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Man muss sich ja ernsthaft Sorgen machen. Nein, ich habe mir die gaze Debatte, die losbrach, als das ZDF mit seinem Plan auf den Plan trat, eine "Das beste deutsche Buch"-Sendung zu machen, nicht reingetan. Weil da einfach jedes Wort zuviel gelesen ist. Und nun doch - hoppla - zugeschaltet, als gerade die Top 10 verhandelt wurden. Von dem in diesem Setting ernsthaft grenzdebil rüberkommenden Kerner moderiert, mit einem Karasek, dem man zugutehalten muss, dass er irgendwie das Beste rausholen wollte. Begeisternd der Moment, als Karasek (dafür hab ich ihn dann doch gern) auf Kerners Frage zu den Buddenbrooks (er sagte "brocks" wie in "Brockhaus)", ob die uns denn heute noch was sagen, vorschlug ja, durchaus, da wird ja der Niedergang einer Gesellschaft beschrieben, ihrer Wirtschaft, ihrer Werte, und dasselbe passiere doch heute mit der Nachkriegsgeneration...
Kerner griff ein: "Sie meinen, dass die älter werden?" Nein, man sehe heute doch überall wirtschaftlichen Niedergang, und das sei doch bei Mann... Oh Gott, wir machen hier Unterhaltung!!! Die Leute wollen abends nach der Arbeit doch nicht schon wieder was von der bösen welt da drau0en hören!
Schnell jemand anderes was belangloses Fragen, wer hat mir nur diese Leute hier hingesetzt. er hat sich wohl eher Jeanette Biedermann ausgesucht, die mehrmal als Kronzeugin für die topgevoteten Bücher auftretenn durfte. Oder Markus Wasmeier. Das sind Experten.
Nein, Kerner und Konsorten interessieren sich nicht für das, was Literatür ausmacht, er findet, man solle Bücher "kaufen, lesen und nutzen." Nutzen? Zu was denn, wenn man sie gelesen hat? Schlimme Befürchtungen steigen in mir auf, Johannes "Buch" Kerner. Er freute sich besonders über seinen Einfall, die Menschen hätten ja offensichtlich jene Bücher nach vorne gevotet, die sie in eine andere Welt entführten, ins Mittelalter, in die Fantasie...
Ja, so sind Bücher von Nutzen: Um uns von der Welt abzulenken, nicht um uns verarbeiten zu helfen, was um uns vorgeht.
Das passt dann auch wieder ins ZDF wie Arsch auf Eimer, denn genau nach dem Motto wird hier auch Programm gemacht.

Gut dann auch A. Schwarzer und O. Fischer, die beide kein Hehl aus ihrer Verachtung für den "Kleinen Prinzen" machten. Aber sie sehen wohl einfach nicht mit dem Herzen. Gut, dass wir drüber abgestimmt haben.
Svenson meinte am 4. Okt, 19:05:
von Gott
Irgendwann in diesem Inferno kam dann auch die unvermeidliche Frage nach dem Autor des zweitplatzierten Buches. Diese blöde blonde, gelockte Zuse, die nicht Alice Schwarzer war und deren Beiträge säuberlich in "hab ich gern gelesen", "hab ich nicht gelesen" und "hab ich nicht gern gelesen" zu sortieren waren, blökte kichernd und dieses trotzig-triumphierende Grinsen aufsetzend, das Dümmlichkeit Absicht verleihen und sie so untauglicherweise akzeptabel machen soll: "Gott". Ich dachte ähnliches (Oh Gott) und an ein fiktives Lektoratsgutachten von Umberto Eco. Und zwar dieses:


"... müssen wir mit Bedauern ablehnen (Lektoratsgutachten)" von Umberto Eco

Anonym: Die Bibel

Ich muß sagen, als ich den Anfang dieses Manuskripts und die ersten hundert Seiten las, war ich begeistert. Alles Action, prallvoll mit allem, was die Leser heute von einem richtigen Schmöker erwarten: Sex (jede Menge), Ehebrüche, Sodomie, Mord und Totschlag, Inzest, Kriege, Massaker usw.

Die Episode in Sodom und Gomorra mit den Schwulen, die die zwei Engel vernaschen wollen, könnte von Rabelais sein; die Geschichten von Noah sind reinster Karl May, die Flucht aus Ägypten schreit geradezu nach Verfilmung... Kurz, ein echter Reißer, gut konstruiert, mit effektsicheren Theatercoups, voller Fantasy, dazu genau die richtige Prise Messianismus, ohne die Sache in Tragische kippen zu lassen.

Beim Weiterlesen habe ich dann gemerkt, daß es sich um eine Anthologie diverser Autoren handelt, eine Zusammenstellung sehr heterogener Texte mit vielen, zu vielen poetischen Stellen, von denen manche auch ganz schön fade und larmoyant sind, echte Jeremiaden ohne Sinn und Verstand.

Was dabei herauskommt, ist ein monströses Sammelsurium, ein Buch, das alle bedienen will und daher am Ende keinem gefällt. Außerdem wäre es eine Heidenarbeit, die Rechte von all den Autoren einzuholen, es sei denn, der Herausgeber stünde dafür gerade. Aber dieser Herausgeber wird leider nirgends genannt, nicht mal im Register, als ob es irgendwie Hemmungen gäbe, seinen Namen zu nennen.

Ich würde vorschlagen zu verhandeln, um zu sehen, ob man nicht die ersten fünf Bücher allein herausbringen kann. Das wäre ein sicherer Erfolg. Mit einem Titel wie "Die verlorene Schar vom Roten Meer" oder so.

- - - im Buch "Platon im Striptease-Lokal" finden sich noch weitere Gutachten, u.a. zur Odyssee oder zur Göttlichen Komödie - - - 
bähr antwortete am 4. Okt, 20:53:
Die Dame ist die Gespielin von Gerd "Kulturzeit" Scobel, der Punkte sammelt, weil er immer brav zur Berlinale erscheint und welche einbüßt, weil er sich in selbstproduzierten Beiträgen zu gerne als stirnrunzlig-denkerischer Gesprächspartner der jeweiligen Größe selbst feilbietet.
Die Sache mit der Bibel geht für mich voll OK - ich fände es eine hübsche Idee, wenn auch der Herausgeber mal vier Autoren bitten würden, die gleiche Story zu erzählen, vier Variationen über ein Thema z.B. von "Moby Dick" von Melville, Henry Miller, F. Scott Fitzgerald und Roald Dahl.
Ich denke, Gott hat diese Möglichkeiten. 
 

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