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Was man in den frühen Filmem, vor allem in deutschen, noch spüren kann, ist das Grauen. Nicht das Grauen vor etwas Äußerem, einem wie auch immer unheimlichen Angreifer. Nein, das Grauen vor sich selbst. Vor dem Doppelgänger. Vor dem eigenen Tod im Leben. Das Grauen ist, wenn man es ganz wörtlich nimmt, die Angst, die so groß ist, dass sie eine körperliche Reaktion auslöst. Ein Erstarren, ein Augenweiten. Und natürlich das sprichwörtliche Ergrauen der Haare vor Angst. Diese Angst, die das vermag, liegt immer inwändig. Noch oft denke ich an das eine Bild aus Fedor Ozeps "Der lebende Leichnam", in dem Gustav Diessl, der sich für Tod erklärt hat, um aus einer Ehe zu entkommen, erstarrt vor Entsetzen über sich selbst, den Verlust seines Lebens in einer Nische zwischen Wand und Ofen steht, ganz starr. Das ist alles, was es braucht um eine schauriges, grausiges Bild zu erzeugen. Es zeigt das Grauen. Ein Grauen, das wir, die wir in einer freudianischen Welt aufgewachsen sind, nicht mehr kennen. Wir meinen, Macht über unsere Seele zu haben, und sind für die Untiefen unempfindlich, denn wir erwarten stets eine Lösung auf der Couch oder per Pille. Wir erwarten nicht, dass sich der Schatten vom Körper löst, um allein zu wandern, Der frühe Horrorfilm (oder besser: Gruselfilm?), den ich meine, hat dieses Grauen transportiert: Die Angst, die das Leben in der Welt in der Vergangenheit bedeutet haben mag. Den dreißigjährigen Krieg zu durchleben, die Füße im Feuer. Über die Untat, die man begeht, ohne es zu ahnen, auf dem Weg über den Bodensee. Immer wieder: Die Angst des Christenmenschen vor sich selbst. Vor dem bösen Bruder, der ein Leben in Sekunden zerreißt. All das lässt uns der frühe Horrorfilm, ein Hauch noch aus dem neunzehnten Jahrhundert, spüren. Nosferatu. Der Student von Prag. Orlacs Hände! Conrad Veits Augen beim Anblick seiner Hände - wirklich unvergesslich. Was wir heute haben, ist Schock, ist Schreck, aber das Grauen, THE HORROR, wie es Brando in Apocalypse Now noch einmal (ein letztes?) reflektiert, über das Zerfallen des Ich, das ist fort. Wir Gruseln uns nur noch über Killerpiranhas. Aber weiß werden unsere Haare darüber nicht.
 

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