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Wieder ein Film, von dem ich mich frage, was ihn eigentlich in ein CINEMAXX verschlägt. Redford natürlich, das wirkt immer noch. Sonst aber wirklich garnichts. So ganz unspektakulär ist er, so garnicht aufregend, kaum wirklich spannend. Der deutsche Titel leitet fehl: "Anatomie einer Entführung" will an "Anatomie eines Mordes" von Preminger erinnern, der seinen Titel zu recht trägt. Doch geht es hier kaum um die Entführung, um ihren Ablauf, ihr Funktionieren - mehr um die Menschen in ihr, und vor allem um die Stimmung der Vergeblichkeit, die ihr Leben umweht. Das des Erfolgreichen, das des Gescheiterten. Die äußere Handlung rollt mechanisch, absehbar und überraschungsarm ab. Ein Film, der aus der Zeit gefallen wirkt. Werden heute eigentlich garnicht mehr gebaut, solche Filme, die mit kaum etwas auf der Oberfläche aufwarten. Mit keinem Psychodrama, keiner "außergewöhnlichen Begebenheit", keiner gedrechselten Handlung mit überraschender Pointe. Er hat darin was siebzigermäßiges, schwer zu beschreiben. Wirklich kein Feelgood-Kino. Er hat in seiner Art etwas unpassendes in einem Kino, in dem die Reihe der sonst gezeigten Filme beim Publikum andere Erwartungen auslöst, etwas beinahe peinliches, was sich in dem verständnislosen Übersprungs-Gelächter am Ende der Vorstellung entlädt. Aber es mag sich dem anderes gewöhnten Publikum am Ende die Frage stellen: "Warum hat der Mann diesen Film eigentlich gemacht?" (so wie mir gerade). Dann kommt man bei Lebensentwürfen, bei den Grenzen der eigenen Gestaltungsspielräume, und bei Haltung an, die man dem Leben entgegensetzt. Ach, ich weiß nicht, ob das viele tun. Gute Darsteller, vor allem Willem Dafoe, der nicht diabolisch grinst und für seinen Schanuz die "Goldene Kidman-Nase" 2005 erhält.
Svenson meinte am 4. Jan, 02:26:
Vor allem ein Film der sich dem so häufigen - beileibe nicht immer schlechten - Schema Aktion - Reaktion widersetzt (die Formulierung ist so aus "Die Kinder des M. Mathieu" geklaut, wo sie mir gefiel). Die beiden Parallelhandlungen Entführer - Entführter und Familie - FBI werden so bewusst ohne Bezug zueinander inszeniert, dass jeweils eine ganz besondere Konzentration entsteht. Isolation und Einsamkeit pirschen sich als Themen heran und entfalten sich in diesem Konzept voll. Die unspektaktuläre, erzählerisch aber gewagte Form und der traurige Inhalt ergänzen sich aufs Beste. Zwei Kammerspiele um zwei Menschen, die erst in ihrer Abwesenheit ihren Wert füreinander erkennen - und wer weiß, vielleicht nur da. Außerdem zwei (Mirren + Redford) bemerkenswerte, betont körperliche Performances, die den feinen Unterschied zwischen (Noch-)Beherrschung des Körpers und allmählichem Kontrollverlust auch als Frage von Leben und Tod andeuten. Vielleicht kann man das auch als eine Metapher für das Altern und die Angst vor dem Tod sehen.
Das passt natürlich nicht ins Cinemaxx und auch sonst recht nirgendwohin, was an seiner Qualität nicht ein winziges Bisschen ruckelt. Und die Vorstellung, dass in einem am Ende ausverkauften Saal am Sonnabend-Abend ein Publikum in Erwartung eines Hochpannungsthriller mit dem Redford, du weißt schon, Spy Game, langsam nervös wird, bereitet mir einen gewissen Genuss. 
 

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