Juli 2004, 18:22 - Rubrik: blockbusters!
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Nun läuft da doch im Ernst auf Arte "Der Mann der vom Himmel fiel" von Roeg, den ich vor ca. 15 jahren gesehen habe und mich an NIX erinnere,schön Breitformat, und ich 1. weiß nix davon, 2. anstatt es dann selig zu verpassen schalte 20 Minuten zu spät zu, wo schon alles zu spät ist, überlege mir dann aber 3. noch eine viertel Stunde, trotzdem zu gucken, schalte dann aber 4. weg, aus der Angst, den Film, wenn ich ihn jetzt zuende sehe, nie mehr anzusehen und dass mir dann für immer der Anfang fehlt. Verflixt.
Roeg hat eine Folge von "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" inszeniert. Skurril. Aber so isser.
Roeg hat eine Folge von "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" inszeniert. Skurril. Aber so isser.
bähr - am Donnerstag, 15. Juli 2004, 22:28 - Rubrik: mythen des alltags
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Wie gut Spiderman eigentlich ist, lässt sich an der kleinen Szene sehen, in der Tobey Maguire die Mobs und Besen zurück in den Besenschrank stopft (findet auch Herr Sonne).
1. Es dauert lange, und es wird lange gezeigt, viel länger, als irgendwie üblich. Und dadurch erst gut.
2. Wegen dieser Besen schafft er es nicht, die Pizza pünktlich zu bringen. Sein Dilemma: Die Superkräfte nützen ihm im Leben nichts, auch wenn er mal versucht, mit ihnen zu punkten. So einfach gezeigt, so schön.
3. Wie das alarmfiepende Auto ist das ein echter Slapstick-Einfall: Die Dinge erheben sich gegen den ums Überleben kämpfenden Menschen.
4. Und dann ist es auch noch Laurelscher "slow burn": Das lange Zurückstopfen der Besen, die Uhr, der Gang zum Tresen, die echt langsame antwort der gemeinen Empfangsdame.
1. Es dauert lange, und es wird lange gezeigt, viel länger, als irgendwie üblich. Und dadurch erst gut.
2. Wegen dieser Besen schafft er es nicht, die Pizza pünktlich zu bringen. Sein Dilemma: Die Superkräfte nützen ihm im Leben nichts, auch wenn er mal versucht, mit ihnen zu punkten. So einfach gezeigt, so schön.
3. Wie das alarmfiepende Auto ist das ein echter Slapstick-Einfall: Die Dinge erheben sich gegen den ums Überleben kämpfenden Menschen.
4. Und dann ist es auch noch Laurelscher "slow burn": Das lange Zurückstopfen der Besen, die Uhr, der Gang zum Tresen, die echt langsame antwort der gemeinen Empfangsdame.
bähr - am Mittwoch, 14. Juli 2004, 22:13 - Rubrik: blockbusters!
Abschied: Wir haben die letzte DVD der zweiten Staffel von "Mad about you" angebrochen. Noch bei der vorletzten DVD sahen wir uns in stürmischer Begeisterung vier Folgen nacheinander an! Nichtsahnend! Und dann: Nur noch eine übrig! Eine Folge pro Abend, das ist jetzt Maximum. Denn: Den großen, großen Rest der Serie GIBT ES NICHT auf DVD! Warum bloß nicht, die Welt ist bis zur Halskrause angefüllt mit Unfug...
Lichtblick: Die zweite Staffel "Six Feet Under" ist auf DVD erschienen, wird es auch bald in einer deutschen Edition geben, das lindert, das lindert sehr...
Lichtblick: Die zweite Staffel "Six Feet Under" ist auf DVD erschienen, wird es auch bald in einer deutschen Edition geben, das lindert, das lindert sehr...
bähr - am Mittwoch, 14. Juli 2004, 21:30 - Rubrik: Seasons in the Sun
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Godard gab zum Besten, Filmen bedeute, "dem Tod bei der Arbeit zuzusehen". Eine Bemerkung, von der ich nie sicher war, sie GANZ zu verstehen. ist gemeint, wie Herr Sonne anregt, dass die gefilmte Person ja beim Gefilmtwerden altert, also dem Tod entgegensteuert? Oder, wie ich erwiderte, dass die gefilmten Personen durch den Film der Zeit entrissen sind , in ihrer (meist) jungen Gestalt in unserem kollektiven Gedächtnis abgelegt werden, und so verbleiben, auch wenn sie längst tot sind, dass sie also, auf Film gelegt, eigentlich schon tot sind, weil sie zum Image werden, egal, wie sie wirklich aussehen?
Oder ist es ganz anders?
Also Rubriken: Ich beginne eine, die heißt "Der Tod bei der Arbeit". Hier soll über wiedergesehene Filme gesprochen werden (oder Sendungen, oder Menschen), die Empfindung, die wir von Ihnen im Herzen behalten haben, mit dem heutigen Blick abgeglichen werden.
Oder ist es ganz anders?
Also Rubriken: Ich beginne eine, die heißt "Der Tod bei der Arbeit". Hier soll über wiedergesehene Filme gesprochen werden (oder Sendungen, oder Menschen), die Empfindung, die wir von Ihnen im Herzen behalten haben, mit dem heutigen Blick abgeglichen werden.
bähr - am Mittwoch, 14. Juli 2004, 21:02 - Rubrik: Der Tod bei der Arbeit
Wir haben geöffnet!
Wir saßen beim perser und aßen. Und sagten. Wir brauchen ein Kinozettelchen, auf das wir alles notieren...
Wir saßen beim perser und aßen. Und sagten. Wir brauchen ein Kinozettelchen, auf das wir alles notieren...
bähr - am Mittwoch, 14. Juli 2004, 14:45