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Mal anknüpfend an die Diskussion um "Troja". Beim Wiedersehen von "To Live and Let Die" fiel mir auf, wie angenem es ist, echte, durchgeplante, komplett am Set umgesetzte und gefilmte Stunts zu sehen.

lald1

Die sind da mit den Booten wirklich über diese Landengen gesprungen, Respekt, das schaue ich mir gerne an.

Nach den letzten Jahren digitaler SFX hat die Herzfrequenz beim betrachten digital bearbeiterter Actionszenen doch enorm nachgelassen - oder falsch, weniger die Herzfrequenz, die kann immer noch hoch sein, wenn diese Szenen spannend inszeniert sind. Nur sind es eben meist nicht die Effekte, die einem noch den Atem rauben. Im Gegenteil - oft schaut man garnicht mehr so genau hin, ist ja eh alles nicht echt. Meine Wahrnehmung digitaler SFX nähert sich immer mehr dem Blick an, mit dem ich als Kind Trickfilme sah.

roadrunner

Vor etwa zwei Jahren sah ich an einem Abend "The Bourne Identity" und "Minority Report". Zwei sehr ähnlich Filme, dabei: Der erste sehr handgemacht, beim zweiten fast jedes Bild aus dem Computer. Und gerade bei "The Bourne Identity" mochte ich die Verfolgungsjagd durch Paris, die angenehm unspektakulär war, und dadurch, dass die Fahrzeuge keine unmöglichen Sachen machten, sondern sich innerhalb der Grenzen der Physik und dessen, was man gemeinhin so mit Autos und Motorrädern machen kann, blieben, eine Materialität hatte, die bestach. Die klarmachte, dass die verfolgenden Motorrad-Polizisten nicht nur nicht explodieren, sondern einfach nicht hinfallen möchten, weil das auch schon ziemlich weh tut. Und die deswegen ihre Motorräder anhalten und komisch mit den Füßen paddelnd umdrehen, wenn sie eine Kurve nicht gekriegt haben. Wohingegen, mit Hilfe welchen irren Gadgets Tom Cruise nun wieder seinen Häschern aus einer eigentlich ausweglosen Situation entfleuchen würde, eigentlich egal ist. Digitale SXF-Action und ihr "everything is possible", sach ich ma, stehlen das Staunen am irren körperlichen Kuststück, das gerade dadurch entsteht, dass das, was vorgeführt wird, außerhalb des normal Erlebbaren liegt, aber eben nur ein kleines Stück. Und verschieben dieses Staunen auf das Staunen über den Effekt.
Aber wenn man bei ersten Sehen noch staunt, wird man es beim zweiten nicht mehr so dolle, erst recht, wenn der Effekt altert. Und das tun Effekte. So tragen viele Filme, die es eigentlich nicht verdienen, eine Zeitbombe in sich.
Uns bleibt Buster Keaton.
Blake Falls meinte am 14. Okt, 11:11:
Ich kann mich noch erinnern wie ich in FINAL FANTASY saß und bei der Szene als die Signalrakete in der dunklen ausgebrannten Geisterstadt abgefeuert wurde und die Kamera vor der Rakete mit hoch in den Himmel schoß, gedacht habe, super, jetzt wird ein ganz neues erzählen möglich. Ein ganz neuer Gestaltungsraum tut sich da auf. Die Kamera lässt sich jetzt überall platzieren und das ist ja erstmal ziemlich spannend.

In der Tat haben die vergangenen Jahre aber auch gezeigt, dass viele Filmemacher SFX nur dazu benutzen eine Explosion aufzubauschen oder auch mal einen (virtuellen) Darsteller etwas theatralischer durchs Bild fliegen zu lassen. Was natürlich langweilig ist.

Dieses leicht gräuliche Schimmern virtueller Szenen und Figuren, das im Heimkino noch sehr viel deutlicher zu Tage tritt, trägt zudem dazu bei, die emotionale Distanz zum gezeigten deutlich zu verstärken.

Unabhängig von so leidenschaftslosem Mainstream-Müll wie MINORITY REPORT gibt es da aber auch andere, die deutlich mehr drauf haben und tatsächlich daran arbeiten etwas ganz neues entstehen zu lassen. Alleine was Michael Mann gerade wieder mit COLLATERAL geschaffen hat. Da tut sich doch ein ganz neuer Kosmos für Filmemacher auf. Filmemachen rückt durch SFX entgültig ganz nah an die Malerei ran. Das die Mehrzahl von Filmemachern die Möglichkeiten der Digitaltechnik nur dazu nutzen um es sich leichter zu machen, anstelle ihre bisherigen Grenzen auszuweiten ist natürlich schade, aber gehört wohl dazu.

THE BOURNE SUPREMACY setzt übrigens (trotz und auch durch SFX) auf seinen Vorgänger hinsichtlich den Zuschauer echt dabei sein lassen, noch einen drauf. Was Paul Greengrass da mit präzise, verwackelter Handkamera, perfekten Schnitt und Bildausschnitt auf die Leinwand gezaubert hat, weißt ihn wirklich als eines der größten Talente des Bewegungskinos aus.

SFX gut:
- IRREVERSIBLE
- COLLATERAL
- 28 DAYS LATER
- FINAL FANTASY
- THE GAME
- THE BOURNE SUPREMACY
- ARMAGGEDON
- BAD BOYS II
- THE LAST ACTION HERO

SFX böse:
- JURASSIC PARC I-III
- MINORITY REPORT
- TWISTER
- RIDDICK
- DEEP IMPACT
- X-MEN I-II 
bähr antwortete am 14. Okt, 12:19:
Jurassic Park? Nein, das ist die Mutter aller SFX-Filme und ich erinnere mich bis heute daran, wie ich benommen aus dem jetzt schon verschwundenen Metro wankte.
Das ist ein absoluter Kinderfilm, in dessen Drehbuch wohl nicht mehr Arbeit investiert wurde als in den rechten Ellenbogen des T Trex, aber die Dinosaurierszenen haben mich damals begeistert. Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen, auch keines der Sequels.
Doch wenn ich im Park eine Herde Gänse auf der Liegewiese sehe, denke ich an Jurassic Park. 
Blake Falls antwortete am 14. Okt, 13:57:
Mit JURASSIC PARK ging das doch los mit diesem ausstattungshaften Einsatz von SFX. Diesem schwelgen in jetzt eben animierten Panorama-Tableaus. Diesem da-sie-hin-und-staune-bitte-schön, wie es dann für unzählige langweilige SF-Opern und Katastrophenfilme übernommen wurde. Mehr Beiläufigkeit, mehr hups-was-war-den-bitte-schön-das-eben, hätte mehr Größe gehabt. Aber ok, bin kürzlich auch wieder gut ne halbe Stunde im ersten Teil hängen geblieben, als ich zufällig reingezappt bin. So sehr ich Spielberg für sein Puppenstuben-Kino verachte, dramaturgisch hat er natürlich schon was drauf. 
 

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