Kinopel (Rubrik:vorher - nachher)
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bähr
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2005-08-12T09:22:08Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Kinopel
http://twoday.net/static/kinopel/images/icon.jpg
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da taucht er wieder !!!
http://kinopel.twoday.net/stories/895695/
<img width="400" height="165" title="" src="http://twoday.net/static/kinopel/images/rushmorec-buch 6.jpg" alt="" /><br />
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wie schön, tatsächlich eine folge der großartigen cousteau-reihe auf arte gesehen, nach dem wiederholten genuß von THE LIFE AQUATIC ( die criterion ausgabe muß ich unbedingt von dir haben, svenson !! ) besitzen die als kind von mir eingeatmeten dokus noch mehr reiz.<br />
in meiner erinnerung war jaques der allwissende, der mann der keine gefahren und wagnisse ausließ - jetzt beim sehen einer nordpolfolge beschlich mich der gedanke, das in seinem team doch eher busfahrer und arbeitslose mitmachten. <br />
anderson hat die originalaufnahmen so gut nachgestellt das ich die ganze zeit lachen mußte und mich im falschen film wähnte.<br />
größter witz : cousteau taucht mit dem kleinen gelben unterseeboot an einem gletscher hinab ( die qualität der unterwasseraufnahmen sind schrecklich ! ), wirklich merkwürdige tiere erscheinen ( insofern erscheint mir die unterwasserwelt in T L A nicht so künstlich ...), dann : eine rosafarbene kugel mit knapp 2 meter langem tentakel erscheint und die frage des kapitäns : <br />
WEISST DU WAS DAS IST ?<br />
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obiges bild aus RUSHMORE, zeigt wie klein und groß die anderson-welt ist ...
mabo
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Copyright © 2005 mabo
2005-08-12T09:19:53Z
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MELINDA: gebogen oder gebrochen
http://kinopel.twoday.net/stories/792981/
Oh ja, ich bin gespannt. Gut, die Fesstellung, dass das Leben eine Tragödie ist, und dass die Komödie die Basis aller Komödien ist, und dass Clowns in Wirklichkeit ganz, ganz traurige Menschen sind ist nicht wirklich neu. Doch darum nicht weniger profund. Ein Konzeptfilm also: Die gleiche Story, einmal als Komödie, einmal als Tragödie. Konzeptfilm können knirschen, wenn sie's zu genau nehmen. Merke: Wenn es sich biegt, ist es komisch, wenn es bricht, nicht. <br />
Und wieder ohne Woody: Das ist immer schon nicht ganz so gut. Aber man will ja nicht nörgeln. Immerhin: Keine Genreimitation, sondern eine glasklare Allen-Szenerie in New York. Bin gespannt.
bähr
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2005-06-25T10:54:39Z
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Königreich der Himmel: Der Ackermann in Jerusalem
http://kinopel.twoday.net/stories/758911/
Geschichte als das Ergebnis von Managemententscheidungen - so ist also auch der Fall von Jerusalem den miesen neureichen Schmierlumpen geschuldet, die nix vom Geschäft verstehen, nur ihre eigene Karriere sehen und auf unsere Kosten die Welt erobern wollen. Mit satten Gehältern, versteht sich. Ein Kostümepos als resignative Antwort auf die Globalisierungskarikaturen des M. Moore. <br />
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Ein familiengeführter Konzern wird von den Managern, von Ackermanns, die den Laden nach dem Tod des Patriarchen in die unguten Hände bekommen haben, in die Krise geführt, wird zum Übernahmekandidaten und segelt dann auch selig in die Zerschlagung samt Ausverkauf. Der einzige Spross der Unternehmers kann nur noch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter nicht alle gefeuert werden, sondern ein Sozialplan ausgehandelt wird, die Auffanggesellschaft heißt Zypern. <br />
Das passiert mit Jerusalem, der König stirbt, sein schlechter Nachfolger will Krieg, Orlando kann es nicht verhindern und Saladin, der eigentlich auch nicht will, muss dann aber nun, und die Heldentat des Films besteht darin, freien Abzug für die Bewohner der belagerten Stadt auszuhandeln. Zu gewinnen ist das Ding nicht, man kann nur noch sehen, dass man mit heiler Haut davon kommt. <br />
Sieht man die Kreuzritter und ihr Christentum nun als die Kapitalisten, die ihr Wesen in die Welt hinausgetragen haben, dann kriegen sie es nun dicke von dort zurück, in etwa so, wie es den Industrienationen zur Zeit wiederfährt. Fazit: Wir können bei den Chinesen nur noch um freien Abzug bitten und in Europa als Hufschmiede = Produzenten ehrlicher, im eigenen Land vertickbarer Technik rumkrebsen. Die anderen sind sowieso mehr, stets ein totales Menschengewimmel bis zum Horizont, was der Rechner so hergibt, von einer Unüberblickbarkeit, die den Weiten asiatischer Produktionskapazitäten gleicht. <br />
Da können wir nicht gegenanstinken. Ein recht aktueller Film also, mit einer auf den ersten Blick überraschend unkämpferischen Haltung. Allerdings: Er diagnostiziert im Westen eine Krankheit, die man als Management-Dekadenz beschreiben könnte. Denn EIGENTLICH hätten die Christen den Kampf ja gewonnen, wären sie nur dem wahren Sohn, dem geborenen Führer also, gefolgt, und nicht dem machtgeilen Hierarchen. Hier zeigt sich die ungute Idee, dass gute Führung im Blute liegt, gemeiner Weise in der Maske einer Story, die wie eine Aufsteigergeschichte aussieht: Vom Hufschmied zum König. Doch dieser Hufschmied ist ja schon immer die rechtmäßige König, nur in Verkleidung. (Schmied? Siegfried? Ach kommt.) Denn was er kann, hat er nicht beim Schmieden gelernt, sondern eben im Blut. Dem sein Land und seine Leute, aka sein Betrieb und seine Angestellten, wichtiger sind als Geld und Macht und Marktanteile. <br />
Dass das nicht stimmt, wissen wir, seitdem Thomas Buddenbrock die Ernte auf dem Halm gekauft hat. <br />
Es ist ein billiges, verlogenes Ideologem, das Trost in Zeiten der Globalisierung bringen soll, in der Traditionfirmen in altem Industrienationen zerschlagen und verscherbelt werden, und Arbeiter wie Politiker hilflos zusehen (die Politiker hier im Gewand des opportunistischen Kirchenoberhauptes, das auf alle Forderungen der Moslems eingehen will, um seine Haut zu retten). Das die Hoffnung schürt, dass ein Zurück zu den industriellen Strukturen der Nachkriegszeit möglich ist, ein geordneter Rückzug aus der Globalisierung, wenn nur die Söhne der schon längst entmachteten Patriarchen wieder ans Ruder kommen. <br />
Die dann Schulterklopfend und goldene Jubläumsuhren verteilend durch die Fabrik gehen und jeden ihrer Leute, die ihnen alle treu ergeben sind, beim Namen kennen. <br />
Und: es bleibt der Traum von der prinzipiellen Überlegenheit der Westens, die nur aus anderen Gründen - Geldgier, Missmanagement - nicht zum Zuge kommt. Wie er ja auch heute immer noch geträumt wird, wenn man meint, dass deutsche Ingenieure ja irgendwie von den Genen her mehr können als etwa indische und bei jedem Gebenbeweis auf's Neue überrascht ist. <br />
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Der Auszug der Christen aus Jerusalem ordnet eine aus den Fugen geratene Welt. Zurück ins Kernland. Zurück nach Hause. Zu spät.
bähr
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2005-06-12T22:08:22Z
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Ridley Scott - ich steh zu ihm. Irgendwie.
http://kinopel.twoday.net/stories/677477/
Der Mann ist groß. Ich liebe ihn. Für mich der amerikanische Wenders: Macht nur noch Quatsch (wenn auch ganz anderen Quatsch), aber ich schaue es mir immer noch an, weil es irgendwie doch immer irgendwas hat, was es sehenswert macht. <br />
Weil ich ihn so mag, empört er mich auch so sehr.<br />
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Ich war selten nach einem Film so empört wie nach "White Squall". Diese gottverdammte Scheiße stank zum Himmel. Wie konnte das sein, wieso machte er diesen reaktionären Nonsense? <br />
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Nach "Gladiator" wurde es mir klar. Er ist auf der einen Seite genial. Wenn es darum geht, Storys zu erzählen, sie zu bauen, im eigentlichen Sinn. Er ist ein Architekt. <br />
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Aber: Er ist ideologisch dumm. Kreuzdumm. Er merkt garnichts. Bei "White Squall" dachte er: "Wow, spannende Geschichte." Und bei "Gladiator" auch nichts anderes. Er dachte: Wieso, der Mann will doch den Senat, also die Demokratie retten. Ist doch super! Dass ein einzelner Held kommen muss, um die greise Demokratie zu retten, die aus eigenen Kräften dazu nicht in der Lage wäre, gibt ihm nicht zu denken. Er inszeniert die falsche Geschichte als das, wofür er sie hält. <br />
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Wäre es anders, wäre er ein Hund - und das ist er nicht, dazu war er zu gut. <br />
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So wird es auch mit dem "Königreich des Himmels" werden. Er wird selbst den Botschaften der Oberflächenhandlung glauben, wird sie ohne Arg inszenieren, verherrlichen. Wird das, was niemals eine ehrliche Annäherung an die Christen/Moslem-Problematik sein kann, trotzdem so zeigen. <br />
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Und das macht wohl auch seinen neuen Erfolg, seine zweite Karriere aus: Dass er unangekränkelt Zynismus als frohe Botschaft inszeniert, dass er selbst nicht nur kein Zyniker ist, sondern den Zynismus nicht sieht. Und dass er damit hundertprozentig auf der Seite des Publikukms steht. <br />
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Ein gütiges Schicksal hat ihm vor ein paar Jahrzehnten zwei sensationelle Drehbücher in die Hände gespielt. <br />
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Und das heute auf "Vom Regisseur von Gladiator" auf den Plakaten steht, und die meisten ihn mit "Alien" und "Blade Runner" nicht in Verbindung bringen, stört ihn wohl nichtmal. Warum auch.
bähr
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2005-05-08T21:00:47Z
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Drei Desperados in Sin City
http://kinopel.twoday.net/stories/460481/
<img width="400" height="351" title="" src="http://twoday.net/static/kinopel/images/desperados.jpg" alt="" /><br />
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Drei, die eigentlich gut und doch oft schlecht sind, die mindestens einmal (mindestens!) ganz groß waren und daher nie ganz vergessen werden, und es trotzdem irgendwie schon sind. Und die nur noch ab und an einer Nebenrolle ihren Glanz und eine nüchterne Minute schenken: Mickey Rourke, Michael Madsen und Rutger Hauer in einem Film, das hat schon was. Diese drei Männer von Gestern, diese drei ausgespieenen sind schon ein Grund, sich den neuen Film von Roberto Rodriguez anzusehen. <br />
Rourke, der mal ein ganz großer zu werden schien, der in Filmen wie Diner, Rumble Fish, Angleheart, Barfly so wichtig war und dann so wegsackte. Madsen, dessen bulliges Charisma in Thelma und Louise so gut tat, in Reservoire Dogs gruseln lehrte, und Hauer, dessen Spiel in The Blade Runner diesem Film so viel mehr gab, als Harrison Ford gekonnt hätte...<br />
Männer, die es irgendwie nicht geschafft haben. Die im schlimmsten Fall wie Madsen für Filme, die direkt in die DVD-Auswertung schlittern, verpflichtet werden, um einen bekannten Namen auf dem Cover zu haben. Und die ich vermisse. Leute, bei denen ich mich Frage, wie es ihnen neben ihrem Alkoholismus (von Hauer weiß ich es nicht) so geht. Wie geht man mit einer "Hätte-sein-können"-Karriere um? Wenn man sich nicht sagen kann: "Ich hab's versucht, hab's nicht gekonnt, aber das war es wert" sondern "Ich hab's versucht und ich hab's gekonnt. Aber nicht geschafft." Talentloser Misserfolg ist hart, aber wie hart ist er mit Talent? Wenn man darauf hoffen muss, dass ab und an ein spleeniger Regisseur sich an einen erinnert und einem eine kleine gute Rolle gibt wie in "The Rainmaker" oder "Kill Bill"? Wird auch Robert Downey Jr. einer von ihnen? <br />
Natürlich auch in Sin City wieder nur in Nebenrollen, aber ich unterstelle Rdriguez, dass es ihm so geht wie mir: Ich möchte die drei in guten Rollen in einem guten Film sehen. Und im Gegensatz zu mir hat er die Mittel, dafür zu sorgen. <br />
Die Hauptrollen gehen an andere - als Gegenbild: Bruce Willis, ein harter Junge, ein Mann von heute, der es geschafft hat, oben zu bleiben. Dazu Elijah Wood und Benicio Del Toro. Männer von Morgen. <br />
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Hier der Trailer: <br />
<a href="http://www.themovieblog.com/archives/2004/12/sin_city_trailer.html">http://www.themovieblog.com/archives/2004/12/sin_city_trailer.html</a>
bähr
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2005-01-04T18:54:28Z
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Und Schmidt?
http://kinopel.twoday.net/stories/451666/
Wurde gesehen, ganz OK gefunden und dann wieder aus dem Hirn genommen. Jetzt beim Rückbesinnen: Ick finds jut. Die Sache mit den Haaren irgendwie kryptisch (und der ARD bestimmt ein Dorn im Auge - die Herren haben ihn ja erst am Montag wiedergesehen). Das Geplaudere nett, eigentlich wie sonst. Die eingespielten Witze irgendwie malade (Castro: Das tat mir echt weh. Der arme Mann). <br />
Eigentlich egal, was der Schmidt so macht, ich finde es gut, wenn der Mann im Fernseher rumsitzt und Geld verschwendet, von dem sonst ja eh nur Volksmusiker bezahlt werden.
bähr
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Copyright © 2004 bähr
2004-12-24T01:01:29Z
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Vorher: Wenders' "Land of Plenty"
http://kinopel.twoday.net/stories/356030/
Kein Wenders-Bashing. Ich bin immer noch auf die Filme gespannt, obwohl ich weiß, dass sie nicht gut sein werden. Wenders Filme KÖNNTEN gut sein, sie sind es nicht. Sie sind überfrachtet - wer denkt sich so eine Geschichte aus? Dieser wird gottseidank nicht komisch sein wollen. Das ging in "Lisbon Story" sowas von schief. Und die Message: Medienkritsich. Amerikakritisch. Machtkritisch. Der Mann hat es wirklich zwei jahre nach unserem Bundeskanzler gemerkt. Respekt. <br />
Trotzdem: Irgendwie bedeutet er mir was. Ganz früher fand ich ihn mal toll. Bevor das Elend anfing (aka "Der Himmel über Berlin"). Irgendwas hatte "Million Dollar Hotel". Nicht, dass ich mir den nochmal ansehen würde, aber trotzdem.<br />
Eine Bekannte ist in Hamburg bei ihm Studentin - das wäre toll, bei dem Wenders von vor 27 Jahren. Da hat er gerade "Der Amerikanische Freund" gedreht, ein Film, der ihn vor der Hölle retten wird. Und Bruno Ganz gleich mit. Warum hat er nicht einfach weiter Krimis verfilmt? Was aber soll man ihm heute als Student sagen: "Ich liebe ihr Frühwerk und respektiere ihr Bildgefühl, als aber in unserem Kino bei "Bis ans Ende der Welt" die letzten zwei Akte vertauscht wurden, habe ich es nicht bemerkt, und was danach kam, naja, hat...Potenzial..."?<br />
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Warum haben wir keinen Altman, keinen Loach, keinen Chabrol oder Romer, sondern nur Wenders, Schlöndorff und Herzog?
bähr
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2004-10-07T17:59:35Z
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Vorher: Open Water
http://kinopel.twoday.net/stories/348916/
Das ist wirklich ein Albtraum: Alleine, vergessen auf hoher See. Ein Film, bei dem ich schon erschauere, wenn ich nur von der Story höre. Da kommen bestimmt auch Haie, und ja, ein Blick auf das Filmplakat bestätigt: Ja, da kommen auch Haie. Uuuaaah. Herr Hose will mich mitschnacken, aber ganz ehrlich, ich befürchte, das wird nervenaufreibend, und ich leide bei solchen Filmen WIRKLICH, und kann das auch nur begrenzt und in bestimmten Gemütslagen in Vergnügen umsetzen. Ja, ich gehöre zu den Leuten, die als Kinder "Der Weiße Hai" gesehen haben, als er noch eine Sensation war, und die dann im Italienurlaub nie ihre Beine vom Tretboot ins Wasser baumeln lassen mochten. Überhaupt: Stammt die Story nicht letztlich aus dem "Weißen Hai"? Die Geschichte von den Atombombenpiloten, die der Skipper Chief Brody erzählt? Einer der stärksten Momente des Films, eine Schauergeschichte im besten Sinne, erzählt im passenden Ambiente. Klar, "Open Water" basiert auf einer "wahren Geschichte". Aber trotzdem. Ich kenne sie schon seit meiner Kindheit, und ich weiß nicht recht, ob ich mir ihre Dramatisierung wirklich antun soll. Fraglich, ob der Stoff wirklich für die Spielfilmlänge reicht. Mag sein. Aber ich habe sie mir schon so oft in meiner Fantasie ausgemalt...na klar, andere Story, aber das Setting im zweiten Weltkrieg mit der abgestürzten Bomberbesatzung ist eindeutig besser. <br />
Dit solltense man vafilmen. Da würde ich mir dann erst recht in die Hose machen.<br />
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---<br />
Ergänzung.<br />
Im Deutschlandfunk hörte ich unlängst eine Reportage über Armutsflüchtlinge, die von Afrika nach Europa gelangen wollen. <br />
Darin ein Stück über einen Nigerianer, der sich auf dem Weg ins gelobte Land Europa von einem Schlepper Kilometer vor der Küste Marokkos aussetzen ließ, um in ein Auffanglager der Machart Schily zu gelangen, das die spanischer Regierung auf afrikanischem Boden unterhält. Er schwamm Stunden auf hoher See, ohne auch nur in die Nähe des Ufers zu gelangen, und hatte das Glück, von einem Boot der Küstenwache aufgelesen zu worden sein, als er sich schon aufgegeben hatte. Und er ist nicht der einzige, der das versucht. Die gehen freiwillig in die Situation, die hier als Ausgangspunkt für einen Thriller dient.<br />
Das nenne ich Horror.
bähr
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2004-09-30T16:30:07Z
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Vorher: Heimat 3
http://kinopel.twoday.net/stories/330029/
Wenn das stimmt, dann ist es eine Katastrophe. <br />
Und ein Grund, warum man vielleicht gar keine große Kunst machen sollte: Man lädt sich zuviel Verantwortung auf die Schultern. <br />
Katja Nicodemus verreißt in der Zeit die „Heimat 3“. Vehement. Enttäuschend sei sie. Peinlich. „Dallas“ wird erwähnt, „Die Guldenburgs“. Keine „politische Überformung des Privaten“ mehr, sondern „Mythisierung des Trivialen“. Zu nah an Herrmännsche und Clarissa, zu viele Soap-Geschichten wie Krebs, Selbstmord, etc. <br />
Eine Katastrophe, wenn das stimmt, und leider ist dem Urteil von Frau Nicodemus eigentlich zu trauen. Und ihre Unterstellung, die Neunziger seien eine Zeit, mit der Reitz einfach nichts mehr zu tun habe und dass daher in seinem Film nur vergangenes Lebensgefühl, nicht mehr das der handlungsrelevanten Jahrzehnte gezeigt werde, sehr nahe liegend. <br />
Und: Der Osten nur als Kulisse, als Fußnote, als Pappkamerad in der eigentlich westdeutschen Erzählwelt des Films – was hat denn Thomas Brussig gemacht? <br />
Das kann ja wohl nicht stimmen. Ich bin ernsthaft besorgt. <br />
Zuviel - oder das Falsche – verlangt Frau Nicodemus wohl, wenn sie das Fehlen von Techno und Loveparade bemängelt. Reitz bleibt ja bei seinen alten Figuren, die eben in den 50ern Jung waren, nicht in den Neunzigern. Da kennt er sich aus, und wir thirtysomethings können von dem Mann wohl nicht verlangen, das er jetzt unsere Jugend nacherzählt.<br />
Das müssen wir selber. (->erzählen lernen)<br />
Aber trotzdem. Gerade die „Zweite Heimat“ bedeutete so viel, war ein neues Wort, einer der großen Einzelfälle in Deutschland, wo das Fernsehgenre „Serie“ zu einer eigenen, guten und natürlichen Form gefunden hatte, wie danach möglicherweise nicht mehr. <br />
Während die Serie als Genre in den USA eine atemberaubende Renaissance erlebte, schien der deutsche Fernsehbetrieb nicht in der Lage, die Spur aufzunehmen – nicht zuletzt sicher, weil die „Zweite Heimat“ den Quotenerfolg der ersten nicht wiederholte.<br />
Für mich, und darum ist sie mir besonders teuer, verbindet sich mit der Serie eines der eindringlichsten Kinoerlebnisse. Es war in Moskau, die Sommerabende waren lang, und das „Dom Kino“, eine Art überdimensioniertes kommunales Kino, zeigte die „Zweite Heimat“ an aufeinanderfolgenden Tagen. Nicht vorher und nicht nachher habe ich mich so dem Deutschen (so im Großen und Ganzen) zugehörig empfunden, wie in den Momenten, in denen ich den Saal verlies und durch die Fenster des Foyers hinaus auf die Dächer und Kuppeln Moskaus schaute. Den Titel, so meine ich, hatte die Serie zu recht. So deutsch die Verhakelungen der Liebe, die Schwärmerei, die Arroganz, die Ambitionen. So bekannt das, wohin man will, und das, wohin es einen führt, und warum es einen dahin führt. Ein fesselndes Mentalitätsbild, das, obwohl in München (wo ich kaum war) und vor meiner Geburt angesiedelt, treffender kaum sein konnte. Und dessen Unterschiedenheit von Anderem umso deutlicher wurde, weil ich ja die Menschen um mich kannte, diese Russen, die in vielem so ähnlich und insgesamt so bezaubernd, aber in vielem auch so völlig unbegreifbar und fremd waren: In ihrem todernsten Pathos, ihrem Klassendünkel (und das nach 70 Jahren Sozialismus!) (oder deswegen!), ihrer Offenheit, ihrem Machismo, ihrer fast gefährlichen Freundschaft. <br />
Da hat mir also das Zusammenwirken dieses so genauen und so emotionalen Filmes und dieser beeindruckenden Stadt ein Gefühl geschenkt, dessen Gegenteil ich damals in Deutschland stets kultiviert hatte (gezwungen, allerdings, durch Helmut Kohl und seine Kohorten – zu denen wollte man nun wirklich nicht gehören): Zugehörigkeit. Wenn das in Deutschland so ist, wenn die Menschen dort so fühlen und handeln, gehöre ich wohl dazu. <br />
Ja, und nun macht Reitz also was über die Wende, die Neunziger, natürlich, da habe ich so einiges erwartet, und auch gedacht: Der Mann hat 24 gelungene Teile rausgedrückt, da scheint er es ja zu können, da ist die Frage gar nicht so sehr, OB es klappt, sondern WIE es klappt...<br />
Und nun, gierig von mir gelesen, die erste Kritik nach der Premiere in Venedig, ein Verriss. Ein totaler. Oh nein, wirklich, das wäre eine Katastrophe. <br />
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Nur die Ruhe, sag ich mir.
bähr
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2004-09-13T19:44:48Z
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80er
http://kinopel.twoday.net/stories/325839/
Der Anfang von St. Elmo's Fire ist wirklich eine Gemeinheit. Ist aber auch auf eine perverse, etwas vermoderte Weise verfuehrerisch. Ist es wirklich moeglich, alles Ekelhafte der 80er Jahre in einen Film zu packen. Ein Film, dessen einzige Existenzberechtigung zu sein scheint, Footloose wie ein Meisterwerk aussehen zu lassen. Fast bewundernswert wie Joel Schumacher noch aus jedem Stoff reinstes Gift zu pressen vermag. Ich bin ehrlich gespannt, wie es nach diesen ersten hoellischen Minuten weitergeht.
Svenson
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Copyright © 2004 Svenson
2004-09-08T20:45:01Z
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Nachher: Ladykillers
http://kinopel.twoday.net/stories/297254/
Es ist tatsächlich so, wie ich's allenthalben gelesen habe, aber nicht glauben konnte. Der Film ist nix. Als Ansammlung von unterschiedlich gelungenen Gags geht er durch. Als Gesamtentwurf dagegen produziert er Ratlosigkeit. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang die Reaktion einer Freundin aufschlussreich. Sie wusste vorher nicht, dass es sich um einen Coen-Film handelte. Sie erzählte mir, sie habe die ganze Zeit gedacht, hier werde mit untauglichen Mitteln der Coen-Stil imitiert. Als sich ihr erst am Ende die tatsächliche Autorenschaft der Brüder entdeckt habe, sei sie sehr erschrocken gewesen. "Ladykillers" sieht auch tatsächlich auf den ersten Blick aus wie ein Coen-Film. Die satten Farben. Die dichten Oberflächen, die schon beim ersten Hinsehen scheinbar eine Geschichte erzählen. Die Stilisierungen, die deshalb meistens so wirksam sind, weil sie sich aus einem tiefen Verständnis des Funktionierens von Situationen speisen. Häufig sind es in ihren Filmen mindestens zwei Themen oder Strukturen, die sich verschränken, konterkarieren, ergänzen, deren Aufeinandertreffen auf jeden Fall Funken erzeugt. An den Komödien ist das am deutlichsten zu sehen. In "Raising Arizona" ist es die Kombination aus den Komplexen Verbrechen/Strafverfolgung und Familie, die die Komödie anheizen und ihr einen gewissen Wahnsinn verleihen. In The Big Lebowski gehen der Wunsch nach totalem Stillstand und der Chandlersche L.A.-Private-Eye-Krimi eine Liebesehe ein. (Auch in "Ladykillers" gibt es einen Hinweis auf Chandler. Der Spruch "Re-elect Sheriff Wyner, because he is too old to go to work." auf einem Plaket im Sheriffbüro stammt aus "Die Tote im See". Dort lautet er - in der Übersetzung - "Achtung Wähler! Behaltet Jim Patton als Sheriff! Zum Arbeiten ist er zu alt!")<br />
Diese Doppelbödigkeit geht "Ladykillers" leider ab. Die einzige strukturierende Idee scheint "Südstaaten!" zu sein. Die hat ja in Verbindung mit der "Odyssee" bei "O Brother, Where Art Thou?" auch blendend geklappt - auf sich allein gestellt hängt sie in der Luft.<br />
Das liegt vor allem an der etwas lustlosen Handlungsführung, die selbst kein Thema entwickelt. Dabei orientiert sie sich recht genau an dem Original, distanziert sich aber genau in dem Punkt davon, wo größere Nähe von Vorteil gewesen wäre. So ist die Verbrechergemeinschaft in jeder Hinsicht heterogen. Alle werden von Anfang an als Typen gezeichnet, die weniger als nichts miteinander zu tun haben. Jeder hat seine Macke und seine extremen äußerlichen Merkmale. Keine Chance mehr ihn gegen die Gruppe abzusetzen und zu konturieren, er steht von vornherein allein. Damit steht dann aber auch fast jeder Gag allein und beziehungslos in der Gegend herum und ist allein auf seine Qualität angewiesen. Und die ist wie gesagt unterschiedlich. Und auch den Wahnsinn streift "Ladykillers" selten. Nie ein Moment in dem den Protagonisten völlig die Kontrolle entgleitet und - noch schlimmer - nie der verzweifelte, meist vergebliche Versuch, sie wiederzuerlangen.<br />
Schade um Tom Hanks, dessen Performance ein wenig verschenkt erscheint. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube die Richtung stimmt nicht und damit wahrscheinlich die Besetzung. Verschlagenheit, die sich mit Liebenswürdigkeit tarnt (Alec Guinness), ist amüsanter und wirkungsvoller als Liebenswürdigkeit, der Verschlagenheit unterlegt ist (Hanks). Aber vielleicht ist das auch Quatsch. Kein Quatsch ist, dass ich J.K. Simmons sehr gut fand (war schon als Chefredakteur in Spiderman 1+2 spitze). Als Garth Pancake verleiht er "Ladykillers" seine besten Momente, indem er völlig aussichtslos versucht, Würde zu bewahren. Da atmet der Film für kurze Momente echte Komödie.
Svenson
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Copyright © 2004 Svenson
2004-08-08T18:49:21Z
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nacher: Fahrenheit 9/11
http://kinopel.twoday.net/stories/296326/
Die Mutter des gefallenen Soldaten, die am Ende des Films Washington besucht, sagt, sinngemäß: "Sie denken, sie wüssten bescheid, aber sie wissen es nicht!" Wie so viele Zeugen, die Michael Moore auftreten lässt, könnte auch dieser Satz von ihm selber stammen, gerade dieser Satz, denn er steht für Moores größtes Leiden, das Leiden an der Unwissenheit des Volkes, das den mächtigsten Mann der Welt wählt. Des betrogenen Volkes. Und wenn er am Ende aufruft "Do something", dann ist das die Maxime, der dieser Film entsprungen ist. Das ist kein Dokumentarfilm, das ist das, was Micheal Moore mit den Mitteln, die ihm gegeben sind, und das sind die der Dokumentation und der Montage, gegen George W. Bush und seine Camarilla tun kann. Er bildet keine Realität ab, er konstruiert sich seine eigene, die einiges mit dem, was wirklich ist, zu tun haben mag. Mehr zumindest, als das, was dem Durchschnittsamerikaner als Realität vorgesetzt wird. Die Moore'sche Realität ist zweifellos besessen, er ist polemisch, möglicherweise lügt er beizeiten, aber er hat sein Ziel immer vor Augen. Ich folgte ihm nicht bis zu diesem Ziel, aber ich folgte ihm zwei Drittel der Strecke, und das ist mehr als genug. Seine Argumente hätte Moore auch weniger spekulativ, mit weniger Entertainment, seriöser, wenn man so möchte, formulieren können - doch dann hätte er sein Ziel nicht erreicht, dass eben nicht nur ein kinematografisches, sondern ein gesellschaftliches ist. Er hätte die Massen nicht erreicht, an deren Unaugeklärtheit er so leidet. <br />
Wenn der normale Künstler auf die Frage "Wollen Sie mir Ihrer Kunst die Welt verändern" herkömmlich mit "Nein" antwortet, Moore will es garantiert. Und da heiligt für ihn der Zweck die Mittel. Dass er eine ähnliche pauschalierte Angstmache, wie er sie der US-Administration vorwirft, den Saudis gegenüber betreibt, bleibt da wie so vieles Unsauberes oder fragwürdig Detektivisches ein Nebeneffekt. Und das kann es auch. <br />
<br />
Denn eins kann man diesem Film nicht hoch genug anrechnen: Die Beziehung zwischen dem politischen Handeln einzelner und dem Leiden von Tausenden und Millionen, das daraus erwächst, aufzuzeigen. Dieses unfassbare Missverhältnis, dass zwischen den wie auch immer motivierten Entscheidungen Einzelner und dem Untergang ganzer Generationen besteht, und das sonst im Kino nur durch die Dämonisierung dieser Einzelnen aufgefangen werden kann. Und wenn er am Ende an die Verantwortung der Herrschenden gegenüber den Kindern des Vaterlandes, die es zu Soldaten macht, erinnert, ist er ganz bei sich und ganz glaubwürdig. Und natürlich ganz patriotischer Amerikaner.
bähr
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Copyright © 2004 bähr
2004-08-06T23:38:29Z
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Vorher: Fahrenheit 9/11
http://kinopel.twoday.net/stories/284391/
Natürlich werde ich mir Fahrenheit 9/11 ansehen. Obwohl ich nicht mehr weiß, ob ich Michael Moore mag. Bei "The Big One" mochte ich ihn noch ganz, dann ist in unserer Beziehung eine ganze Zeit lang garnichts und dann "Bowling for Columbine" passiert. Ich finde es GUT, wenn Dokus polemisch sind, das macht einfach mehr Spaß. Es ist schön, wenn man ungetrübt wütend gegen die falsche Sache sein kann. Moore wurde, ich weiß nicht mehr wo, vorgeworfen, er "schlage ein totes Pferd" (to beat a dead horse) (im „Schnitt“?). Gemeint ist, dass er einen wütenden Film gegen eine Sache macht, bei der ihm ohnehin JEDER zustimme - Gesinnungsfilmerei, risikolose. Im Falle des Columbine-Films stimmt das eigentlich nur in Europa, in Amerika mag es anders sein, da gibt es doch recht viele Menschen, die abslout nicht seiner Meinung sind. Oder ist es so, dass er ohnehin nur innerhalb einer geschlossenen Zielgruppe wahrgenommen wird, und den redneck-Farmer nicht provoziert und in quälende Gedanken stürzt, weil der den Quatsch ja eh nicht wahrnimmt? Interessant wäre dann zu wissen, ob wirklich nur die Leute, die ohnehin seiner Meinung sind, auch in seine Filme gehen, oder ob er in den USA ein Stadium der Berühmtheit erreicht hat, das auch andere neugierig macht, sich das mal anzusehen. In einem Artikel in der aktuellen Zeit wird berichtet, dass die Kinos, in denen 9/11 und die, in denen der Christusfilm von Mel Gibson gezeigt wurden, nie dieselben waren - bis auf ein einziges Haus in New York. Ansonsten schön nach Landstrichen getrennt. Im Süden und in der Mitte Mel, an den Küsten Michael. (Fehlt nur ein -icha- in der Mitte.) Nach Columbine fand ich den Mann nach wie vor gut, aber fand auch, dass seine Polemik teilweise abglitt, dass Effekt und Selbstverliebtheit und Wahrheiten an der Grenze der Fälschung überhand nahmen. Im selben Artikel in der Zeit wird aber auch berichtet, dass Moore in 9/11 Bilder zeigt, die uns ganz gegenwärtig sind (Tote Kinder, tote Soldaten im Irak, und dergleichen), die aber im Amerika der Kabelnetworks bisher UNGESEHEN sind, die die Menschen in einem Land, in dem heimkehrende tote Soldaten per Erlass aus den Medien verbannt sind, einfach nicht kennen, obwohl sie den mächtigsten Mann der Welt mit dem dicksten Daumen am dicksten Abzug wählen müssen. Und hier, finde ich, hört ästhetisches Räsonieren auf - wenn es Moore gelingt, das Kino zu einem Fenster der unabhängigen Meinung in einem in seiner Fläche medial annähernd gleichgeschalteten Land zu machen, dann will ich nicht rumnörgeln, nein, da heiligt der Zweck auch teilweise fragwürdige Mittel. <br />
<br />
Ist das dann Propaganda? Ja, meinetwegen, lass es das sein, es kommt ja immer darauf an, wofür. Stand-Up Propaganda. <br />
<br />
Wenn 9/11 den Amerikanern etwas über ihr Land in der Welt, in der sie leben erzählt, dann erzählt es uns etwas über das Amerika, mit dem wir zusammenleben. <br />
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Ich erwarte einen der politischsten Filme seit langem, mit all seinen Grobschlächtigkeiten, und freue mich, dass das Kino im Land seiner WAHREN Geburt die gesellschaftliche Wichtigkeit zurückerhält, die es bei uns schon lange nicht mehr hat. Menschen gehen ins Kino, um etwas Unerhörtes über ihr eigenes Leben zu erfahren, um INFORMATIONEN zu kriegen. Dass das gerade aus den USA kommt, ist schon verrückt. Aber tüchtig gelacht wird sicher auch.
bähr
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2004-07-26T00:41:35Z
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Nacher: Before Sunset
http://kinopel.twoday.net/stories/281444/
Oh natürlich, ein Amerikaner in Paris, ein Schriftsteller im Buchladen "Shakespeare and Company", DEM Treffpunkt der amerikanischen Intellektuellen in Europa, zum ersten Mal, in seiner ersten Inkarnation, für Hemingway, Pound und Konsorten, später, in der Form, wie er auch im Film zu sehen ist, der Treffpunkt der Beatgeneration, und nun also ein gealterter Slacker auf deren Spuren. In Europa auf der Suche nach dem besseren Leben. Das er hier schon einmal in Händen hielt - für eine Nacht. Habe ich gesagt gealtert? Am Anfang des Filmes sieht man Bilder von Jesse und Celine aus dem ersten Teil. Wir treffen sie wieder, erinnern uns, doch wie jung die waren... Sie treffen sich wieder, und das Wiedersehen ist zauberhaft unspektakulär und glaubwürdig inszeniert, so wie alles in diesem Spaziergang von einem Film so glaubwürdig ist: Die Direktheit, mit der die beiden das Gespräch aufnehmen, es führen, sich darin verspinnen wie in den Pariser Straßen, hie und da zeigen, wo's langgeht, um den Weg dann wieder zu verlieren. Die verspielte Offenheit, mit der sie sich erst ihr Leben erzählen, die dann zur direkten, verzweifelten Offenheit wird, wenn sie es sich nochmal erzählen. Wenn sie über das verlorene Leben nachdenken, das sie teilen, das sie nur kurz für eine reale Optiion hielten, dann für ein Traumgespinst, und das nun in all seiner Fülle und Unerreichbarkeit vor ihnen steht. Und dabei die ganze Strecke über einen leichten Ton halten, immer auf dem Sprung zur rettenden Neckerei, die, meistens vom anderen nicht gleich begriffen, nicht um ihrer Pointe, sondern um einer grundsätzlichen, zärtlichen Unernstheit willen dargebracht wird. Wunderbar, wunderbar spielen Delpy und Hawke, ich hatte tatsächlich einen Großteil des Films über andächtig meine Hände gefaltet. Vor diesen Menschen. Vor diesem Leben. Und davor, wieviel Linklater über seine, also unsere Generation, also über mich weiß. Und das in einem Film, nicht länger als ein Popsong, wie Jesse am Anfang über seinen nächsten Roman sagt, und doch ein ganzes Erwachsenenleben lang. Wie er ausgeht? Nein, hier kein Spoiler, aber ich habe es glaube ich nur selten erlebt, dass ein ganzes Kinopublikum so direkt mit einem Aufseufzen auf eine Filmende reagiert hätte. Ein wunderbares Ende, vor allem für diejenigen im Saal, die Optimisten sind.
bähr
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2004-07-21T23:32:47Z
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Vorher: Ladykillers
http://kinopel.twoday.net/stories/281251/
Fangen wir mit dem Original an. Das hab' ich als Kind ganz oft gesehen, denn es gehörte zu den Filmen, die mit grundsätzlicher Familienaufmerksamkeit geadelt wurden. Es war ein Alec-Guiness-Film, so wie es Cary-Grant-Filme, Charlie-Chaplin-Filme, Alfred-Hitchcock-Filme und Heinz-Rühmann-Filme gab. Diese Namen sollten für Qualität bürgen. (Zwar habe ich bis heute etliche Filme mit Alec Guinness gesehen, aber keiner war mehr ein Alec-Guinness-Film, denn in keinem sah Alec Guinness so aus wie dort.) Ich fand "Ladykillers" immer schrecklich komisch, fühlte mich dazu allerdings auch verpflichtet, schließlich war ich gerade dabei, herauszufinden, was außer Slapstick im Fernsehen (in Gänze witzig) und dem örtlichen Kinoangebot von Spencer/Hill (klingt ohne Vornamen merkwürdig) bis Louis de Funés noch lustig sein könnte. Das war also schwarzer, bzw. englischer Humor. Leute sterben zu meinem Vergnügen - fand ich gut. <br />
Vor wenigen Jahren habe ich den Film aufgenommen, kurz reingeschaut, ob's geklappt hat, archiviert, wegsortiert. Vielleicht ein Jahr später drüber gesprochen und im Kopf immer einen Schwarz-weiß-Film gehabt. Ich war dann doch richtig schockiert, dass der Film in Farbe war. Bestimmt acht mal gesehen und doch falsch erinnert. Liegt es an den tatsächlich blassen Farben, liegt es daran, dass mein historisches Gedächtnis farblos ist? <br />
Und jetzt kommt das Remake und die Fotos, Trailer und das Plakat versprechen einen Farbenrausch. Angerichtet von den Coens. Und meine Erwartungen explodieren. Wenn der Film tatsächlich so farbig ist, wie ich ihn mir erhoffe, dann ergibt die Farbmischung mit dem Schwarz-Weiß meiner Erinnerung vielleicht eine ideale Farbe. Und wenn der Film so lustig ist, wie "Intolerable Cruelty", dann entstaubt er vielleicht das Original, über das ich beim letzten mal Sehen mehr geschmunzelt als gelacht habe. Tom Hanks als Alec Guinness (es gab nie einen Tom-Hanks-Film) wird als groteske Figur jeden Anschein von Wahrscheinlichkeit verlieren. Er wird mit Klischees überhäuft werden, und ich werde es genießen. Ich werde Bilder so grell und heiß sehen, dass sie zerschmelzen (Südstaaten!). Ich werde lachen, weil der schwarze, britische Humor mit seiner gelegentlich<br />
etwas selbstgenügsamen Provokation keine wirkliche Rolle mehr spielt. Vielmehr wird es auf den Modus ankommen. Auf die Gesichter, mit denen halbgare Platitüden ausgespuckt werden, auf die ungemütliche oder gar zu entspannte Körperhaltung. Schließlich kann immer noch ein Pups mit rausrutschen. Es wird ein Fest. Hoffentlich.
Svenson
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Copyright © 2004 Svenson
2004-07-21T16:26:11Z
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