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Kein Wenders-Bashing. Ich bin immer noch auf die Filme gespannt, obwohl ich weiß, dass sie nicht gut sein werden. Wenders Filme KÖNNTEN gut sein, sie sind es nicht. Sie sind überfrachtet - wer denkt sich so eine Geschichte aus? Dieser wird gottseidank nicht komisch sein wollen. Das ging in "Lisbon Story" sowas von schief. Und die Message: Medienkritsich. Amerikakritisch. Machtkritisch. Der Mann hat es wirklich zwei jahre nach unserem Bundeskanzler gemerkt. Respekt.
Trotzdem: Irgendwie bedeutet er mir was. Ganz früher fand ich ihn mal toll. Bevor das Elend anfing (aka "Der Himmel über Berlin"). Irgendwas hatte "Million Dollar Hotel". Nicht, dass ich mir den nochmal ansehen würde, aber trotzdem.
Eine Bekannte ist in Hamburg bei ihm Studentin - das wäre toll, bei dem Wenders von vor 27 Jahren. Da hat er gerade "Der Amerikanische Freund" gedreht, ein Film, der ihn vor der Hölle retten wird. Und Bruno Ganz gleich mit. Warum hat er nicht einfach weiter Krimis verfilmt? Was aber soll man ihm heute als Student sagen: "Ich liebe ihr Frühwerk und respektiere ihr Bildgefühl, als aber in unserem Kino bei "Bis ans Ende der Welt" die letzten zwei Akte vertauscht wurden, habe ich es nicht bemerkt, und was danach kam, naja, hat...Potenzial..."?

Warum haben wir keinen Altman, keinen Loach, keinen Chabrol oder Romer, sondern nur Wenders, Schlöndorff und Herzog?
Blake Falls meinte am 8. Okt, 10:10:
Da kann man nur auf die Knie fallen und dem lieben Gott danken, dass wir nicht noch einen Altman, Loach oder Chabrol hier in Deutschland haben. Allesamt alte Männer, die immer noch Filme machen die aussehen wie dt. Fernsehfilme aus den 80ern. Christopher Doyle hat diese Woche in einem Interview mit Arts.Telegraph folgendes treffendes angemerkt: "'There's a revolution going on. I mean, due respect to Time magazine and to Cahiers du cinema, but the world's changed. Kids these days have so much visual experience they don't think in literary or narrative terms. They're constantly online or playing computer games or fiddling with their phones. These things may not be sophisticated, but they are realigning the parameters of visual experience. It's almost like the death of the talkies." (das ganze Interview hier: http://news.telegraph.co.uk/arts/main.jhtml?view=DETAILS&grid=P8&targetRule=10&xml=/arts/2004/09/28/bfhero27.xml).

Ich denke, was wir hier in Dt. ganz bestimmt nicht brauchen, ist noch einen der am Text kleben bleibt und nicht in Bildern denken kann. Warum war es in Deutschland bislang nicht möglich einen Caspar Noe, Vincent Gallo, Wong Kar-Wai, ja nicht einmal einen Milcho Manchevski oder Michael Winterbottom hervorzubringen? Sitzen da noch zu viele Alte in den Filmschulen, die bei allem was schneller geschnitten ist als die Übertragung einer Bundestagsdebatte, gleich "Werbung" oder "MTV" schreien und dann dicht machen?

Ich denke das dt. Kino hat vor allem folgende Probleme:

- kotzlangweiliges Ausstattungskino, in dem jede originale Nachttischlampe aus dem Nachkriegsdeutschland das fehlende visuelle Konzept wett machen soll.

- belehrendes Soz-Päd-Thesenkino für die Lehrer-Posse.

- und denen die dann von großem Bewegungskino a la Hollywood träumen, fällt leider immer noch nicht mehr ein, als bei Tarantino oder Scott billig nachzuäffen, was dann erst recht in die Hose geht.

Uns fehlt hier einfach der fruchtbare Boden, auf dem Ideen wie beispielsweise Dogma sprießen könnten. Das liegt sicher nicht nur an den Filmschulen, Verleiher, Kinobetreiber und die hiesige Filmpresse tragen mindestens ebenso Mitschuld. Langweiligeres und leidenschaftsloseres Kino, auch was Angebot, Vermarktung und Rezension anbelangt, wie hierzulande, findet man wohl sonst nirgendwo mehr in Europa.

Warum haben wir eine epd-film aber kein Sight & Sound? Warum verdummen Verleiher wie UIP ihre Filme für die dt. Auswertung? Wo bleiben BROWN BUNNY, 24h PARTY PEOPLE, PROCESS oder YOUNG ADAM?

Wenders, so ein übler belehrender Hipie-Arsch er auch sein mag, kann wenigstens Bilder machen (auch wenn das seine Filme immer weniger rettet). 
bähr antwortete am 8. Okt, 11:08:
Stimmt. Weder Wenders noch der ganze Weltclub der alten Kinomänner könnten das deutsche Kino von heute retten. Mein Punkt: Ich sehne mich nach alten Kino-Recken, die eine Kontinuität, eine künstlerische Tradition präsentieren, die in der Filmgeschichte fußen, aber immer noch gutes, tolles Kino machen. Und das tut Ken Loach. Und Romer auch. Von denen willich immer noch jeden Film sehen, weil die Chancen sehr groß sind, dass sie einfach richtig gut sind. Dass sie mit der aktuellen Entwicklung des Kinos nicht mehr viel zu tun haben - geschenkt. Aber darum ging es hier auch nicht.
Es ist wie in einer Familie: Die Leute werden mit dem Alter immer peinlicher, und umso mehr wünscht man sich Verwandte, die etwas reifes, gutes, weises haben, die einem das eigene Altern nicht völlig als Albtraum erwarten lassen. Und genau da fehlt es im deutschen Kino. Junge Talente ham wa. 
Blake Falls antwortete am 8. Okt, 14:14:
Nichts gegen Kontinuität und ein in sich geschlossenes Gesamtwerk. Sich in ein Thema immer tiefer einzugraben, es immer wieder neu anzugehen ringt auch mir tiefe Bewunderung ab. Das ist das wahre Autorenkino: aus einem selbst heraus gewachsenes. Wer seine eigene Welt auf die Leinwand gebracht hat, soll sich ruhig auch mit nichts anderem mehr beschäftigem können, als dieser immer tiefer auf den Grund zu gehen. Eigentlich jeder den ich wirklich bewundere macht das so.

Deshalb mag ich z.B. Tony Scott sehr viel mehr als seinen Bruder Ridley. Abgesehen von THE HUNGER, dreht der seit nunmehr 20 Jahren immer wieder Filme über Männerbeziehungen. Genauso Michael Mann mit seiner obsessiven Auseinandersetzung mit der Einsamkeit der Proffesionals.

Loach oder Romer würde ich auch nie dafür kritisieren, dass sie seit Jahren immer wieder nur um den eigenen Mittelpunkt kreisen. Am Kino von Loach ärgert mich eigentlich nur dieser belehrende Sozialarbeiter-Kitsch. Zuletzt SWEET SIXTEEN fand ich geradzu fürchterlich in all seiner naiven politcal corectness, die auch nicht davor zurückschreckte, seine zugegebenermaßen ganz interessanten Darsteller von einem vorhersehbaren Plattenbau-Klischee ins nächste stolpern zu lassen. Diese ganze Idee mit dem Wohnwagen mit Blick aufs Meer. Das der am Ende (natürlich vom ehemals besten Freund angezündet) brennen wird. Kein Stück näher am Leben, kein Stück weniger behauptet als irgendwelcher Mainstream-Müll a la Ron Howard oder Joel Schumacher. Dazu passt dann auch dieses alles über Dialoge erzählen. Kann mich einfach auch nicht für 10 Minuten wach halten sowas. 
bähr antwortete am 8. Okt, 20:35:
Ja, "Sweet Sixteen" hab ich mir auch tatsächlich nicht angeschaut, nachdem ich die Synopsis gelesen hatte. Klang fiese.
Trotzdem: "The Navigators" war groß, ich kam wirklich begeistert aus dem Film. Einmal, weil ich ihn gut, ehrelich und nochmal ehrlich fand, und eben meilenweit von dem üblichen englischen "The Full Monty"-Sequels entfernt.
Der Mann macht nicht nur Arbeiterkino (eine Klientel, die es in GB eben auch wirklich noch gibt, das darf man nicht vergessen). Er erinnert daran, wie man die Welt auch sehen kann - auf eine Weise, wie sonst selten nur noch gezeigt wird.
Denn: Die Welt könnte durchaus so sein, wie Loach sie zeigt.
Die Welt um uns herum wandelt sich, und das findet sich im Erzählkino eigentlich kaum wieder, als wäre es egal. Das Loach zeigt, was das für dier reste einer Arbeiterklasse bedeutet, ist legitim, auch wenn ich mich davon nicht direkt angesprochen fühle. Es ist gut. Ich sehe das gerne. Es ist sehr menschlich.
Das gleiche gilt für "Fond Kiss", der eben auch kein Multikulti-Kitschkomödie ist, sondern sein Thema ernst nimmt. Und deswegen zwar ein Happy-End der Lovestory, aber keine harmonische Lösung des Grundproblems bietet. Er lässt die traditionelle Famile zerbrechen. Er lässt die Leben seiner Arbeiter in "The Navigators" zerbrechen. Doch. Das ist gut. Und ich wünschte, wir hätten so einen. 
Svenson antwortete am 10. Okt, 21:21:
Nichts, aber auch wirklich gar nichts gegen beschleunigte Bilder, nichts gegen hohe Schnittfrequenz – mit „The Wild Bunch“ bringe ich bestimmt einen völlig überholten Langweiler als Beispiel. Lob und Beifall gerade für die berauschenden Bilder, die Christopher Doyle gemeinsam mit Wong Kar-wai entwickelt hat. Die Schnittfrequenz aber zum Gradmesser des modernen Kinos zu machen, halte ich für grundfalsch. Abgesehen davon dass das stark nach einer normativen Ästhetik riecht, kann doch nicht der einzige Reflex darauf, dass Jugendliche eine in der beschriebenen Weise sich verändernde Wahrnehmung haben, sein, diese möglichst ähnlich abzubilden. Ebenso wie es affig ist, sich dieser Realität zu verschließen, bleibt es doch legitim, ja geboten, eine Vielfalt von Blicken auf die Welt zu erhalten. Ich kann auch in den Filmen von - um bei den Beispielen zu bleiben – Loach und Rohmer wenig Veraltetes erkennen. Auf der genauen Beobachtung zu bestehen, den Menschen und Dingen ihren unmittelbaren, nicht allgemein-menschlichen Zusammenhang zu lassen und sie nicht zuvörderst in eine Bedeutung zu zwingen, scheint mir eine Haltung und eine Leistung zu sein, auf die das Kino unter keinen Umständen verzichten kann. Zum Beispiel „Sweet Sixteen“. Die Hauptfigur ein Junge mit ärmlichen sozialen Hintergrund. Der ist die ganze Zeit online? Ob dessen Weltwahrnehmung mit ein paar raschen Schnitten treffender zu beschreiben wäre? Der Film versucht leidenschaftlich, diesen Jungen ins Recht, heißt ins Bild zu setzen und gleichzeitig ihn nicht zu vereinnahmen. Dass er ihn dabei Situationen aussetzt, die man vielleicht als melodramatisch ansehen könnte, widerspricht dem nicht im mindesten. Denn der Blick bleibt neutral, zwar nicht kalt aber auch nicht verurteilend. Er sieht ihm zu. Loach versucht, das Nebeneinander im lick zu behalten. Darin steckt natürlich eine Ausssage über seine Sicht der Wirklichkeit, aber sie ist nicht völlig ideologisch vernebelt. Trotz einer eindeutigen Haltung macht Loach keine Propaganda, der Ausgangspunkt ist die Welt. Und die verschwindet nicht zwischen zwei Schnitten.
Und tatsächlich finde ich, dass nicht gerade allzu viele Regisseure einen interessanten, fruchtbaren und im weitesten Sinne verantwortlichen Umgang mit dieser beschleunigten Ästhetik entwickelt haben. Als Beispiel der hassenswerteste: Michael Bay. Dessen Filme sind reine Trümmerhaufen. Geschwindigkeit und auf allen Ebenen forcierte Reize sollen das aber vergessen machen. Seien Filme beziehen sich auf keine Welt mehr, entwickeln aber auch keine eigene – es fehlt völlig an einer Idee, wie diese aussehen könnte. Und so beschießt er uns mit einzelnen Bildern, die schlimmstenfalls aufgeladen sind mit reaktionärer Ideologie. Was passiert, wenn er auf diese Weise ein historisches Sujet angeht, lässt sich an „Pearl Harbor“ bestaunen.
Da gucke ich lieber ein paar Franzosen dabei zu, wie sie bei unterschiedlichem Wetter teils hochtrabend, teils schlicht über ihre Liebe und ihre diesbezüglichen Absichten plaudern, dabei gar nicht merken, manchmal aber doch, wie sie sich in die Tasche lügen, sich nicht entscheiden können und am Ende doch mit einem Partner oder nur einem Flirt dastehen. Oder auch nicht. Aber wenn doch ist es gerne auch mal jemand ganz anderes als erwartet. Und wenn es nur daran liegt, dass die prägenden Jahre meiner Jugend ohne Handy und ständiges Online-Sein verstrichen sind, auch ich bedaure nachdrücklich das Fehlen solcher Regisseure, wie Bähr sie genannt hat. Denn auch mir mag das Alterswerk der drei übrig Gebliebenen „Größen“ nicht recht schmecken. (Rudolf Thome allerdings mag ich sehr.) 
Blake Falls antwortete am 11. Okt, 17:34:
Eine berauschende visuelle Bildsprache lässt sich ganz bestimmt nicht nur auf eine erhöhte Schnittfrequenz reduzieren. Sicher ist Schnitt eines der stärksten Gestaltungsmittel, aber Farbdramaturgie, Bildausschnitt und Bewegungskonzept spielen mindestens ebenso eine große Rolle.

Rein ideologisch kann ich die scharfe Kritik an Michael Bay ja durchaus nachvollziehen. Ganz bestimmt gehört er zu den reaktionärsten Filmemachern des neuen Hollywood. Seine Filme strotzen ja geradezu vor amerikanischer Selbstherrlichkeit. Die Offenheit, ja Ehrlichkeit allerdings mit der diese hier zelebriert wird ist doch toll. Auch wenn, oder vielleicht sogar noch viel besser, wenn man eben seine Sicht auf die Dinge nicht teilt, bieten Bays Filme die perfekte Fläche um sich daran zu entzünden.

Erzählerische Trümmerhaufen sind seine Filme dabei deswegen noch lange nicht. Ganz im Gegenteil, der Junge hat eine Vision und wenn man ihm überhaupt etwas vorwerfen kann, dann dass er mit jedem neuen Werk noch mehr, ja vielleicht zuviel will. Jede Einstellung, jedes Bild zielt ab auf maximale Überwältigung und, weiß Gott, die wird auch erzielt.

Zweifelsohne gehört Bay zu den größten Bildermachern dieses Jahrzehnts. Das er sein Können, in den Dienst des Bösen stellt, mindert seine Leistung dabei wohl kaum.

Und noch mal zu SWEET SIXTEEN: was der Film eben nicht macht, ist seiner Hauptfigur Raum zum leben zu geben. Im Gegenteil, der durchaus begabte Darsteller muss sich von einem sozial-verkitschten Klischee ins nächste hangeln. Loach reduziert ihn so zum Stichwortgeber platter Sozialarbeiter-Klischees. Alleine schon wie der Film immer auf den, durch die äußeren Umstände verkümmernde Begabungen seines Hauptdarstellers herumreitet, war doch wirklich ekelhaft. Damit werden vielleicht die Wunschvorstellungen angehender Hauptschul-Referendare befriedigt, aber im Grunde ist das dann eben doch nichts anderes, als die Amerikaner in einem nachgeschobenen Finale, dann doch noch PEARL HARBOR gewinnen zu lassen.

Auf die NAVIGATORS bin ich nun trotzdem neugierig geworden. 
bähr antwortete am 12. Okt, 01:32:
Sich daran zu laben, wie jemand eine völlig krude und falsche Ideologie mit breiter Brust zelebriert, die Ehrlichkeit zu genießen, wie jemand bösen Quatsch macht, ja, das ist ein Standpunkt. Jedenfalls isser davon echt überzeugt. So kann man sich auch Leni Riefenstahl durchaus nähern, und so wird es ja auch häufig getan. Nur, denn kann man dieser Filme aber nur noch als Dokumente eines psychischen Zustands eines Künstlers oder einer Gesellschaft ansehen, nicht aber als das, was sie eigentlich sein sollen: Filme. 
Blake Falls antwortete am 12. Okt, 08:40:
Jeder Film lässt sich doch als Dokument des psychischen Zustandes seines Künstlers oder der Gesellschaft lesen. Was für Filme sollen das den sein, denen es gelingt sich dem zu entziehen? 
bähr antwortete am 12. Okt, 09:24:
Völlig korrekt, lieber Mr. Falls. Nur wenn man sich einem Film NUR so annähern mag, ihn also nicht mehr im Kino bestaunt, sondern nur auf den Objekträger unters Mikroskop klemmt, ist was faul. 
Blake Falls antwortete am 12. Okt, 10:08:
Wie soll ich was unters Mikroskop legen, dass mir direkt in die Brust hämmert, mich förmlich durch die Augenhöhle fickt? Die Reflektion kommt im Idealfall, immer erst anschließend, wenn man Glegenheit bekommt aus dem verschwitzen Hemd zu schlüpfen und wieder mal froh sein konnte sich nicht angepisst zu haben. Gerade bei Bay. 
ThGroh antwortete am 13. Okt, 14:23:
Zunächst lässt sich noch jeder Film als Dokument des psychischen Zustands von X oder Y lesen, paar Zeilen später wird man vom Film dahingehend regelrecht sexuell belästigt, ihn so und nur so zu lesen: Doch, da ist in der Tat was faul (in der Argumentation). Mal ganz abgesehen davon, dass ich große, sehr große, Zweifel anmelde, wenn ein ästhetisches Artefakt, dem ein derart vielschichtiger und arbeitsteiliger Prozess zugrunde liegt wie er den Film eben bedingt, nur als Dokumente der Psyche einer einzelnen Person gelesen wird: Das ist mir mit Gewalt den Regisseur (und der ist's ja in der Regel, der als künstlerische Instanz gewähnt wird) auf die Couch gelegt, unter Zuhilfenahme vulgär-psychoanalytischer Allgemeinplätze meist. Das ist doch allenfalls super-gähn und als Methode sowas von überholt.

Im Film gelesen wird in erster Linie, was hineingelegt wird. Wer Film in erster Linie auf die Psyche hin - von wem auch immer - abklappert, der bleibt eben auch im Psychomuff hängen. Mit sexuellen Übergriffen seitens des Films hat das mal gar nichts zu tun, sondern allein mit dem analytischen Instrumentariums, das sich im Vorführsaal tummelt.

Chabrol, Rohmer, Altmann brauchen "wir" ganz sicher nicht in deutscher Version. Die gibt's schließlich schon woanders. Wenders/Schlöndorff sind mir ziemlich Wurscht, aber Werner Herzog mag ich sehr gerne und ich meine, ihn zurecht als einen der größeren Visionäre des Kinos - gerade hinsichtlich seines Bildverständnisses - einzuschätzen. Auch seine Dalali Lama Doku fand ich doch sehr spannend gelungen. Ansonsten fallen mir Petzold und Karmakar ein - da ist doch jeder Film ein spannendes Erlebnis. 
bähr antwortete am 13. Okt, 15:16:
Tja, call me Kracauer, aber einen Film einer Analyse zu unterziehen und aus den in him herrschenden Ideologemen und Normen Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu ziehen, in der er entstanden ist, ist mehr als produktiv. Denn gerade WEIL er nie das Werk nur eines autonomen Menschen, sondern immer einer kollektiven Anstrengung ist, ist er so lesbar. Präziser: Lesbar als das, was der Gesellschaft über sich erzählt wird und was sie sich über sich erzählt, je nach Quelle des Werks.

Das heißt natürlich nicht, dass man anfängt, mit psychoanalytischem Handwerkzeug ihn zu deuten wie einen Traum der Gesellschaft oder sogar seines Regisseurs. Das ist als isolierte Einzelmaßnahme zwar manchmal ganz ulkig ("Treppen bei Hitchcock"), aber ja, tatsächlich, gähn.
Und es gibt eben Filme, die man nicht mehr als Filme, sondern nur noch als Deutungsgegenstände wahrnehmen kann, daher der Verweis auf die Riefenstahl.
Und wenn man nun sagt, ein Film ist als solcher interessant, ist es ja nett, aber erstmal sollte er doch als Film funktionieren.

Zur Richtigstellung:
"Wir" - ich war so frei.
Ich rief auch nicht nach einer deutschen Version dieser Regisseure, ich rief nach jemandem, der bei "uns" ihre Rolle ausfüllt. Dass es viele junge und mittlere Talente (Talente klingt so gönnerhaft, so mein ichs nicht. Karmakar ist natürlich ein gestandener Künstler, den ich sehr bewundere) gibt - Gottseidank! Aber ich hätte so gerne ein paar ältere Damen und Herren, die tief in der Filmgeschichte stecken und heute noch immer was wahres, schönes, gutes zu sagen haben. Wie Loach oder Romer eben.

Herzog ist auch mir unter den dreien der liebste, und ich schätze ihn heute vor allem als tollen Dokumentaristen. Aber Spielfilme! 
Blake Falls antwortete am 14. Okt, 10:15:
Zu ThGroh:
Ich verstehe gar nicht wo dieser Ausschließlichkeits-Gedanke herkommt. Für mich besteht nicht der geringste Wiederspruch darin sich von einem Film durchficken zu lassen und ihn dennoch anschließend in verschiedene Richtungen zu analysieren.

Natürlich ist ein Film immer das Ergebniss eines Verbundes von Menschen und in sofern greift der Ansatz ihn als Dokument des psychischen Zustandes seines Künstlers zu lesen natürlich nicht sehr weit. Dessen realer Zustand halte ich auch tatsächlich nicht für sonderlich interessant, etwas anderes ist es aber bestimmte Ausdrucksformen und Haltungen erkennen zu können, die sich wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk ziehen. Ein herausragender Regisseur zeichnet sich in meinen Augen eben dadurch aus, dass dabei eine Geschlossenheit sichtbar wird, ohne das man den Eindruck hat, er tritt dabei auf der Stelle.

Zu bähr:
ich finde ja Dominik Graf ist einer der wenigen, bei dem man eigentlich immer neugierig ist was er gerade macht. FRAU BU LACHT war wirklich großartig und auch das er als einziger so richtig zu verstehen scheint, welche Chancen und Möglichkeiten in DV liegen, hebt ihn natürlich deutlich ab.

Auch Oskar Röhler finde ich spannend. Der ALTER AFFE ANGST war wirklich meisterhaft (und auch was davor entstanden ist, war zumindest nie langweilig). Der muss nur aufpassen, sich nicht zum "Schrilli des Monats" machen zu lassen. Mehr Exitenzialismus und weniger Schlingensief würden ihm sicher gut tun.

Bei Karmakar mag ich sehr seine Themen, aber ästhetisch ist mir das zu nah am Theater. Ich hätte es spannender gefunden, wenn er weiter so tolle Dokumentarfilme wie WARHEADS gemacht hätte. 
ThGroh antwortete am 14. Okt, 15:08:
ausschließlichkeiten: okay, das war vielleicht ein mißverständnis, das sich am schnellen internetz-text festmacht, der gedanke lost in transsition sozusagen: dieses "durchficken" klang eben sehr nach ausschließlichkeit. sorry.

karmakar und theater: Nächstes rotes Tuch meinerseits - arrrgh ;-) Zugegeben: Karmakars Filme sind im Gebrauch technisch-inszenatorischer Mittel "reduziert", man könnte auch sagen: gedämpft. Aber "Theater" ist das nun weiß Gott nicht, ganz im Gegenteil: Zwar geschieht bei Karmakar nicht andauernd irgendein Gefuchtel und auch der Mann am Schnittpult muss keine Überstunden machen: Aber Karmakars Filme sind formal eben doch filmisch, mit ganz gezieltem und reflektiertem Einsatz der filmischen Mittel inszeniert. Gerade sein jüngster, Die Nacht singt ihre Lieder, ist das beste Beispiel dafür: Das ist, in der Tat, Film.

@baehr

"wir" - ja, das war auch keine kritik. :-) Und ja, so eine "alte Dame" (gerne auch männlich) des deutschen Films wäre sicher nett. Wobei ich Herzog, über den sich ja der Bogen über die Eisnerin hin zum frühen deutschen Film noch spannen lässt, da schon als Äquivalent empfinden würde. Die Sache ist wohl nur die, dass er den "Jungen" nichts zu sagen zu haben scheint und die "Jungen" sich auch nicht wirklich für ihn interessieren. Dabei ist sein Werk - gerade und besonders sein dokumentarisches (wobei, die Trennung ist ja kaum aufrechtzuerhalten, was ich an seinem Werk eben auch sehr schätze) - bis heute von absolutem Gewinn.

"Kracauer": Ideologiekritik ist natürlich absolut legitim(auch wenn sie nicht unbedingt "mein Ding" ist). Wobei ich da auch immer so meine Reserven bzgl. der AUssagekraft habe. Es ist ja nicht so, dass alle Gesellschaftsschichten mit gleichem Enthusiasmus die selben Filme sehen. Auch sind nicht alle Filme immer erfolgreich, zudem sind ja nicht die Filme entscheidend, in welche dann gegangen wird, sondern der Trailer, die Werbung, die Kritik, die Empfehlung des Freundes, die Berichterstattung im TV. Viel aussagekräftiger wäre es da doch vielleicht, einmal das "Para-Universum" zum jeweiligem Film zu untersuchen, da dies es letztendlich ist, was - in der Regel - über Erfolg und Anerkennung eines Films in der Gesellschaft entscheidet. Was verspricht ein Trailer? Welche (sozialen) Wünsche und Begehrlichkeiten werden hier angeknüpft? (aber vielleicht wurde das schon erforscht und ich habe es nur noch nicht mitgekriegt :-) ) Und ja, manche filme sind wirklich nur noch als "historische Dokumente" interessant: Ein Beispiel aus meiner jüngsten Zeit wäre da Deutschland im Herbst, der auf Ebene des unmittelbaren Zugangs mal ganz und gar nicht mehr von belang ist, aber dann eben doch als Dokument wichtig ist: Weniger, weil das Regisseurkollektiv etwas über die Zeit in fiktiver oder dokumentarischer Form festgehalten hätte, sondern eher, weil der Film etwas über die Clique selbst und deren Geisteswelt aussagt. So gesehen war Fassbinders Episode die einzig wirklich gute in dem Film, da sie die historische Perspektive auf den Film gleich mitdachte und nicht mehr ein anderes zum Objekt der Fiktionalisierung auserkor, sondern allein vom eigenen, nackten Körper ausging und inszenierte. 
Blake Falls antwortete am 14. Okt, 15:53:
Habe in der Tat DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER leider im Kino verpasst, obwohl ich gerade auf diesen verdammt neugierig gewesen wäre. Leider konnte er sich hier in Stuttgart nur eine Woche im Kino halten und werden dieser weilte ich gerade in Sarajevo.

Ist im übrigen ja auch nicht so, als ließe sich mein Herz nur über Überstunden am Schnittpult erreichen. Wäre beispielsweise jederzeit bereit mich vor Takeshi Kitano, Vincent Gallo, Lars von Trier oder dem späten Gus van Sant voller Ehrfurcht in den Staub zu werfen. 
bähr antwortete am 15. Okt, 01:14:
>>Es ist ja nicht so, dass alle Gesellschaftsschichten mit gleichem Enthusiasmus die selben Filme sehen.

Nein, sicher nicht, aber es ist ja auch nur bedingt die Frage, wer erreicht wird, sondern wer spricht, und wer die Macht hat zu sprechen, und was er dann sagt. Gerade in jenen Fällen, wo eben doch ein sehr großer Querschnitt aller möglichen Seher erreicht wird.

Und gerade im Bezug auf die Frage nach der Sprachmacht wäre es wohl interessant, das "Para-Universum" zu untersuchen, wie es einen Film in seiner Wirkung modifiziert, oder auch motiviert. Die "cinematographische Reihe" also zu erweitern. Beispiel Star Wars, denn da bei Star Wars gibt es ja jede Menge Seitentriebe. Und dann wäre da noch zu schauen, welche im Konzert denn die mächtigste Erzählung ist, die Leiterzählung, wenn man so will. Welche abweichen. Welche vertiefen.

Noch interessanter, gerade in Sachen Ideologie und eingedenk des Mediums, in dem wir hier schreiben, wäre es, die von Fanseite um einige populäre Stoffe wuchernden Dreingaben genauer unter die Lupe zu nehmen. Was passiert, wenn ein Stoff nicht mehr nur den Autoren, sondern auch schreibenden / filmenden / zeichnenden Fans gehört? Wo bauen sie ihre Geschichten gleich, wo sind Differenzen? Wenn sie Geschichten, Figuren, Stil aufnehmen, die Ideologie aber umkonstruieren? In einer der letzten epds war dazu ein schöner Text: Eine kunstvolle Umarbeitung des Herren der Ringe Richtung schwule Geschichte. Was sagt das dann über die Wirkung von unterschwelligen Ideologemen in Filmen, über ihre Wirkung? Denn ein und dieselbe Geschichte (man denke nur an die Wandlungen, die der Westernmythos durchgemacht hat und die unterschiedlichen Arten, auf die er funktionalisiert wurde) kann ja eine Menge unterschiedlicher Inhalte transportieren... 
bähr antwortete am 15. Okt, 01:31:
Tolle Dokumentarfilme: Hat Karmakar abgeliefert. Auf der letzen Berlinale zeigte neben seinem Wettbewerbsbeitrag noch die Dokumentation (wenn man denn so will) "Land der Vernichtung". Das Tagebuch einer Annäherung an die Judenvernichtung im Osten. Selten eine so unpretäntiöse, genaue Vorstellung eines KZs erlebt. Karmakar ist da in Sobibor und Treblinka mit seiner Videokamera eigentlich auf Recherche - er schreitet zählend das umzäunter Gelände ab, lässt sich alles zeigen, filmt durchs Fenster die Gaskammern, und spricht seine eigenen Notizen "Linker Eingang zur Gaskammer" (Schwenk) "Rechter Eingang zur Gaskammer".
Keine moralische, wertende Inszenierung der Orte, nur der sachlich-neugierige Blick: Was war hier? Wie funktionierte es? Erst später entschied er sich, das Material zu veröffentlichen. Dadurch gewinnt das ganze ein leise, sich unter dem scheinbar Langweiligen verbergende Wucht, die mich sehr beeindruckt hat. 
Svenson antwortete am 15. Okt, 09:13:
Da liegen denn ja auch die interessantesten deutschen Regisseure fast schon ausnahmslos auf dem Tisch. Karmakar und Petzold, Graf und Roehler. Ein paar andere gäbe es schon noch, aber mit diesen kommt man recht gut aus. Die reichen ja auch eigentlich. Bzw. reichen natürlich nie. Wo gäbe es jemals genug Gutes. Ich muss allerdings bähr aufs nachdrücklichste unterstützen, dass es kaum Regisseure gibt, bei denen man das Gefühl hat, ihr eigenes (natürlich zukünftiges) Filmerbe sei bei ihnen gut aufgehoben. Was jetzt die Genannten „Jungen“ auszeichnet, eine besondere Genauigkeit oder Beharrlichkeit des Blicks, die immer und vor allen Dingen gegenwärtig ist, Gegenwart erforscht und durchdringt, ohne allerdings geschichtslos zu sein, war durchaus auch mal eine Qualität des deutschen Kinos, vgl. Fassbinder, Deutschland im Herbst. (Was Roehler in dieser Hinsicht abgeht, macht er durch Leidenschaft wieder wett.) Während mich Ignoranz davon abhielt, Herzog nach „Schrei aus Stein“ weiter zu begleiten, waren Wenders und Sclöndorff zunehmend verhasste Wegbegleiter. Diese völlig absurde Blickmoral mit der Wenders den Zuschauer – um im Bild zu bleiben – penetriert, berührt mehr als peinlich (Pornos teilen mit Waffen die gleichen Vertriebswege und müssen verbrannt werden, In weiter Ferne, so nah/Ihr schießt euch eure Träume wie Junkies, Bis ans Ende der Welt/Ihr Video-Idioten, Ihr Vidioten, Lisbon Story/Der ganze Überwachungsunfug in Am (oder Das?) Ende der Gewalt) Um Schlöndorffs Überholtheit schmerzhaft zu spüren, muss man nur Petzolds „Die innere Sicherheit“ und Schlöndorffs „Die Stille nach dem Schuss“ vergleichen. Wo Petzold die Vergangenheit als Echo in der Gegenwart begreift, beides aber nicht eine Sekunde gegeneinander ausspielt, und vor allem nicht dem im deutschen Kino wie bähr ebenfalls trefflich feststellte allfälligen dekorativen Historienkitsch verfällt - ob 20er oder 70er spielt da kaum eine Rolle – versucht Schlöndorff sich an einer einfühlenden, identifikatorischen Zeitreise. Das macht als Ansammlung von Kabinettstückchen eine Zeitlang Spaß, ermüdet aber, wenn es ernst wird. Wo Petzold Ungleichzeitigkeiten nachspürt, die sich ums Verrecken nicht fügen wollen, wählt Schlöndorff die sichere Distanz, die Hohlraumversiegelung des historischen Dramas.
Schön wäre es allerdings, man hätte ein paar Regisseure, deren Erfahrungen man vertraut, die in ihre Weltsicht eine Gelassenheit einfließen lassen (können), die in der Erkenntnis und den Irrtümern vorangegangener Filme wurzelt. (Ich gebe mir alle Mühe nicht so kitschig zu werden, aber irgendwo ist wohl der Punkt, an dem man zugeben muss, dass man es genau so kitscjig meint).
Darum, dass es gegewärtig genügend gute deutsche Regisseure und Filme gibt, mache ich mir weniger Sorgen, als darum wie mit ihnen umgegangen wird. Das Desaster der Reaktionen auf die Vorstellung von Karmakars erschütterndem „Die Nacht singt ihre Lieder“ war eine Bankrotterklärung der Kritik. So würgt man jede Form von Risiko ab. Offenbar bleibt eine solch aggressive Ignoranz nicht ohne Wirkung. Ein befreundeter Programmplaner wollte, begeistert von dem Film, Karmakar zu einem Besuch anlässlich des Filmeinsatzes einladen. Karmakar lehnte ab. Unter dem Eindruck der größtenteils vernichtenden Reaktionen, wollte er sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Und bei „Manila“ – im übrigen ein vergleichbar großer Film - ist es ja nicht ganz unähnlich gewesen. Und dann zu allem Unglück bleibt auch noch das Publikum weg. Vielleicht könnte man ja mal über eine Quote ... Nein? Ja, schon gut. 
ThGroh antwortete am 16. Okt, 20:21:
Das Desaster der Reaktionen auf die Vorstellung von Karmakars erschütterndem „Die Nacht singt ihre Lieder“ war eine Bankrotterklärung der Kritik. So würgt man jede Form von Risiko ab. Offenbar bleibt eine solch aggressive Ignoranz nicht ohne Wirkung. Ein befreundeter Programmplaner wollte, begeistert von dem Film, Karmakar zu einem Besuch anlässlich des Filmeinsatzes einladen. Karmakar lehnte ab. Unter dem Eindruck der größtenteils vernichtenden Reaktionen, wollte er sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

Auf besagter Pressevorführung der Berlinale war ich zugegen. Was sich da (zugegeben, von einer lautstarken Minderheit) geleistet wurde, hat mich nachgerade aggresiv gemacht. "Bankrotterklärung" trifft es ohne weiteres - war auch mein Gedanke, als ich die Texte in taz, Berliner zeitung, etc. gelesen habe. Die Pressekonferenz im folgenden: Ein großer Witz, bei dem Karmakar einiges sehr Wahre ansprach, was ihm prompt als "Beschimpfung" ausgelegt und verdreht wurde. Was hier über die Bühne ging, war ein großes, ein widerwärtiges Wasauchimmer - und vor dem Hintergrund ist Karmakars Reaktion mehr als nachvollziehbar. Halbwahrheiten, Zusammengelogenes, bewusst Falsch ausgelegtes, Dummes und Ignorantes im potenziellen Verhältnis zueinander.

Para/Ideologiekritik/Macht: Das ist ein Nenner, auf dem wir uns gut begegnen können. Ganz verwirrt war ich gerade, als ich von der Existenz einer "Fan-Synchronisation" zu Herr der Ringe hörte, die man sich im Web runterladen kann. Synchron zum Film abgespielt, erfährt dieser, nunmehr als Lord of the Weeds, ganz neue Bedeutung. Para, para, para .... 
bähr antwortete am 18. Okt, 00:02:
Ich wiederum habe gehört, dass Trekkies in den US auf einem Niveau, dass Fernsehfilmen aus dem Anfang der 90er entspricht, eine eigene, neue Star-Trek-Staffel drehen, mit der "ersten" Generation: Kirk, Spock etc.Natürlich mit anderen Darstellern, aber eben: von der Produktion her und tricktechnisch auf der Höhe von voor zehn Jahren, und das will schon was heißen. Der Sohn von Gene Roddenberry ist auch dabei.
Das finde ich gerade interessant, denn "Star Trek" ist für mich eine prototypische innovative herrschaftsdenken verarbeitende Serie: Sie zeigt die "besiege und integriere"-Taktik, die die USA nach dem Zweiten Weltkrieg gefahren haben (und es noch tun).
Ist also eine der ersten massenwirksamen SF-Werke, die nicht nehr wie "Star Wars" die USA vs. Hitler-Nummer nacherzählen, sondern die Welt des Kalten Krieges und danach aufarbeiten.
Was machen nun ungesteuerte, auch unbewusste Schreiber daraus, denen es wohl weniger um eine ideologische Richtung, sondern eher um die Forterzählung geliebter Figuren geht? Die nur an der Geschichte, nicht an ihren Implikationen in einem bestimmten gesellschaftlichen Zusammenhang interesse haben? Beziehungsweise dieses Interesse durch ein anderes ersetzen?
Ist das die Folklore des neuen Jahrtausends? Folklore, die wieder entstehen kann, weil die Laien an die kreativen Produktionsmittel und an Möglichkeiten der Distribution gekommen sind? (Netz, DV-Cam, Schnittcomputer, etc.) An der "Bully" genauso teilhat wie ein Amateur mit seiner eigenen Performance? 
bähr meinte am 8. Okt, 20:53:
außerdem sahen svenson und ich ihn bei der Berlinale auf der anderen Straßenseite an einem Straßen-Bistrotisch stehen und essen (Svenson: "Eh, das ist doch Ken Loach" Bähr: "Wer?"). Das verbindet natürlich. 
 

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