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„Okay, die Tiffanys spielen noch eine Runde, und dann kommt ihr.“
Norbert fiel ihm erbost ins Wort. „Wir heißen nicht die Tiffanys. Einfach nur Tiffanys.“
Der Veranstalter guckte verständnislos, wusste aber, dass er es sich heute Abend nicht mit uns verscherzen durfte. „Ja klar, Tiffanys.“ (S. 145)
Diese Situation, das Bestehen auf dem korrekten Bandnamen, findet sich in Heinz Strunks Musiker-Autobiografie „Fleisch ist mein Gemüse“ mindestens ein Dutzend Mal. Der Artikel macht den Unterschied. Das ist mehr als ein Running Gag, das ist auch das Bestehen auf Würde.
Die spricht aber die Rezension in der taz vom 05.01. dem Text und seinem Protagonisten praktisch völlig ab. Und das in erster Linie sprachlich, denn während inhaltlich Zustimmung und Sympathie geheuchelt wird, hagelt es Sätze wie „Wenn man dann auch noch so scheiße aussieht wie Heinz in seinen Zwanzigern, und mit seiner blühenden Akne sogar ein Fall für den Arzt ist, bereitet man sich darauf vor, vom Leben nicht mehr allzu viel zu erwarten“ oder „Heinz dagegen ist ein Komplettausfall, ein Superlooser, der wirklich gar keinen Stich macht.“ Was soll das sein? Ist das Beschreibung? Ist das Analyse? Ist das der Versuch, eine einfühlende Lektüre nachzuzeichnen? Oder soll das einfach nur lässig sein? Hat der Autor der Rezension am eigenen Leibe erfahren, wovon der Text spricht? Dass er sich erlauben könnte, jeden Versuch der Reflexion zu unterlassen? Was er im Übrigen dann natürlich auch nicht dürfte.
Zudem fällt es schwer zu glauben, der Rezensent habe das Buch mehr als quer gelesen. Gerade die Fähigkeiten der Bandmitglieder sind Gegenstand ausführlicher Erörterungen und werden immer in Relation gesetzt zu der Sorte Erfolg, die Auftritte als Tanzkapelle mit sich bringen. Dass seine eigenen Ambitionen damit nicht befriedigt sind und die eigene Überqualifikation als schmerzhaft empfunden wird, daran lässt Strunk in dem Buch keinen Zweifel. Aber lustiger klingt es so: „Der Mucker, muss man dazu wissen, ist eine Art Subspezies des Musikers. Seine Eigenart besteht darin, dass er auf seinem Instrument zwar alles kann, aber dennoch nicht musikalisch ist. Mucker spielen problemlos vom Blatt, aber eben ohne Herz und Seele.“
Ich glaube, es geht hier in erster Linie darum, darzustellen, wie geil man über den „Superlooser“ (!) in einem krachlustigen Buch ablachen kann, nich dagegen um eine irgenwie geartete Einsicht. Eine auch nur minimal sorgfältige Lektüre hätte neben all den sachlichen Fehlern folgendes nämlich nicht gestattet: „...er spielt Saxofon in einer von einem Typen mit dem Namen Gurki gegründeten Tanz- und Showband, den Tiffanys...“, „...und als die Mauer fällt, haben die Tiffanys auch gehörig Angst, dass sie von den ostdeutschen Muckern aus den Festzelten und Mehrzweckhallen verdrängt werden...“, „...das pampige Souvlaki, das sich die Tiffanys beim Dorfgriechen andauernd reinziehen,...“
Siehe oben!
 

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