Auf den ersten Blick eigentlich ganz gut gefunden, mit Potenzial auf alle Fälle. Mit dem Personal nicht komplett einverstanden. Der Kanzler irgendwie zu glatt und jüngelig, und Atzorn einfach aus zu vielen Uniformträger und Staatsdienerrollen so durchgekaut, dass es irgendwie der allgemeine Staatzorn ist, der hier agiert. Das schauspielergewordene Bundesrepublikanische Beamtentum.
Um nun aber dem, was mir eigentlich nicht passt, auf die Spur zu kommen, muss man natürlich wieder mit West Wing vergleichen (und der Vergleich ist legitim, da das Drehbuch ihn durch Anlehnung herausfordert: Der in der ersten Folge abwesende und dann verletzt zurückkehrende Kanzler, die Neue, die von de Polizei aufgehalten wird).
Hier soll ja politische Realität fersehtaugliche Unterhaltung werden.
West Wing wagt etwas Ungewöhnliches: Von Anfang an verfolgen wir eine - zumindest immer in einem Handlungsstrang - im Kern politische Dramaturgie. Eine Dramaturgie, die ihre Spannung aus politischen Abläufe bezieht, die man so ja - gerade als nicht US.Bürger - nicht kennt. Und so nur merkt: Das scheint jetzt spannend zu werden, es aber offen ist, warum. Und so ist man dann tatsächlich auch darauf gespannt.
Daran muss man sich Anfangs gewöhnen, die angelegte Dramatik ist nicht immer gleich offenbar, es verlangt einem oft schon etwas ab, zu verstehen, warum das jetzt spannend ist. Es kann zu Irritationen für den ungewöhnten Zuschauer kommen, und man muss schon, auch durch das Spiel, die Dialoge, erahnen, was einen hier erwartet, um mitzugehen.
Wenn man es aber verstanden hat, dann ist es auch wirklich spannend. Der Gewinn sind fesselnde Geschichten, die man einfach noch nie gesehen hat. Das war für mich eine der Sensationen in West Wing.
Das Politische prägte und verformte die Fernsehdramturgie und erschuf so etwas Neues.
In Kanzleramt wurde dies nicht gewagt (oder auch nicht verstanden). Hier wird die altbekannte Fernsehseriendramaturgie auf das Politische geworfen und macht es zu etwas Banalem, Altbekannten. Die gleichen Stories wie sonst auch in Krimis und Ärzteserien, mit den gleichen Gesichtern und anderen Settings. Der einzige Moment, wo etwas mehr durchschimmerte, war der Auftritt der Fraktionsführerin.
Will man das Serienpublikum nach der herrschenden Verdummungsdoktrin "abholen, wo es ist"? Warum bloss immer! Warum nicht mal mit was Aufregendem die Leute rüberlocken. Aber schon klar: Eine erzählerische Zumutung zuviel, und der Zuschauer, den Atzorn oder Behrendt "mitgebracht" haben (dorthin, wo die Zuschauer abgeholt werden? Wo ist das? Altenheim? Klippschule?) ist weg. Futschikato.
Also müssen wir wohl mit dem zumutbaren Leben. Und das ist etwas wie West Wing im deutschen Fernsehen offensichtlich nicht. Sonst wär es hier ja schon mal gelaufen.
Um nun aber dem, was mir eigentlich nicht passt, auf die Spur zu kommen, muss man natürlich wieder mit West Wing vergleichen (und der Vergleich ist legitim, da das Drehbuch ihn durch Anlehnung herausfordert: Der in der ersten Folge abwesende und dann verletzt zurückkehrende Kanzler, die Neue, die von de Polizei aufgehalten wird).
Hier soll ja politische Realität fersehtaugliche Unterhaltung werden.
West Wing wagt etwas Ungewöhnliches: Von Anfang an verfolgen wir eine - zumindest immer in einem Handlungsstrang - im Kern politische Dramaturgie. Eine Dramaturgie, die ihre Spannung aus politischen Abläufe bezieht, die man so ja - gerade als nicht US.Bürger - nicht kennt. Und so nur merkt: Das scheint jetzt spannend zu werden, es aber offen ist, warum. Und so ist man dann tatsächlich auch darauf gespannt.
Daran muss man sich Anfangs gewöhnen, die angelegte Dramatik ist nicht immer gleich offenbar, es verlangt einem oft schon etwas ab, zu verstehen, warum das jetzt spannend ist. Es kann zu Irritationen für den ungewöhnten Zuschauer kommen, und man muss schon, auch durch das Spiel, die Dialoge, erahnen, was einen hier erwartet, um mitzugehen.
Wenn man es aber verstanden hat, dann ist es auch wirklich spannend. Der Gewinn sind fesselnde Geschichten, die man einfach noch nie gesehen hat. Das war für mich eine der Sensationen in West Wing.
Das Politische prägte und verformte die Fernsehdramturgie und erschuf so etwas Neues.
In Kanzleramt wurde dies nicht gewagt (oder auch nicht verstanden). Hier wird die altbekannte Fernsehseriendramaturgie auf das Politische geworfen und macht es zu etwas Banalem, Altbekannten. Die gleichen Stories wie sonst auch in Krimis und Ärzteserien, mit den gleichen Gesichtern und anderen Settings. Der einzige Moment, wo etwas mehr durchschimmerte, war der Auftritt der Fraktionsführerin.
Will man das Serienpublikum nach der herrschenden Verdummungsdoktrin "abholen, wo es ist"? Warum bloss immer! Warum nicht mal mit was Aufregendem die Leute rüberlocken. Aber schon klar: Eine erzählerische Zumutung zuviel, und der Zuschauer, den Atzorn oder Behrendt "mitgebracht" haben (dorthin, wo die Zuschauer abgeholt werden? Wo ist das? Altenheim? Klippschule?) ist weg. Futschikato.
Also müssen wir wohl mit dem zumutbaren Leben. Und das ist etwas wie West Wing im deutschen Fernsehen offensichtlich nicht. Sonst wär es hier ja schon mal gelaufen.
bähr - am Donnerstag, 24. März 2005, 21:17 - Rubrik: Seasons in the Sun
mabo meinte am 26. Mär, 12:30:
na gut, also eine serie weniger die ich sehen muss, kritiken hatten mich eh schon abspenstig gemacht, dann am tage nach der erstausstrahlung klangen die schon versoehnlicher, ah, doch nicht so schlimm oder schlecht wie erwartet, die dialoge wurden hervorgehoben, sollen sich vom anderen seriensprech abheben - und, man moechte die folgeepisoden abwarten, da versprechen sich einige ja noch was.einschaltquote und marktanteil war wohl zufriedenstellend, bei fernsehspielniveau ( whateverthatmeans ).
bähr antwortete am 26. Mär, 17:02:
Ja, man kann sich das schon anschauen, aber nichts, wofür man den Videorecorder programmieren würde. Ich denke, für den Traumschiffsender ist das schon recht viel - wann lief die letzte Eigenproduktion des ZDF, für die ich mich ernsthaft interessiert hätte? Kann mich nicht erinnern. Strukturell traue ich die "richtig gute deutsche Serie" sowieso nur dem WDR zu. Da scheinen noch ein paar wache Geister zu sitzen...
Die ARD in tutto macht die nächsten 20 Jahre ja nur noch Breloermäßige Geschichtspfannkuchentorten.