Wahrscheinlich denkt ohnehin jeder, dass dieser Blog tot ist, aber das hier soll jedenfalls ein erneutes Lebenszeichen sein. Gerade bin ich dabei die dritte Staffel "The Wire" zu gucken und vor kurzem habe ich in der Süddeutschen den Serien- vor allem aber "Alias"-Artikel von Milan Pavlovic gelesen, der ja schon im Steadycam erschienen ist. Angesichts der anzunehmenden Selbstausbeutung der Steadycamautoren ist daran ja auch nichts auszusetzen. Wohl aber an der Glorifizierung der Serien "Lost" und "Alias", die ich wohlgemerkt beide ziemlich gut finde. Auch habe ich nichts dagegen auszusetzen, diese Serien gegen aktuelle Spielfilme auszuspielen, die sich diese Gegnerschaft selbst zuzuschreiben haben. Allerdings passt mir nicht dieser Jubel ohne nahezu jeden Beweis. Das fällt mir umso stärker auf, als ich eben nicht besagte Serien als Hauptbeweis der TV-Potenz wählen würde, sondern allenfalls als Beleg einer neuen Frechheit. Vor allem einer formalen Frechheit. Das ist natürlich schon viel, aber es bleibt festzuhalten, dass insbesondere "Alias" doch recht konventionell - wenn auch aufregend - pro Folge einen Fall abhandelt. dass dabei eine fortlaufende Geschichte weitererzählt wird, ist tatsächlich bemerkenswert - mehr aber auch nicht. Eine Geschichte als Roman zu erzählen, die Episode kaum mehr als Einheit, vielmehr als notwendiges, gegebenes Korsett zu begreifen, das machen andere Serien. Das begann mit Twin Peaks, das gerne aus den Augen verloren wird, aber bis heute einmalig ist, und das leisten Deadwood und vor allem The Wire. Bei The Wire ist es mittlerweile nicht mal mehr möglich zum Staffelstart einzusteigen. Es handelt sich einfach um einen großen Film, der allerhöchstens thematisch innerhalb der Folgen ein wenig verdichtet ist. Ansonsten beobachtet man eine große sich entfaltende Handlung in all ihrer Komplexität. Manchmal denke ich, The Wire wäre der Film den John Sayles drehen würde, hätte er alle Zeit der Welt. Komplex, ohne Zusammenhänge zu forcieren. Der Idealfall: Character und Action. Also nochmal: Nichts gegen Alias und Lost, aber alles für The Wire und Deadwood - und Entourage. Diese Serie und ihre diversen Unverschämtheiten gilt es zu entdecken. Kaum vorstellbar, dass ein deutscher Sender die Traute hat, das zu zeigen. Ähnlich speziell amerikanisch wie "The West Wing" wird hier der Traum vom Starruhm in Hollywood durchgespielt und - wer hätte das gedacht - es gibt schnellen Sex, Drogen, Eitelkeiten, Berühmtheit als Börsenkurs und die Partys in der Playboy Mansion. Wie man sich über all das äußerst unterhaltsam, kindisch und doch ironisch und hellsichtig auslassen kann, zeigt "Entourage".
Svenson - am Montag, 18. Juni 2007, 22:22 - Rubrik: Seasons in the Sun
bähr meinte am 19. Jun, 09:59:
ein Lebenszeichen, aber auch ein Weckruf. "Der Weckruf". Verkaufe ich Donnerstags immer an der Straßenecke. Gut. Sehr gut.