Nicht immer zahlt es sich aus, fürs Alter vorzusorgen. In einer Stadt am Yangtse-Fluss hat sich ein alter Mann mit seiner Frau ein kleines Haus gebaut. Man muss es vielleicht eher eine Hütte nennen, aber es ihr Zuhause, hier werden sie ihren Lebensabend verbringen. Haben sie gedacht. Nun aber müssen sie ihre Hütte binnen Monaten verlassen. Denn bald kommt das Wasser. Die Regierung hat beschlossen für ein riesiges Wasserkraftwerk den Fluss zu stauen. Die Stadt wird abgerissen, die Bevölkerung umgesiedelt. Das ist für alle schlecht, aber für einige ist es eine Katastrophe. Z.B. für besagten alten Mann. Der hat illegal gebaut und bekommt keinen Yuan Entschädigung. Er ist 70.
Der Dokumentarfilm YAN MO beschreibt nicht viele Einzelschicksale wie dieses. Es gibt einige Personen und Institutionen, die man immer wiedertrifft, aber meistens blickt man auf das Leben in der dem Untergang geweihten Stadt. Im Verlauf des Jahres 2002 müssen die Einwohner um ihre Zukunft kümmern. Dabei stehen sie unter immensem Druck. Fristen sind einzuhalten, bei Versäumnis, habe man die Konsequenzen selbst zu tragen. Bei jedem Antrag muss um jeden Yuan gefeilscht werden. Gerüchte von höheren Entschädigungen andernorts heizen die Stimmung auf. Und dann gilt es noch, Glück zu haben. In einer grotesken Szene werden die Wohnungen in einer eigens zur Umsiedelung erbauten Stadt verlost. Der Leiter der Veranstaltung bellt erst in den ziemlich leeren, riesigen, heruntergekommenen Saal: Wer nicht um 8:30 da ist hat sein Losrecht verwirkt. Später, der Saal kaum voller: Wahrscheinlich hätten sich viele durch den Starken Regen verspätet, die Veranstaltung beginne um 9:30, aber keine Minute später. Dann: In 3 Minuten beginne die Veranstaltung, wer dann nicht da sei usw. - außer er habe eine SEHR gute Entschuldigung. Nochmal später - die Verlosung hat immer noch nicht begonnen, der Saal ist höchstens drittelvoll: Die Behörde sei sehr ärgerlich über das spärliche Erscheinen. Wer jetzt eine Wohnung ziehe, die ihm nicht gefällt, der könne sie noch umtauschen - basta! meint man fast an die Abwesenden gerichtet noch zu hören.
Immer wieder sind die Behörden logistisch und menschlich überfordert von den an sie herangetragenen Anliegen. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, mit der für alle existenziellen Situation umzugehen, ziehen sich auf Vorschriften und Nichtverantwortlichkeit zurück, signalisieren aber fast immer eine völlig nutzlose Gesprächsbereitschaft.
Schließlich beginnt der Abriss der Stadt. Neben den Sprengungen sind Abrisskommandos unterwegs, die mit schweren Hämmern aof die leeren Gebäude einschlagen, um Baumaterialien zu retten. Mit dem eigenen Untergang lässt sich noch Geld verdienen. Am Ende sieht man die letzten Sprengungen - und fühlt sich an ZABRISKIE POINT erinnert. Nur dass hier schönes Wetter, Zeitlupe, Konsumartikel und das Gefühl der Befreiung fehlen. Im Gegenteil, hier wird Platz geschaffen für das Fortschreiten der Industrialisierung.
Ein Bekannter, der mit im Kino saß und selbst längere Zeit in China (naja Taiwan) gelebt hat, bemerkte bezüglich der Abrissarbeiten beim Rausgehen: In China wird Sicherheit kleingeschrieben.
Der Dokumentarfilm YAN MO beschreibt nicht viele Einzelschicksale wie dieses. Es gibt einige Personen und Institutionen, die man immer wiedertrifft, aber meistens blickt man auf das Leben in der dem Untergang geweihten Stadt. Im Verlauf des Jahres 2002 müssen die Einwohner um ihre Zukunft kümmern. Dabei stehen sie unter immensem Druck. Fristen sind einzuhalten, bei Versäumnis, habe man die Konsequenzen selbst zu tragen. Bei jedem Antrag muss um jeden Yuan gefeilscht werden. Gerüchte von höheren Entschädigungen andernorts heizen die Stimmung auf. Und dann gilt es noch, Glück zu haben. In einer grotesken Szene werden die Wohnungen in einer eigens zur Umsiedelung erbauten Stadt verlost. Der Leiter der Veranstaltung bellt erst in den ziemlich leeren, riesigen, heruntergekommenen Saal: Wer nicht um 8:30 da ist hat sein Losrecht verwirkt. Später, der Saal kaum voller: Wahrscheinlich hätten sich viele durch den Starken Regen verspätet, die Veranstaltung beginne um 9:30, aber keine Minute später. Dann: In 3 Minuten beginne die Veranstaltung, wer dann nicht da sei usw. - außer er habe eine SEHR gute Entschuldigung. Nochmal später - die Verlosung hat immer noch nicht begonnen, der Saal ist höchstens drittelvoll: Die Behörde sei sehr ärgerlich über das spärliche Erscheinen. Wer jetzt eine Wohnung ziehe, die ihm nicht gefällt, der könne sie noch umtauschen - basta! meint man fast an die Abwesenden gerichtet noch zu hören.
Immer wieder sind die Behörden logistisch und menschlich überfordert von den an sie herangetragenen Anliegen. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, mit der für alle existenziellen Situation umzugehen, ziehen sich auf Vorschriften und Nichtverantwortlichkeit zurück, signalisieren aber fast immer eine völlig nutzlose Gesprächsbereitschaft.
Schließlich beginnt der Abriss der Stadt. Neben den Sprengungen sind Abrisskommandos unterwegs, die mit schweren Hämmern aof die leeren Gebäude einschlagen, um Baumaterialien zu retten. Mit dem eigenen Untergang lässt sich noch Geld verdienen. Am Ende sieht man die letzten Sprengungen - und fühlt sich an ZABRISKIE POINT erinnert. Nur dass hier schönes Wetter, Zeitlupe, Konsumartikel und das Gefühl der Befreiung fehlen. Im Gegenteil, hier wird Platz geschaffen für das Fortschreiten der Industrialisierung.
Ein Bekannter, der mit im Kino saß und selbst längere Zeit in China (naja Taiwan) gelebt hat, bemerkte bezüglich der Abrissarbeiten beim Rausgehen: In China wird Sicherheit kleingeschrieben.
Svenson - am Dienstag, 15. Februar 2005, 16:42 - Rubrik: Berlinale 2005